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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Haus«, sagte er. »Du siehst so aus, als könntest du ihn vertragen.«
    »War ein langer Tag.«
    »Vorhin hat hier ein Kerl nach dir gesucht. Gegen acht Uhr. Hat keinen Namen hinterlassen.«
    »Wie sah er denn aus?«
    »Scheiße, ich weiß es nicht mehr ...« Big Bob rieb sich nachdenklich das Kinn; dann hellte sein Gesicht sich auf. »Doch, er war ein großer hässlicher Hurensohn. Riesengroß und potthässlich. Ach ja ... da war noch was: eine richtig fiese Messernarbe. Rechte Backe. Sah aus, als hätte man sie ihm früher mal aufgeschlitzt.«
    »Ein großer potthässlicher Kerl mit Messernarbe«, wiederholte ich. Ich dachte an die Hälfte aller harten Burschen, mit denen ich zu tun hatte, ihre Mütter und sogar einige Frauen, mit denen ich zusammen gewesen war, seit ich hier zu arbeiten angefangen hatte. »Wir sind hier in Glasgow, Bob«, sagte ich dann. »Du musst schon ein bisschen genauer sein.«
    Big Bob lachte. »Den Kerl verwechselst du nicht. Der Knilch war so groß wie ’n Saurier. Größer als ich.«
    »Hat er irgendwas gesagt?«
    »Nur dass er mit dir reden will. Geschäftlich.«
    Ich überlegte kurz. »Du sagst, er hatte eine Narbe. Also keine frische Wunde? Er hatte nicht zufällig einen Verband auf der Wange?«
    »Nee, das war was Altes. Auf jeden Fall sah er aus, als wäre mit ihm nicht gut Kirschen essen. Ach ja, da fällt mir noch was ein. Er trug einen Nadelstreifenanzug. Wie ein Geschäftsmann.«
    »Tun sie das nicht alle?«, entgegnete ich und trank meinen Whisky. Nur weil es nicht der Kerl war, den ich durch die halbe Stadt gejagt hatte, hieß das noch lange nicht, dass er keiner von Lillians Leuten war. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, ich würde schon bald von ihnen hören. Sie hatten mich nicht einschüchtern können, und als Nächstes käme ein Angebot.
     
    Es wartete draußen auf mich, das Monster in Nadelstreifen. Ich hatte Bobs Beschreibung für eher verschwommen gehalten, doch als ich das Ungeheuer sah, war mir sofort klar, dass nichts passender war als »großer hässlicher Hurensohn mit Messernarbe«. Er lehnte an einem Auto, wahrscheinlich seinem eigenen, und es war nicht der Austin 16.
    Ich schloss die Hand um den Totschläger in meiner Tasche. Ich lasse mich nicht leicht ins Bockshorn jagen, und ich war bereit gewesen, McNab zusammenzuschlagen und die Folgen auf mich zu nehmen, aber dieser Kerl spielte in einer ganz anderen Liga. Er war wenigstens zwei Meter groß, und jeder Vergleich mit einem Scheißhaus aus Ziegeln war völlig unzureichend: Er hätte mich umbringen können, indem er sich einfach nur auf mich fallen ließ. Trotzdem war es nicht sein Körperbau, der mir Sorgen machte. Er sah aus wie ein Totmacher. Ein Killer. Ich war froh über meinen Totschläger, hätte mir aber etwas Massiveres gewünscht, ein Brecheisen zum Beispiel, oder meinen Revolver. Oder einen Panzer. Ich vermutete, dass dieser Riese seinen letzten Kampf verloren hatte, als ein kleiner jüdischer Knabe ihn mit einer Schleuder niedergestreckt hatte. Das Monster richtete sich von dem Wagen auf, als es mich sah. Ich war erstaunt, dass der Kerl nicht den Kotflügel eingedrückt hatte.
    »Mr. Lennox?«, fragte er mit einem Bariton, der wahrscheinlich noch in Paisley die Fensterscheiben zum Klirren brachte. Wenigstens war er ein höflicher Killer.
    »Wer will das wissen?«, fragte ich, während ich auszurechnen versuchte, wie hoch sechs Ellen waren. Und eine Handbreit.
    »Mr. Sneddon schickt mich. Ich und Twinkletoes, wir sollen nach Sie gucken. Ich hab versucht, Sie zu finden, aber Sie war’n nicht zu Hause.« Er kam zu mir und wurde dabei immer größer. Ja, er war wirklich ein richtig hässlicher Hurensohn. Er sah aus, als hätte er die halbe Bevölkerung Glasgows mit seinem Gesicht als stumpfem Gegenstand niedergeschlagen. Ich sah auch die Narbe, von der Bob gesprochen hatte: eine lange, tiefe Falte in seiner Wange. Ich war beeindruckt von der Reichweite des ehrgeizigen und wahrscheinlich längst verstorbenen Glasgowers, der ihn dort mit dem Rasiermesser erwischt hatte.
    »Bitte sagen Sie mir jetzt nicht, Sie hätten es schon bei mir zu Hause versucht.« Ich versuchte mir vorzustellen, wie Mrs. White die Tür öffnete und sich wunderte, dass kein Licht hereinkam.
    »Nee, nee ... Ich hab gesehen, dass Ihr Auto nicht da war. Mr. Sneddon hat gesagt, ich soll diskret sein. Ich soll Ihnen wissen lassen, dass wir Sie den Rücken decken, und wenn Se Hilfe brauchen, soll’n Se nur rufen.«
    Ich

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