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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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einen Wagen, der abseits der Straße in einer schmalen Sackgasse zwischen zwei Lagerhäusern stand. Mein Freund war es nicht. Die beschlagenen Fenster des uralten Ford verrieten mir, dass sich hier jemand wegen eines hastig betriebenen Aktes der Unzucht versteckte.
    Ich fuhr weiter auf die King Street, und meine Gedanken beschäftigten sich nicht mehr mit dem Kerl, den ich verfolgt hatte, sondern mit der Frage, weshalb ich von Lillian Andrews’ Komplizen beobachtet wurde, denn ich war mir ziemlich sicher, dass niemand anders dahintersteckte. Der Mann am Lenkrad hatte zu dem ungeschickten Entführungskommando aus dem Bedford-Lieferwagen gehört. Dessen Mangel an Finesse passte nicht zu der professionellen Manier, mit der mein Büro auf den Kopf gestellt worden war. Sie passte auch nicht zu meinem unangenehmen Gefühl der letzten Tage, von jemandem verfolgt zu werden, der zu clever war, als dass ich ihn aufstöbern konnte. Der Kerl im Austin 16 hätte natürlich noch offensichtlicher vorgehen können, aber dazu hätte er sich ein Schild hinter die Windschutzscheibe klemmen müssen mit der Aufschrift: ICH FOLGE DIR, LENNOX!
    Waren es verschiedene Gangs? Ich dachte an meinen Freund, das Fred-MacMurray-Double, und seine Kumpel aus dem Nahen Osten.
    Instinktiv vermutete ich, dass sie nicht wegen Lillian, sondern noch auf andere Weise mit Tam McGahern zu tun hatten. Was Rufus Jeffrey mir über Tams Militärdienst und seine Verbindungen zum Nahen Osten erzählt hatte, ließ mich nicht los. Irgendwie musste ich Mr. Frau ohne Gewissen und seine Kameltreiber mit Lillian in Verbindung bringen können. Ich fuhr wieder über die Glasgow Bridge an die Stelle, an der ich Jeannie abgesetzt hatte. Eine gute Stunde war vergangen, und natürlich sah ich keine Spur von ihr. Alles im Eimer.
    Ich brauchte einen Drink.

21
     
    Als ich zum Horsehead kam, hatte es bereits seit einer Stunde geschlossen. Das hieß, die Geschäfte liefen jetzt am besten. Aber diskret. Ich klopfte auf die Art an, die wir abgesprochen hatten, und Big Bob ließ mich herein. Eine abgeschlossene Tür war ein drolliger britischer Brauch, der sich ein Schlupfloch im Schankgesetz zunutze machte, wonach ein Wirt die Türen abschließen und echten Freunden in privatem Kreis kostenlos Getränke servieren durfte. Mit anderen Worten, es war die Zeit, wo die Polizei ihre Freigetränke einforderte und dafür die weiterhin offene Kasse und die anderen »echten« Freunde übersah.
    Mein versauter Abend setzte sich fort, als mich an der Theke eine finstere Miene in zwei Metern Höhe begrüßte.
    »Guten Abend, Superintendent McNab«, sagte ich mit so wenig Überdruss, wie ich zustande brachte. Ich überlegte, ob ich McNab fragen sollte, ob ich ihm was zu trinken bringen könnte, doch er wirkte zufrieden mit seinem halben Hellen und seiner finsteren Miene. Außerdem war ich auch nicht gerade versessen auf die Gesellschaft, die er pflegte: Bei ihm standen ein Heeresmajor ohne Kopfbedeckung und ohne Kinn und ein kleiner Sergeant an der Theke. Die Mütze des Sergeanten lag auf dem Tresen und hatte die Farbe, die ich überhaupt nicht mochte: rot.
    Gegen Ende einer zugegeben recht farbenfrohen Heereslaufbahn hatte ich einige Zeit in Gesellschaft der Militärpolizei verbracht. In vieler Hinsicht war es die gleiche Erfahrung gewesen, die ich seither mit der zivilen Polizei gemacht hatte: In einem Raum mit dicken Wänden saß man mit ein paar Typen zusammen, die einem am liebsten den Verstand herausgeprügelt hätten – mit dem Unterschied, dass die Rotkäppchen es nicht gekonnt hatten, weil ich Offizier gewesen war.
    McNab schien meine Gedanken zu lesen. »Unser Lennox hier war mal Offizier, wissen Sie. Ein Captain, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Ja, ja ...« McNab beäugte mich von oben bis unten. »War mal ein Gentleman und Offizier. Jetzt ist er bloß noch ein Stück Scheiße.«
    Der kleine Rotkäppchensergeant grinste. Ich lächelte ebenfalls. Am liebsten hätte ich McNab die Faust mitten in seine große dämliche Bullenmondvisage geschmettert. Aber ich lächelte. »Wenn es Sie nicht zu sehr verletzt, lass ich Ihren Namen aus dem Spiel, wenn jemand mich fragt, wer den größten Einfluss auf mich hatte, Superintendent.«
    »Und ein Klugscheißer ist er auch. Wissen Sie, was Sie sind, Lennox? Sie sind eine Kanalratte. Sie wühlen im Dreck dieser Stadt. Aber es ist nun mal so, dass Ihnen manches zu Ohren kommt, wovon ich nie etwas höre.«
    »Wollen Sie auf irgendwas hinaus, McNab?

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