Lennox 01 - Lennox
meiner Wohnung entfernt auf die Great Western Road. Am kommenden Tag wollte ich die Adressen überprüfen.
Davon abgesehen hatte ich nichts, dem ich nachgehen konnte, es sei denn, Sneddons Jungs fanden irgendetwas über Powell heraus, Fred MacMurrays aufdringlichen Doppelgänger.
Italienern sagt man nach, Kaffeeexperten zu sein. Diese Fertigkeit schien Familie Rosseli jedoch vor ein, zwei Generationen verloren zu haben, und so ließ ich meine Tasse halb ausgetrunken stehen und trat hinaus auf die Straße.
Wenn Glasgow sich auf eines wirklich versteht, dann ist es Regen; seine Fäden funkelten im Straßenlicht, als ich nun zu meinem Wagen rannte. Ich wollte gerade aufschließen, als ein dunkelgrüner Riley RMB, so sauber und glänzend, als wäre er gerade vom Fertigungsband gerollt, hinter mir anhielt. Die Tür schwang auf, und Jonny Cohen streckte seinen Kopf in den Regen.
»Lennox! Lassen Sie Ihr Auto hier. Ich bringe Sie nachher zurück.«
»Was ist denn los, Jonny?«
»Ich muss Ihnen etwas zeigen.«
11
Wir verließen das Stadtzentrum Richtung Osten. Ich saß auf dem Beifahrersitz, doch beim Einsteigen hatte ich die beiden riesigen Schlägertypen auf der Rückbank bemerkt. Als einer der Drei Könige war es für Jonny Cohen normal, ein paar Gorillas dabeizuhaben. Zwar mochte ich Jonny und traute ihm so weit, wie man jemandem in seiner Stellung trauen kann, doch von einem Gangsterboss und zwei seiner Knochenbrecher am Straßenrand aufgelesen zu werden, ließ sofort die übervorsichtige Seite meines Wesens hervortreten.
»Keine Angst wegen der Jungs.« Jonny war Gedankenleser. »Sie sind nicht Ihretwegen dabei.«
»Und was soll das Ganze, Jonny?«, fragte ich.
Wir bogen auf die A8 ein. Trotz Jonnys Beschwichtigungen hatte ich das dringende Bedürfnis, genau zu verfolgen, wohin die Fahrt ging. Jonny bedachte mich mit seinem hübschen Lächeln.
»Wir sehen uns einen schmutzigen Film an«, sagte er.
Knapp hinter Shotts verließen wir die Hauptstraße und hielten vor der Einfahrt zu einer kleinen Fabrik. Der uniformierte Nachtwächter hob einen Finger an seine Mütze, als er Jonny sah, und öffnete die Tore, um den Riley durchzulassen.
Ich hatte gewusst, dass es diesen Ort gab, aber nicht, wo er sich befand. Wie die beiden anderen Könige brauchte auch Jonny Cohen ein halblegales Geschäft, um Geld und andere Dinge zu waschen. Außerdem war Jonny Cohen als Importeur und Vertreiber von Pornografie vom Festland bekannt. Es hieß, dass er den größten Teil des Marktes südlich der schottischen Grenze beliefere, und dass er alle zwei Wochen einen Lastwagen nach Soho schicke. Seine unternehmerischen Bemühungen hatten dazu geführt, dass schmutzige Magazine und Sexfilme ganz oben auf der Liste der schottischen Exporte standen. Und seien wir doch mal ehrlich: Niemand holt sich bei Whisky und Butterkeksen einen runter.
Wir parkten vor einem Lagerhaus der Fabrik, und Jonny ging vor mir hinein.
Zwei Männer warteten in dem Gebäude. Einer war im mittleren Alter, klein und muskulös, und hatte das prollige, brutale Aussehen eines Ex-Boxers. Der andere Kerl war älter, wirkte nervös und war gekleidet wie ein Bankangestellter. Die beiden Typen standen neben einem Acht-Millimeter-Filmprojektor. An die Wand gegenüber war ein weißes Bettlaken genagelt.
»Diese beiden Gentlemen sind Geschäftsfreunde von mir«, erklärte Jonny. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, verzichte ich erst einmal darauf, Sie miteinander bekannt zu machen. Sie brauchen nur zu wissen, dass wir Pornos nicht nur importieren, sondern auch produzieren. In Edinburgh, um genau zu sein. Meine Freunde hier sind ... nun ja, für die Wichsfilmindustrie die Gegenstücke zu Sam Goldwyn und J. Arthur Rank.«
»Mr. Cohen hat uns eine grobe Beschreibung der Frau gegeben, für die Sie sich interessieren«, sagte der Bankierstyp. »Er hat auch erwähnt, wie Sie den außerordentlichen ... Magnetismus der Dame beschrieben haben, um es einmal so zu beschreiben. Aber erst, als Mr. Cohen uns die Fotografie gezeigt hat, ist uns aufgefallen ... Darf ich das Bild noch einmal sehen?«
Jonny nickte und reichte ihm das Foto von Lillian Andrews. Er betrachtete es einen Augenblick und lächelte; dann neigte er es so, dass der Ex-Boxer es auch sehen konnte. Der nickte knapp.
»Nein, es kann kein Zweifel bestehen«, sagte er. »Das ist Sally Blane, auf jeden Fall.«
»Sally Blane?«, fragte ich.
Statt einer Antwort gab der Bankier mir das Foto, während der Boxer den
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