Lennox 02 - Lennox Rückkehr
Wunsch hätte, hätte ich mich längst an die Polizei gewandt.«
»Hören Sie, Mr. Kirkcaldy, ich tue nur meinen Job. Mr. Sneddon hat ein Interesse an Ihnen, und dieses Interesse schütze ich. Wenn Sie sagen, dass es keinen weiteren Ärger mehr gegeben hat, dann gut. Ich melde es Sneddon und erhalte von ihm Anweisungen. Bis dahin sind wir in einem freien Land, und wenn Mr. Sneddon ein Auto auf der Straße parken und es von jemandem bewachen lassen möchte, dann kann niemand was dagegen tun.«
»Sind Sie fertig?« In Kirkcaldys Stimme lag keinerlei Aggressivität. Er war kühl wie immer. Das machte ihn im Ring so tödlich.
»Nicht ganz. Die Sache ist sehr merkwürdig, wenn ich mal so sagen darf. Sie erhalten Warnungen und Drohungen und sagen niemandem etwas davon, bis Ihr Manager zufällig zur falschen Zeit hier ist und es mitkriegt. Und seit ich an der Geschichte arbeite, überschlagen Sie sich geradezu, mir zu versichern, dass nichts weiter los ist.«
»Es ist auch nichts los. Und ich habe nichts davon erzählt, weil es absolut nichts zu bedeuten hat. Offensichtlich hat jemand versucht, mir Angst einzujagen. Das hat nicht geklappt. Es wird niemals klappen, und der oder diejenigen haben aufgegeben.«
»Was ist mit Ihnen, Opa?« Ich wandte mich an Soutar. Tief in den Falten, Runzeln und Polstern aus geschwollenem Fleisch funkelten seine Augen hart und schwarz. »Was halten Sie davon? Glauben Sie, jemand versucht, Mr. Kirkcaldy einzuschüchtern? Was meinen Sie als Experte dazu?«
»Was zum Henker meinen Sie damit?«, fragte er näselnd.
»Ich meine das Manipulieren von Kämpfen. Davon verstehen Sie doch einiges. Ich habe mit einem alten Amigo von Ihnen gesprochen, Jimmy MacSherry. Er hat ein bisschen über die guten alten Zeiten geplaudert.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Kirkcaldy.
»Nur dass Onkel Bert eine bewegte Vergangenheit hat. Liege ich richtig mit meiner Vermutung, dass Sie mit einem Buchmacher zusammengearbeitet haben? Beim Verschieben der Kämpfe?«
»Sie sollten sich lieber um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern ...« Soutar verbarg die Drohung in seiner Stimme mit der Subtilität eines Scheißhaufens in einer Teetasse.
»Aber wahr ist es trotzdem, oder?« Ich trieb es auf die Spitze. »Sie haben sich mit einem Aufsteiger zusammengetan. Ich vermute, er wurde Buchmacher. Small Change MacFarlane?«
»Was soll das? Was wollen Sie eigentlich damit sagen?« Kirkcaldy kam näher. Das war keine Drohung, im Gegenteil: Er machte sich bereit, den alten Soutar aufzuhalten, sollte der sich auf mich stürzen.
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Vielleicht gar nichts. MacFarlane ist tot, und seinen Mörder hat man erwischt. Aber vielleicht steckt doch etwas dahinter. Und wenn das so sein sollte, finde ich es heraus.«
***
Ich ließ sie in der Turnhalle zurück und ging allein zur Tür. Der Gedanke, den Flur entlangzugehen und Soutar im Rücken zu haben, verursachte mir ein Prickeln zwischen den Schulterblättern.
Ich ging zu den geparkten Wagen. Devereaux hielt noch immer Hof für Davey, der jedes Wort des FBI-Agenten in sich aufsaugte.
»Probleme?«, fragte Devereaux, als ich die beiden erreichte. Offenbar konnte er Gesichter gut lesen. Oder Gedanken. Vielleicht hielt das FBI in Quantico einen Kursus dafür ab.
»Unzufriedener Kunde. Anscheinend findet er meinen Service zu aufdringlich.«
Wir ließen Davey in heller Aufregung zurück, und ich fuhr Devereaux zu seinem Hotel.
»Danke, dass Sie das gemacht haben, Dex«, sagte ich, als Devereaux aus dem Wagen stieg. »Davey ist ein armer Kerl. Er wohnt in einem beschissenen Haus und hat einen Scheißjob mit Scheißaussichten. Sie haben dafür gesorgt, dass er dieses Jahr nie vergisst.«
»Gern geschehen, Lennox. Er ist ein guter Junge. Aber jetzt schulden Sie mir was.«
»Alles, was ich höre, hören Sie auch.«
»Okay, Lennox. Passen Sie auf sich auf.«
Ich sah Devereaux hinterher, einem großen Mann mit hellem Anzug und Strohhut, als er die Straße zum Hotel überquerte. Was immer das FBI seinen Agenten in Quantico beibrachte – ihr Amerikanertum hinauszuschreien stand offenbar nicht auf dem Lehrplan.
***
Nachdem ich Devereaux in der Buchanan Street abgesetzt hatte, parkte ich und ging die paar Blocks zum Hotel Imperial.
May Donaldson und ich hatten eine Abmachung.
May war geschieden. Glasgow war nicht New York oder das London der Oberschicht, und die Glasgower Ansichten über Scheidung fielen weniger
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