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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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als nur wehgetan –, weil er es gern getan hat. Sein Bruder Frankie war ein Idiot. Wenn man ihn nur schief anguckte, ballerte er um sich. Aber er war nur ein armer Irrer. Deshalb sieht es ihm ähnlich, dass er Ihnen an dem Abend aufgelauert hat. Tam wäre etwas Besseres eingefallen. Tam hatte was auf dem Kasten. Wussten Sie, dass er nie hinter Gittern gesessen hat? Frankie übrigens auch nicht. Der Himmel weiß, wie oft die beiden vernommen wurden, aber keiner wurde je eingesperrt, nicht mal für eine Nacht.«
    »Die McGaherns waren nicht gerade in einem vergeistigten Beruf tätig«, entgegnete ich. »Kreditwucher und Schutzgelderpressung. Wenn sie dem Gefängnis entgangen sind, war es pures Glück.«
    Jonny schüttelte den Kopf. »Es hatte nichts mit Glück zu tun. Tam McGahern war außerordentlich smart, auch wenn man es nie geglaubt hätte, wenn man ihn so angeschaut hat. Tam hat es bei den Wüstenratten zum Sergeant gebracht und wurde ausgezeichnet. Ob Sie es glauben oder nicht, man redete sogar davon, ihn zum Offizier zu machen. Es heißt, der Seelenklempner beim Militär hätte Tams IQ gemessen und einen astronomischen Wert herausbekommen. Aber der gleiche Psychologe machte Tams Chance auf Beförderung zunichte, als er in die Akte schrieb, er hielte ihn für einen unberechenbaren Psychopathen. Das wussten wir hier alle sowieso schon. Tam hat es immer ein bisschen zu sehr genossen, anderen Menschen wehzutun, und das hat ihm oft das Urteilsvermögen getrübt. Aber er war gerissen und clever und wurde allmählich zu einer Bedrohung. Ganove werden kann jeder, aber manche Ganoven machen auf der Straße ihren Abschluss. Statt nur die Fäuste zu benutzen, fangen diese Typen an, zu denken und zu planen. Sich Ziele zu setzen. Tam McGahern trat gerade in diese Phase ein.« Jonny trank seinen Scotch aus, stand auf und goss sich noch einen ein. Als er mit Blick auf mein Glas eine auffordernde Bewegung mit dem Kinn machte, schüttelte ich den Kopf. Er hielt nachdenklich inne; dann fragte er: »Hat Sneddon Ihnen gesagt, dass wir uns getroffen und über Tam McGahern gesprochen haben?«
    »Nein, hat er nicht«, antwortete ich.
    »Das überrascht mich nicht. Ich will es nicht komplizierter machen, als es ist, aber wir haben uns tatsächlich zusammengesetzt, um zu diskutieren, ob wir wegen Tam etwas unternehmen müssten. Eine Dauerlösung finden, Sie verstehen schon. Andernfalls hätte die Gefahr bestanden, dass Tam eines Tages so mächtig wird, dass er die Drei Könige bedroht.«
    »Und was wurde beschlossen?«
    »Ihn erst mal in Ruhe zu lassen, solange keine Gefahr besteht. Tam wusste, dass er die Grenze nicht überschreiten durfte, sonst hätten wir ihn zerquetscht.«
    »Vielleicht hat einer der Könige beschlossen, sich auf eigene Faust um das Problem zu kümmern.«
    »Tja, ich war es nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Sneddon Sie engagiert hätte, würde er hinter dem Mord stecken. Nicht einmal, wenn er jemanden von außerhalb der Stadt beauftragt hätte. Und Murphy ... Hammer Murphy ist nicht in der Lage, irgendetwas diskret oder besonnen zu tun. Wenn er McGahern erledigt hätte, bräuchte sich niemand den Kopf zu zerbrechen, wer es gewesen ist.«
    Ich wusste, was Jonny meinte: Hammer Murphy war der von den Drei Königen, mit dem ich am ungernsten zu tun hatte. Vieles von dem, was Jonny über Tam McGahern gesagt hatte, traf auch auf Hammer Murphy zu. Nur das mit der Intelligenz nicht. Michael »Hammer« Murphys Spitzname passte wunderbar: Er war das menschliche Gegenstück zu einem stumpfen Werkzeug. Jeder Zusammenstoß mit diesem Klotz tat sehr weh. Und Jonny hatte recht: Murphy legte immer großen Wert darauf, dass ihm die brutalen Gewaltakte, hinter denen er steckte, auch zugeschrieben wurden. Und es gab eine Menge davon. Trotzdem blieb ich für alle Möglichkeiten offen: Ob in der Werkstatt in Rutherglen nun Tam oder Frankie der Schädel eingeschlagen worden war, die Vorgehensweise jedenfalls passte genau zu Hammer Murphy.
    »Wie auch immer«, sagte Jonny, »wir haben Tam McGaherns Geschäften enge Grenzen gesetzt. Das gefiel ihm nicht, aber solange wir drei zusammenhielten, konnte er nichts daran ändern.«
    »Ich habe gehört, Tam hatte eine Klette, einen gewissen Jimmy Wallace. Ich glaube nicht, dass er mit den Geschäften viel zu tun hatte, aber Tam hat ihn offenbar ausgehalten.«
    »Jimmy Wallace?« Jonny schüttelte nachdenklich den Kopf. »Kann nicht sagen, dass ich je von ihm gehört

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