Lennox 02 - Lennox Rückkehr
jemand, dem er Geld schuldet.«
Costello musterte mich. Er hatte ein ausdrucksloses Gesicht, in dem sich nur schlecht lesen ließ. »Das gefällt mir aber gar nicht«, sagte er schließlich. »Warum sollte Paul sich irgendwo Geld borgen? Und wenn, wie kommt es dann, dass ich von diesem Scheißkerl noch nie was gehört habe? Largo ...«
»Ich habe Paul kalt erwischt. Es könnte sein, dass ihm auf Anhieb nichts Besseres eingefallen ist, als zu behaupten, er schulde Largo Geld. Jedenfalls versuche ich herauszufinden, wer dieser Largo ist, weil er auch mit Sammy Pollocks Verschwinden zu tun haben könnte. Und dass jetzt auch Paul plötzlich nicht mehr aufzufinden ist, hängt wahrscheinlich damit zusammen, wie Sie es ja schon vermutet haben.« Ich schwieg kurz. »Was ist mit dem Poppy Club? Sagt Ihnen das etwas?«
Costello schüttelte den Kopf. »Hat das was mit Paul zu tun?«
»Vielleicht«, erwiderte ich. »Vielleicht auch mit Sammy Pollock. Und vielleicht mit niemandem.« Ich stand auf und nahm meinen Hut. »Okay, würden Sie Ihren Gorillas sagen, sie sollen mir meine Schlüssel zurückgeben? Ich melde mich, sobald ich etwas Neues weiß.«
»Sagen Sie mir eins, Lennox«, bat Costello. »Diese Sache mit Sammy Pollock und jetzt mit Paul ... suchen Sie nach Menschen oder nach Leichen? Es sieht nicht gut aus, stimmt’s?«
Ich zuckte die Achseln. »Dass sie verschwunden sind, heißt noch lange nicht, dass sie nicht mehr leben, Jimmy. Ich glaube immer mehr, dass sie irgendein Nebengeschäft laufen hatten, mit diesem Largo vermutlich. Ein Geschäft, von dem niemand etwas wusste. Es wäre möglich, dass er wegen Geld hinter ihnen her ist und dass sie beide für eine Weile untertauchen mussten.«
»Er ist mein Junge, Lennox. Mein Sohn. Er ist ein Verschwender und Taugenichts, aber er ist und bleibt mein Sohn. Finden Sie ihn für mich. Mir ist egal, was Sie sagen, es soll Ihr Schaden nicht sein.«
Ich nickte. »Okay, Jimmy. Ich sehe zu, was ich herausfinden kann.« Ich setzte mir den Borsalino auf. »Ich warte am Auto. Sagen Sie Skelly, er soll mir meine Wagenschlüssel rausbringen.«
Frische Luft war in Glasgow ein relativer Begriff, aber es tat gut, aus dem Empire heraus und auf die Straße zu kommen. Ich übersah die schmutzigen Mietskasernen und blickte über die Dächer und Schornsteine. Wir hatten nach zehn Uhr, doch der Himmel war noch ausreichend hell. Schottlands Breitengrad sorgt für lange Sommerabende. Hinter mir brandete Lärm auf, als die Tür der Kneipe geöffnet wurde. Ich drehte mich um und sah Skelly herauskommen; sein Spießgeselle Young ging neben ihm.
»Hier sind Ihre Schlüssel, Lennox.« Skellys Lächeln entblößte seine gelben Zähne, als er mir den Bund reichte.
»Danke.« Ich nahm die Schlüssel mit der linken Hand. »Ich hab auch was für dich.«
Mit der rechten Hand griff ich in die Innentasche. Einen Augenblick schien Skelly, seinem Gesichtsausdruck nach, tatsächlich zu glauben, ich würde ihm einen Zehnpfundschein in die Hand drücken. Ich zog den flachen Schlagstock mit dem Federstahlgriff hervor und drosch ihm das Ding in einer fließenden Rückhandbewegung seitlich neben den Mund. Ich hörte ein Geräusch irgendwo zwischen einem Knacken und einen Knirschen, und Skelly fiel wie ein Stein zu Boden. Sein Freund machte einen Schritt auf mich zu, und ich streckte die Hand aus und machte eine lockende Geste mit den Fingern: Na los, komm näher. Young entschied sich sofort, die Einladung auszuschlagen, und wich zurück.
Ich beugte mich über Skelly. Er kam gerade wieder zu sich. Sein Gesicht war voller Blut. Wie es aussah, hatte ich ihm einen Gefallen getan: Er war offensichtlich nicht gerade scharf auf Zahncreme, und ich hatte dafür gesorgt, dass er in Zukunft ein paar Zähne weniger nicht putzen musste. Ich klopfte ihn mit der freien Hand ab, griff in seine Jacketttasche und zog den kleinen .32er Webley heraus.
»Ich habe einen Tipp für dich, Skelly: Richte niemals eine Waffe auf mich. Nicht mal so ein antikes Stück. Wenn du das noch mal tust, bringe ich dich um. Das ist nicht nur so eine Redensart. Ich sorge dafür, dass du nicht mehr atmest. Hast du kapiert?«
Er gab hinter den ausgeschlagenen Zähnen einen undeutlichen Stöhnlaut von sich. Ich wertete ihn als Zustimmung, steckte mir den .32er in die Tasche und wandte mich dem Schläger mit den sandfarbenen Haaren zu.
»Und wenn ich deine Visage noch mal sehe, sieht du schlimmer aus als dein Kumpel. Alles klar?«
Er
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