Lennox 02 - Lennox Rückkehr
Wolseley-Streifenwagen setzte ihn ab. Irgendetwas machte ich falsch. Wenn Devereaux ein Privatdetektiv war und die Polizei der Stadt Glasgow ihn mit solchen Aufmerksamkeiten überschüttete, musste ich wohl mein Rasierwasser wechseln.
Devereaux stieg aus und betrat das Hotel. Ich ließ ihm ein paar Minuten, um in sein Zimmer zu kommen; dann schloss ich meinen Wagen ab, überquerte die Straße und ging ins Foyer.
Der Portier war ein kleiner Mann um die vierzig und lächelte mich freundlich an. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte er.
Ich lächelte zurück. »Ja, ganz bestimmt.« Ich hatte meinen Akzent ein wenig hochgeschraubt. Normalerweise konnten Briten mich nicht von einem Amerikaner unterscheiden, vorausgesetzt, ich vermied Doppelvokale. Amerikaner sprechen Doppelvokale unbetont aus, wir Kanadier jodeln sie geradezu. Linguisten nennen es die »Kanadische Hebung«, die Amerikaner bezeichnen es einfach als Canuck. »Ich suche ’nen Kumpel von mir«, sagte ich, sorgfältig Doppelvokale vermeidend. »Dex Devereaux aus Vermont. Er wohnt in Ihrem Hotel, denke ich.«
»Richtig, Sir. Soll ich einen Pagen zu seinem Zimmer schicken, damit er weiß, dass Sie hier sind?«
»Vorher würde ich mich gern vergewissern, dass es der richtige Dex Devereaux ist. Wenn er es ist, kommt er aus Washington D. C., stimmt’s?«
Das Lächeln des Portiers hielt an. »Es tut mir leid, Sir, aber diese Auskunft darf ich nicht erteilen.«
»Schon okay«, sagte ich, »ist mir klar.« Ich nahm drei Pfundscheine aus meiner Brieftasche und legte sie auf die Empfangstheke; meine Finger nagelten sie auf der Mahagoniplatte fest.
»Ich glaube, Sie haben recht«, sagte der Portier, noch immer lächelnd, und die Geldscheine waren verschwunden. »Soll ich eine Nachricht hochsenden?«
»Das ist nicht nötig«, sagte eine Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehte, stand Devereaux vor mir. Er musste im Foyer gewartet haben. »Hallo, Johnny Canuck. Ihr Talent als Schatten stinkt zum Himmel.« Er hakte mich unter. »Gehen wir ein Stück spazieren.«
***
Als wir das Hotel verlassen hatten, schlug Devereaux vor, meinen Wagen zu nehmen. Er winkte dabei vage in die Richtung, in der mein Atlantic stand. Ich vermutete, dass er ihn oder mich aus dem Fond des Polizeiautos beobachtet hatte.
»Wohin wollen Sie?«, fragte ich.
»Wo es still ist«, antwortete er, ohne dass sein Lächeln erlosch. »Wo wir reden können.«
Zehn Minuten später parkten wir unter einem Baumdach am Kelvin Way, wo er den Kelvingrove Park durchschnitt.
»Schöner Tag für einen Spaziergang«, sagte Devereaux, als er aus dem Wagen stieg. Ich folgte ihm und schloss die Türen ab. Er ging voran in Richtung der Kunstgalerie, bis wir eine Bank im Schatten eines Baumes fanden. Devereaux trug einen Anzug von genau dem gleichen Schnitt wie an dem Abend, als er mit Jock Ferguson zu mir in die Wohnung gekommen war, nur dass es sich diesmal um einen blauen Anzug handelte. Das Blau war um mehrere Schattierungen heller als alles, was ein Einheimischer jemals angezogen hätte. Ich vermutete, dass der Anzug in der New Yorker Sommerhitze ganz passend ausgesehen hätte, aber zwischen den gedämpften Tönen des tweed- und sergegeprägten Glasgow bildete er das schneiderische Gegenstück zu einer kreischenden Jazztrompete, die über einen Lautsprecher gespielt wird.
»Sie wollten also herausfinden, wer mein Hotelzimmer für mich gebucht hat?«, fragte er und legte den Strohhut neben sich auf die Bank, was die Ingenieurspräzision seines Haarschnitts wieder ans Tageslicht brachte. Er nahm ein Taschentuch hervor und wischte sich damit über die Stirn, ehe er den Trilby wieder aufsetzte.
»Das schmeckt alles sehr nach Graham Greene«, sagte ich. »Gespräche auf der Parkbank und so weiter.«
»Glauben Sie wirklich, Sie hätten auf diese Weise herausbekommen, wer mich hierher geschickt hat?«, fragte Devereaux, ohne auf meine Ablenkung einzugehen. »Wer mein Klient ist?«
»Ihr Klient?« Ich schnaubte es fast. »Wenn Sie einen Klienten haben, dann lautet sein Motto fidelitas, Bravour, Integrität .«
Devereaux lachte und musterte mich, als wollte er mich neu einschätzen. In seinem Blick lag ein gewisser Respekt. Und ein Hauch Löwe, der eine Antilope taxiert.
»Ja, Jock Ferguson hatte recht«, sagte Devereaux. »Sie sind ein kluges Kerlchen. Okay, Sie haben mich erwischt.«
»Wie soll ich Sie also nennen?«, fragte ich. » Special Agent Devereaux?«
»Dex reicht immer noch. Und was wir
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