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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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zwanzig über die Straße eilte. Sie kam aus Richtung Craithie Court. Aus dieser Entfernung wirkte sie ziemlich attraktiv, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass Glasgowerinnen meist nur aus der Entfernung attraktiv wirken oder wenn man sie durch eine bourbongefärbte Brille betrachtet. Die Frau vor uns war vollschlank und zeigte an Hüften und Fußgelenken eine gewisse Massigkeit. Sie trug eine blaue Bluse und eine hellgraue Jacke; die Jacke hatte sie ausgezogen und trug sie über dem Arm. Jede ihrer Bewegungen drückte Dringlichkeit aus.
    »Du hattest sie noch gar nicht gesehen?« May wirkte überrascht. »Ja, das ist sie.«
    Wir beobachteten, wie sie zur Straßenecke ging.
    »Kannst du fahren, May?«, fragte ich. Es war seltsam, aber das gehörte zu den Tausend Dingen, die ich nicht über May wusste.
    Sie schüttelte den Kopf. Ich zückte meine Brieftasche und gab ihr alles, was ich hatte, bis auf zwei Pfundscheine. Es kamen etwas mehr als dreißig Pfund zusammen. Ich drückte ihr das Geld in die Hände.
    »Das ist für deine Hilfe heute Abend. Ich muss hinter der Frau her, also musst du dein Taxi davon bezahlen. Vielen Dank, May.«
    »Das ist viel zu viel, Lennox.«
    »Dann nimm es als Hochzeitsgeschenk«, erwiderte ich. Ich stieg aus, und May verließ ebenfalls den Wagen. »Tut mir leid, dass du mit dem Taxi nach Hause fahren musst.«
    »Schon okay«, sagte sie.
    Ich blickte ungeduldig die Straße hinauf zu der Ecke, wo Claire Skinner gerade außer Sicht verschwand. Dann wandte ich mich wieder May zu. Sie machte den Eindruck, als wollte sie irgendeinen Gedanken ausdrücken, irgendetwas in Worte fassen.
    »Schon gut, May«, sagte ich. »Wir sehen uns.«
    Sie nickte und wich meinem Blick aus. »Danke«, sagte sie. »Auf bald.« Dann wandte sie sich abrupt ab, ging forsch die Thornwood Road hinunter Richtung Dumbarton Road und verschwand aus meinem Leben.
    Ich setzte mich wieder in den Atlantic. Wahrscheinlich hatte Claire Skinner meinen Wagen vor dem Wohnheim nicht entdeckt, und mein Gesicht war ihr völlig unbekannt. Mein freundlicher Abschied von May hatte mich zu viel Zeit gekostet, um Claire zu Fuß zu folgen; ich hätte eine zu weite Strecke zurücklegen müssen. Jetzt wurde es schwierig. Jemanden, der zu Fuß unterwegs ist, mit dem Auto zu beschatten, stellt immer ein Problem dar. Ich vermutete jedoch, dass Claire in einen Bus oder eine Straßenbahn springen oder ein Taxi heranwinken würde. Ich hatte nicht die leiseste Idee, wohin sie wollte, war mir aber ziemlich sicher, zu wem sie wollte. Ich sah sie wieder, als ich um die Ecke bog. Ihr hastiger Spurt hatte sich zu einem schnellen Gehen verlangsamt, was an einem schwülen Glasgower Sommerabend ebenfalls recht anstrengend war. Sie blickte auf die Uhr, aber ich wusste, dass sie nicht zu einer Verabredung ging: Mays unerwünschter Besuch hatte sie zu ihrem plötzlichen Aufbruch veranlasst.
    Ich holte sie ein und musste mit normalem Tempo an ihr vorbeifahren. Ich beschloss, weiter die Straße hinauf den Wagen stehen zu lassen und ihr zu Fuß zu folgen. Ein Auto, das im Schritttempo fährt, ist zu auffällig. Ich fuhr an den Bordstein und orientierte mich rasch, wo ich mich befand. Fairlie Park Drive. Ich wollte gerade aussteigen, als Claire eilig an mir vorbeiging, ohne in meine Richtung zu schauen. An der Ecke Crow Road stand eine Telefonzelle. Claire ging hinein. Sie führte ein kurzes Gespräch, kam wieder heraus und wartete vor der Zelle. Ich schaute auf ihre Füße, die unter ihren dicken Fesseln zu klein wirkten und Tanzschritte von links nach rechts andeuteten. Ich beschloss zu bleiben, wo ich war. Vielleicht war der Berg auf dem Weg zum Propheten.
    Nach ungefähr zehn Minuten winkte Claire. Ein schwarzes Taxi hielt, und sie stieg ein. Ich ließ ein anderes Auto zwischen uns, ehe ich losfuhr.
***
    Das Taxi verließ die Stadt in südlicher Richtung. Wir durchquerten Pollockshields – was mich daran erinnerte, dass ich später dorthin zurück musste –, dann Pollocksshaws, Giffnock und Newton Mearns. Während ich eben noch eine kompakte, beengende Zusammenballung aus Stein, Ziegeln und Stahl, Fabriken, Hochöfen und Mietskasernen durchquert hatte, fand ich mich Augenblicke später in offener, fast leerer Landschaft wieder. Das war eine der Eigenarten Glasgows, an die ich mich nie gewöhnen würde.
    Wir waren auf der Hauptstraße nach Süden, nach Carlisle, einer schwarzgrauen Narbe auf einer runzligen grünen Decke, die sich zu beiden Seiten so weit

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