Lennox 02 - Lennox Rückkehr
Wenn sie es wären, würden Sie jetzt wahrscheinlich tief im Schlamassel stecken.«
»Wieso?«
Devereaux lachte. »Kommen Sie schon, Lennox. Paul Costellos Leiche wird eine halbe Meile vom Schauplatz eines Einbruchs entfernt aufgefunden, und die Bullen überlegen nicht mal, ob da ein Zusammenhang besteht. Wissen Sie, was Ihnen blüht, wenn die Jungs herausfinden, dass Sie diesen Bobby niedergeschlagen haben?«
»Wenn Sie so überzeugt davon sind, warum haben Sie es ihnen nicht gesagt?«
»Wenn Sie mir jetzt komisch kommen, Lennox, tue ich es vielleicht sogar. Aber eigentlich habe ich kein Interesse daran, Sie denen zum Fraß vorzuwerfen. Ich habe vielmehr ein Interesse daran, dass Sie mir Largo liefern.«
»Ich kann ihn aber nicht liefern«, entgegnete ich. Wir waren auf einer stillen Straße, und ich fuhr an den Rand.
»Noch nicht«, sagte Devereaux.
»Noch nicht.« Ich seufzte und legte die Hände in die Lenkradmulde.
»Aber Sie kommen ihm immer näher. Und über Barnier hätten Sie mich informieren müssen.«
»Sie scheinen auch ohne meine Hilfe gut informiert zu sein.«
»Ferguson hat mir von dem Einbruch erzählt. Er ist mir damit sogar ziemlich auf den Sack gegangen. Er sagte, es sei ein französischer Importeur mit einer Niederlassung in Marseille, bei dem eingebrochen wurde. Sehen Sie, diesen Burschen fällt es schwer, zwei Gedanken gleichzeitig zu verfolgen ...«
»Wenn sie es versuchen, müssen sie sich hinlegen«, sagte ich.
»Und sie können nur noch daran denken, dass ein Streifenpolizist einen Schlag auf den Kopf bekommen hat. Diese Stadt ist nicht viel anders als die Städte in den USA. Dort wird mit Blut gezahlt, wenn einem Bullen was passiert. Aber wie gesagt, weiter sehen sie nicht. Niemand stellt die Frage, wieso jemand in das Büro einer Importfirma einbricht, wo es nichts zu holen gibt außer Papieren ... mitten in einer Zollfreizone voller Whisky, Luxuswaren, Autos und Gott weiß was sonst noch.«
»Vielleicht sind ihnen die Büroklammern ausgegangen, und der Schreibwarenladen hatte schon zu.«
»Hören Sie mit dem Mist auf, Lennox, oder Amtshilfe wird mein Hobby. Was haben Sie zu Alain Barnier?«
»Ich glaube, er ist die Fassade für Ihren Mann. Zumindest steckt er hinter dem Mord an Paul Costello, direkt oder indirekt. Costello und Sammy Pollock haben eine Lieferung gestohlen, die aus zwölf Jadestatuetten bestand. Ich vermute, dass jede Statuette vollgepackt war mit Glücksschnee für Ihre Harlem-Neger.«
»Wie haben Sie von den Statuetten erfahren?«
Ich erzählte Devereaux von meiner Fahrt zu dem aufgegebenen Bauernhof, dem Jadedämon und dem Mann – höchstwahrscheinlich der kürzlich verschiedene Paul Costello –, der mich bewusstlos geschlagen hatte.
»Deshalb habe ich Barniers Büro durchsucht, und ich hatte recht. Ich fand einen Frachtbrief für zwölf vietnamesische Jadedämonen.«
»Vietnamesisch?« Devereaux drehte sich auf dem Sitz herum, die breiten Schultern folgten.
»Ja. Und?«
»Indochina ist die Quelle des Heroins, das in Harlem auf den Straßen auftaucht. Möglicherweise weiß Ihr Froschfresser Barnier nicht, was er da verschifft. Vermutlich wird das Heroin an der Quelle in die Statuetten verpackt. Vielleicht wird Barnier nur mit dem Verschiffen dieser Statuetten beauftragt, ohne dass er weiß, was drin ist.«
»Das würde ich gerne glauben«, sagte ich, »aber für einen Weinhändler und Kuriositätenimporteur ist Barnier ziemlich gut im Nahkampf.« Ich berichtete Devereaux, was vor dem Merchant’s Carvery passiert war. »Ich habe ihn die letzten Tage beschattet.«
»Und?«
»Nichts. Das einzig entfernt Anrüchige, bei dem ich ihn erwischt habe, war der Besuch bei einer verheirateten Frau in Bearsden, während ihr Mann auf der Arbeit war.«
Devereaux saß einen Augenblick lang still da. »Sie sagen, er importiert schon länger aus Indochina?«
»Soweit ich weiß, ja.«
»Dann muss er dort gute Verbindungen und Kontaktleute besitzen. Das Land ist ein einziges Chaos. Die Franzosen haben es gründlich vermasselt. Dien Bien Phu war eine Katastrophe. Ein Wendepunkt. Die Franzosen werden das Land räumen.«
»Nehme ich auch an.«
»Und sobald sie das tun, kommen die Roten ans Ruder. Die Franzosen werden ihnen die Hintertür sperrangelweit offen lassen.«
»Das ist weit weg, Dex«, sagte ich. »Das ist ein französisches Kolonialproblem.«
»Jetzt nicht mehr. Jetzt ist es unser Problem. Das gibt ein zweites Korea, merken Sie sich meine Worte. Bis
Weitere Kostenlose Bücher