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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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hellblaues Seidenhemd mit dunkelburgunderrotem Schlips an, dazu einen zweireihigen Anzug ohne Weste in Dunkelblau mit einem Hauch eingewobenem Mohair sowie dunkelblaue Socken und rotbraune Oxfordschuhe. Ich bürstete die Schultern des Jacketts ab, streifte es über und zog vor dem Spiegel meine Krawatte straff. Dann setzte ich meinen neuen Hut auf, einen Borsalino mit schmaler Krempe, und betrachtete mich. Verdammt, saß dieser Anzug gut. Es war eine Schande, ihn mit dem Gewicht eines Totschlägers auszubeulen, aber ich musste damit rechnen, früher oder später Costello oder einem Angehörigen seines brachialen Gefolges zu begegnen.
    Ich trage gewohnheitsmäßig einen Totschläger mit mir herum: sechs Zoll lang, Federstahl mit einer Bleikugel am Ende, alles in Leder genäht. Doch weil ich meinen Anzug nicht allzu sehr ausbeulen wollte, entschied ich mich für den schlankeren Ersatz des Totschlägers, den Neun-Zoll-Schlagstock. Im Grunde das gleiche Prinzip, aber abgeflacht und nur so dick wie eine Brieftasche. Das Ding sah aus wie eine Miniaturausgabe des Streichriemens beim Barbier. Es war elegant, schlank und schwarz, als hätte Coco Chanel es für Al Capone entworfen.
    Ich schob den Schlagstock in meine Innentasche auf der linken Seite, damit ich ihn mit der rechten Hand herausziehen konnte. Sein Bleigewicht zog die Seite meines Jacketts hinunter, aber damit konnte ich leben. Ein flacher Schlagstock bleibt oft unbemerkt, wenn man von jemandem abgetastet wird; er fühlt sich an wie eine Brieftasche. Und mir war nicht mehr danach, mich ohne irgendeine Rückversicherung auf die Straße zu begeben.
    Ich rief Sneddon an, um ein Treffen mit ihm auszumachen. Er sagte, er sei den ganzen Tag unabkömmlich. Ich erwiderte, ich würde ihn lieber unter vier Augen sprechen; was ich erfahren hätte, könnte ich ihm nicht am Telefon sagen, oder so einen Blödsinn. Er kaufte es mir ab und sagte, ich solle mich am Abend gegen halb neun noch einmal melden.
    Ich hatte ihn angerufen, damit klar wurde, dass es mir lieber war, zu telefonieren und einen für beide Seiten angenehmen Zeitpunkt für das Treffen auszumachen, als von Twinkletoes McBride von der Straße aufgelesen zu werden. Im Gegensatz zum Bauernhaus bei Dumbarton war das Haus in Bearsden nicht nur Sneddons Geschäftsgebäude, sondern auch sein Zuhause. Vielleicht konnte ich sogar Jimmy Costello dazu bringen, Gespräche vormerken zu lassen. Ich bezweifelte es allerdings.
    Ehe ich hinausging, blieb ich am Flurtelefon stehen und rief Lorna zu Hause an. Sie riss sich zusammen, so schien es, aber ihre Stimme klang noch immer müde und stumpf vor Trauer. Irgendwie kam ich mit dem Versprechen davon, sie später noch einmal anzurufen, ohne sie besuchen zu müssen. Ich fragte sie, ob die Polizei noch einmal gekommen sei, um sie etwas zu fragen, und ob Jack Collins wieder aufgetaucht wäre. Nein auf beide Fragen. Dann folgte langes Schweigen, in dem wir beide darauf warteten, dass der andere etwas sagte, etwas Bedeutungsvolles oder Tröstliches. Etwas, mit dem wir den Boden unter unseren Füßen verloren: unsere Seichtheit.
    »Dann höre ich später von dir«, sagte sie schließlich mit noch immer farbloser Stimme und legte auf.
    Ich fuhr hinaus ins East End, nach Dennistoun. Wie bei vielen anderen hübschen Vierteln von Glasgow war es großartig, wenn man behaupten konnte, aus Dennistoun zu kommen. Vermeiden musste man nur die Rückkehr dorthin. Dennistoun war ein Gewirr aus alten Mietskasernen, zwischen denen Lücken und Freiflächen klafften, wo einige allzu baufällige Elendsquartiere abgerissen worden waren. Auf ein paar der geräumten Flächen hatten sich bereits schmucke neue Wohnblocks ausgebreitet.
    Ich fuhr zum anderen Ende von Dennistoun, einem zusammengestückelten grünen Flickenteppich aus Laubenkolonien. Dahinter lag ein ebenso zusammengestückeltes Gebäude aus aneinandergeschraubtem Wellblech, das aussah, als gehöre es auf ein Werftgelände.
    Ich parkte und ging durch die Tür und unter einem Schild hindurch, das der Welt mitteilte, dass besagte Tür zu McAskills Sporthalle führe. Drinnen sah ich zwei Trainingsringe, deren Seile durchhingen und deren Leinwandbespannung grau geworden war. Mehrere Sandsäcke hingen unbehelligt von der Decke. In der Sporthalle war es still. Ich sah nur einen alten Mann in einem Rollkragenpullover und einer flachen Mütze, der in der hintersten Ecke auf einem abgewetzten alten Lehnstuhl saß und die Zeitung las. Als ich eintrat, sah

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