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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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unterdrücken, als ich Daveys Reaktion beobachtete. Wie gebannt starrte er mit großen Augen und aufgerissenem Mund auf Devereaux’ FBI-Marke. Ehe er wieder in Devereaux’ Gesicht blickte, schien eine Ewigkeit zu vergehen. Devereaux steckte die Dienstmarke weg und schüttelte Davey die Hand.
    »Mr. Lennox hat mir erzählt, dass Sie verdammt gute Arbeit für ihn machen. Ganz prima. Es ist immer gut, einen anderen Ermittler kennenzulernen. Machen Sie weiter so, Davey.«
    »Dex ermittelt hier für das FBI. Aber das bleibt unter uns, Davey«, sagte ich so ernst, wie ich konnte.
    »Sicher. Klar doch. Ich würde kein Wort sagen, Mr. Devereaux, ganz bestimmt nicht.« Davey plapperte wie ein Kind, das einem hoch und heilig etwas verspricht. Doch diese Kindlichkeit machte mir Sorgen. Davey war noch ein halbes Kind. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich ihn nicht in Gefahr brachte, doch absolute Gewissheit gab es nicht. »Sie können sich drauf verlassen, dass ich es für mich behalte«, sagte Davey in seinem jungenhaften Ernst.
    »Ich weiß«, erwiderte Devereaux. »Wir sind schließlich Kollegen.«
    »Du hast bestimmt eine Menge Fragen an Dex«, sagte ich und bot beiden eine Zigarette an, ehe ich mir selbst eine ansteckte. »Ist Bobby Kirkcaldy zu Hause?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete Davey. »Er ist vor ungefähr anderthalb Stunden mit seinem Onkel vom Training gekommen.«
    »Okay. Unterhaltet ihr beide euch ein bisschen. Ich gehe hinein und schaue mal nach, ob es was Neues gibt.«
    Ich überließ sie ihrem Plausch und sah, wie Devereaux seine Dienstmarke noch einmal herausnahm und sie Davey reichte. Ich mochte Devereaux. Zugleich aber ärgerte er mich. Er erinnerte mich an ein paar Männer, die ich im Krieg kennengelernt hatte. Männer, die alle möglichen schlimmen Dinge gesehen hatten und es dennoch schafften, ihre Menschlichkeit und ihr Ehrgefühl intakt zu halten. Viele von der Sorte hatte es nicht gegeben. Und ich hatte nicht dazugehört.
    Wieder kam Onkel Bert Soutar an die Tür. Er war charmant wie immer. Als ich sagte, dass ich Kirkcaldy sprechen wollte, wandte er mir den Rücken zu und ging voraus über den terrakottagefliesten Gang.
    Diesmal war Bobby Kirkcaldy nicht im Wohnzimmer. Soutar ging mit mir bis ans Ende der Diele, öffnete eine Tür und führte mich ein paar Stufen hinunter. Wir kamen in einen Raum, der aussah, als wäre er ursprünglich für eine eingebaute Doppelgarage mit Werkstatt vorgesehen gewesen. Kirkcaldy hatte ihn in eine Trainingshalle umwandeln lassen: Ich sah drei Hantelbänke, ein Gestell mit Gewichten und mehrere Freihanteln in einer Ecke auf dem Betonboden, außerdem zwei schwere Sandsäcke, die wie große Wurstpendel von dicken Deckenketten hingen, und eine Boxbirne an einer Wandhalterung. Bobby Kirkcaldy stand mitten in dem Raum und trug so etwas wie lange Unterhosen mit Boxershorts darüber. Die Luft war erfüllt von dem peitschenden Geräusch, das Kirkcaldys Springseil erzeugte. Seine Füße machten nur die minimal erforderlichen Bewegungen, doch es sah aus, als würden sie gar nicht den Boden berühren. Er beachtete mich nicht, als ich die Treppe herunterkam, und beendete in Ruhe seine Übung. Dann wischte er sich das Gesicht mit dem Handtuch ab, das er sich um den Hals geschlungen hatte.
    »Und?«, fragte er ohne Umschweife. Er atmete schwer. Ich war überrascht, wie sehr er außer Puste war: Ich hatte gesehen, wie er nach Punkten gewann, ohne allzu sehr ins Schwitzen zu geraten; deshalb wäre ich erstaunt gewesen, wenn er so kurz vor einem wichtigen Kampf seine Fitness vernachlässigt hätte.
    »Ich wollte nur sehen, dass alles in Ordnung ist. Wie Sie wissen, beobachtet jemand die meiste Zeit über ...«
    »Das Jüngelchen?« Soutar war es, der mich unterbrach. Vielleicht hatte er deshalb so eine Visage – weil er zu oft jemanden unterbrach. »Was soll der Knabe denn tun, wenn irgendwas passiert? Er sieht aus wie zwölf.«
    »Das täuscht«, widersprach ich mit gespielt beleidigtem Unterton. »Ich würde niemals jemanden unter dreizehn beschäftigen, außer natürlich zum Kaminkehren.«
    Onkel Bert machte einen Schritt auf mich zu.
    »Bert ...«, sagte Kirkcaldy leise, und Soutar zügelte sich und erlaubte mir erneut, mir auszumalen, wie peinlich es wäre, von einem Rentner zusammengeschlagen zu werden. Kirkcaldy wandte sich mir zu. »Sie können den Burschen abziehen. Seit Wochen ist nichts mehr passiert, und es gefällt mir nicht, ständig überwacht zu werden. Wenn ich den

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