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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Straße.«
    Bobby zuckte mit den Schultern. »Es ist auch lange her. An die Nummer kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich glaub auch nicht, dass das irgendwas nützen würde.«
    »Wieso?«
    »Ungefähr einen Monat, bevor Tam ermordet wurde, hab ich gehört, wie er mit Molly telefoniert hat. Mir kam es so vor, dass sie den Laden dichtmacht ... oder umzieht oder so.«
    Ich nickte, denn ich dachte daran, dass Jonny Cohen gesagt hatte, das Bordell schiene sich »in Luft aufgelöst« zu haben. »Wie bist du auf die Idee gekommen?«
    »Weiß ich auch nicht mehr. Aber ich glaube, Tam wollte nicht mehr so gerne was mit dem Laden zu tun haben, weil ihm die Drei Könige deswegen Scherereien machten.«
    »Mich wundert, dass Tam sich darüber Gedanken gemacht haben soll.«
    Bobby zuckte mit den Schultern. Zum ersten Mal sah ich ihn mir richtig an. Er war jünger, als ich zuerst gedacht hatte. Mit dem verzerrten Gesicht und dem halb geschlossenen Auge, das er mir verdankte, sah er beinahe verletzlich aus. Ich erkannte, dass ich eigentlich gar keine Lust mehr hatte, ihn noch länger herumzuschubsen. »Ich hab gehört, wie er mit Jimmy Wallace über Hammer Murphy geredet hat«, fuhr Bobby fort. »Ich konnte nicht alles verstehen, weil sie leise gesprochen haben, aber ich weiß, dass Tam glaubte, Hammer Murphy will ihm vielleicht ans Leder.«
    Ich überlegte. »Du hast gesagt, dir fällt niemand ein, der hinter Tams und Frankies Ermordung steckt.«
    »Ist auch so. Jeder weiß, dass Hammer Murphy es nicht war. Hammer Murphy hätte nichts lieber getan, als Tam plattzumachen, aber die beiden anderen Könige haben Nein gesagt.«
    »Hat Tam das gewusst?«
    Bobby nickte.
    »Warum hat er mit Jimmy Wallace darüber gesprochen? Du hast doch gesagt, Jimmy hätte mit dem Geschäft nichts zu tun.«
    »Hat er auch nicht. Oder hatte er nicht. Aber Tam hat ihn immer irgendwelche Sachen gefragt. Sie haben wirklich viel miteinander gesprochen. Als könnte Jimmy ihm Ratschläge geben oder so.«
    Ich nahm ein paar Pfundnoten aus der Brieftasche und stopfte sie Bobby in die Brusttasche seines knielangen Jacketts. Er zog sie heraus und starrte darauf. Seine Laune hob sich.
    »Wofür ist das denn?«
    »Kauf dir einen neuen Anzug.«
     
    Die größte Einwanderergruppe in Glasgow bildeten die Italiener. Einige Familie lebten seit den Zwanzigerjahren oder noch länger hier, doch davon waren die meisten interniert oder in die Heimat zurückgeführt worden, als der Krieg ausbrach. Die noch hier waren, versuchten nun sehr bemüht, sich beliebt zu machen.
    Das Trieste war ein kleines italienisches Restaurant in der Stadtmitte. Ich aß dort oft und hatte die Familie kennengelernt, der dieser Laden gehörte. Anfangs waren die Rosselis über meine Grundkenntnisse des Italienischen verwundert. Als sie dann begriffen, dass es sich um die flüchtige Bekanntschaft eines Invasoren – oder Befreiers – mit der Kultur ihres Heimatlandes handelte, wurden sie misstrauisch. Heute begrüßten sie mich mit einer gleichgültigen Vertrautheit, die ich als angenehm empfand. Wie das Essen war die Atmosphäre bunt und billig.
    Ich saß in der Ecke unter einem ausgefransten, aber farbenfrohen Poster, das die sonnigen Freuden von Rimini pries, aß Spaghetti und trank dazu einen kräftigen Rotwein.
    Ich versuchte, nicht Lillian Andrews’ Gesicht vor Augen zu haben. Ich war einverstanden gewesen, mich aus ihren schmutzigen Angelegenheiten herauszuhalten, aber sehen wir der Tatsache ruhig ins Gesicht: Mein Wort wog genauso wenig wie – wahrscheinlich – ihres. Doch diese Sache musste warten.
    Gleichzeitig zeitigten meine Bemühungen, den McGahern-Morden auf den Grund zu gehen, kaum Fortschritte. Nach meiner Unterredung mit Bobby war ich zum Hauptpostamt auf der Waterloo Street gegangen und hatte die Telefonbücher nach Anwälten und Immobilienmaklern durchforstet, die eventuell Verkäufe auf der Byres Road abwickelten. Ein paar fand ich. Ich rief sie nacheinander an und gab mich als amerikanischer Ingenieur aus, der nach Glasgow gezogen war, um hier Schiffsmotoren zu entwickeln. Ich sagte, ich suchte nach einem Haus auf der Byres Road und sei an Einzelheiten über Immobilien interessiert, die in den letzten drei Monaten den Eigentümer gewechselt hätten, und den Verkaufspreisen. Die meisten Makler hatten mir nur widerstrebend geholfen, aber am Ende hatte ich eine Liste von sieben Häusern zusammen. Ich kannte die Byres Road ganz gut; sie mündete ungefähr eine halbe Meile von

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