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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Kellnerin, die ich aufgegabelt hatte, in Ehe mit dem Satan mit Jack Palance und Joan Crawford, das in einem Kino in der Sauchiehall Street gespielt wurde.
    Jeannie bestand auf der Glasgower Anstandsregel, nicht in der letzten Reihe zu sitzen: eine öffentliche Demonstration ihrer Achtbarkeit. In Wahrheit interessierte ich mich mehr für den Film als für das Herumfummeln in ihrer feuchten Unterwäsche, und wir wussten beide, dass es in der verschwitzten und erhitzten Enge meines Austin Atlantic ohnehin dazu kommen würde.
    In Glasgow war man schon jemand, wenn man ein Fahrrad besaß, das man selbst bezahlt hatte, statt es geklaut zu haben. Als Autobesitzer genoss man geradezu Hollywood-Glamour. Dass mein Auto ein schickes Austin A90 Atlantic Coupé war, verschaffte mir mehr Frauen als mein sanftes Wesen, mein lässiger Humor und mein blendendes Aussehen.
    »Ein bisschen siehst du aus wie er«, sagte Jeannie, als wir aus dem Kino in die Abendluft traten, die für diese Jahreszeit zu kalt war.
    »Wie wer?«
    »Jack Palance. Du siehst besser aus, aber ein bisschen siehst du ihm ähnlich.«
    »Meinst du?« Ich lächelte und sah Jeannie an. Auf keinen Fall hätte ich sie mit Joan Crawford verglichen, nicht einmal mit Gloria Grahame, die wie immer die billige Lebedame gegeben hatte. Als ich Jeannie zum ersten Mal begegnet war, hatte etwas an ihr mich an Carmen Miranda denken lassen: dunkles Haar, dunkle Augen, dunkle Haut, volle sinnliche Lippen. Doch als ich sie an diesem Abend abgeholt hatte, war mir klar geworden, dass dieses Etwas wahrscheinlich die halbe Flasche Roggenwhisky gewesen war, die ich damals intus hatte, im Zusammenspiel mit dem trüben, verräucherten Licht. Denn als ich meine kleine Kellnerin nun anschaute und die dunklen Augen, die dunkle Haut und die vollen, sinnlichen Lippen wieder in mich aufnahm, erinnerte sie mich am ehesten an Edward G. Robinson mit Dauerwelle. Plötzlich schwand meine Inbrunst.
    »Ja, das habe ich schon öfters gehört«, sagte ich als Antwort auf ihre Bemerkung mit Jack Palance. »Und dafür gibt es einen Grund.«
    »Ja?«
    »Ist eine lange Geschichte.«
    Ich parkte ein Stück die Sauchiehall Street entlang, etwas näher am Locarno Ballroom.
    »Was für ein tolles Auto!«, sagte sie, als ich ihr die Tür aufhielt. »Fahren wir ein Stück?«, fragte sie mich herausfordernd.
    »Klar«, sagte ich. Mein Plan war gewesen, mit Jeannie aus der Stadt zu fahren, auf dem Gleniffer Braes zu parken, von wo man eine großartige Aussicht auf die Stadt hatte, und sie dazu zu bringen, mir einen zu blasen. Doch so sehr ich es versuchte, ich bekam das Bild von Little Caesar , wie er auf einer Zigarre kaute, einfach nicht mehr aus dem Kopf.
    In diesem Moment sah ich den dunklen Austin 16 ein paar Autos entfernt stehen. Sneddon nahm meinen Schutz ein wenig zu ernst. Macht euch einen freien Abend, Jungs, dachte ich.
    »Warte mal kurz. Das sind Freunde von mir ...«, sagte ich zu Jeannie und ging zu dem Austin. Ich sah, dass hinter dem Lenkrad nicht Twinkletoes saß; vermutlich war es der andere Gorilla, den Sneddon mir hatte leihen wollen. Als er sah, dass ich näher kam, ließ er den Motor an. Ich bemerkte, dass er auf der Wange einen dicken Verband trug, und in dem Augenblick erkannte ich den Kerl: Er war einer von denen, die mich auf der Argyle Street überfallen wollten. Genauer gesagt war er der Bursche, den ich mit dem Bleirohr ins Gesicht getroffen hatte. Ganz offensichtlich war er ohne seine Kumpane nicht in Stimmung für einen Revanchekampf. Er setzte zurück, bremste, hebelte so wild den Vorwärtsgang ein, dass das Getriebe krachte, und raste über die Sauchiehall Street davon. Ich rannte zu meinem Wagen zurück und heftete mich an seine Fersen.
    Der Austin 16 bog mit kreischenden Reifen auf die Blythswood Street ab und jagte in Richtung Fluss. Als er über die Kreuzung Bath Street bretterte, wäre ihm um ein Haar ein Rover in die Seite geknallt. Ich schlitterte um das Heck des Rovers herum, doch der Abstand zwischen uns war größer geworden. Der Austin erreichte das Ende der Blythswood am Clyde und bog nach links auf die Broomielaw, ohne abzubremsen.
    Ich musste eine Vollbremsung machen wegen eines Lasters, der vor mir hielt. Der Fahrer sprang aus der Kabine und warf meiner Mutter alle möglichen Dinge vor; einiges davon war rechtswidrig, und mindestens eine Sache war anatomisch unmöglich. Ich fuhr auf den Gehweg, um an dem Kerl vorbeizukommen. Erst als ich aus dem Seitenfenster sah,

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