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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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will er nur so schnell wie möglich weg, damit er sich mit Freunden betrinken kann, während die Saufkumpane für ihn das Match zusammenfassen.
    Ich bildete mir ein, ein bisschen einfühlsamer und zugänglicher zu sein und ganz bestimmt diskreter als der typische Schotte, aber andererseits fiel mir immer mühelos ein Grund ein, weshalb ich nach Hause musste. Dass ich gewöhnlich noch auf ein, zwei Zigarettenlängen blieb, erhob mich auf die gleiche Stufe wie hoffnungslose Romantiker und Liebhaber vom Kontinent.
    Und wenn ich schon mit heruntergelassener Hose dastehe: Für mich war die Vorstellung, am Morgen neben Fiona White aufzuwachen, etwas völlig anderes. Etwas verblüffend anderes.
    Als ich an diesem Abend um sieben nach Hause kam, ging ich nicht direkt hoch in meine Wohnung, sondern klopfte an die Tür der Whites und setzte mich mit ihnen vor den Fernseher. Fiona White lächelte, als sie mir die Tür öffnete: ein zarter Porzellanschimmer zwischen frisch aufgetragenem Lippenstift. In letzter Zeit lächelte sie mehr. Sie bat mich herein, und ich setzte mich mit ihr, Elspeth und Margaret vor den Apparat und schaute, eine Tasse Tee auf der Armlehne des Sofas abgestellt, The Grove Family. Überall ringsum entdeckte ich Zeichen meines allmählichen Vordringens: vom Fernseher abgesehen eine neue Stehlampe und in der Ecke die Musiktruhe von Regentone, die ich für neunundfünfzig Guinees gekauft und von der ich anschließend behauptet hatte, sie sei zu groß für meine Wohnung. Die Gegenstände erfüllten mich einerseits mit Ruhe und machten mich gleichzeitig unerträglich rastlos. Jeder, der in dieses Wohnzimmer getreten wäre, hätte eine vollkommen normale häusliche Szene mit allen unverzichtbaren Elementen einer vollkommen normalen Familie erblickt.
    Schritt für Schritt schob ich mich vorsätzlich in die Lücke, die ein toter Seeoffizier hinterlassen hatte. Ich wusste nicht zu sagen, weshalb ich es tat; ganz sicher mochte ich die Mädchen, ich hatte sie wirklich lieb, und meine Gefühle für Fiona White gingen tiefer als irgendetwas, das ich je für eine Frau empfunden habe – na ja, abzüglich vielleicht einer einzigen Ausnahme. Aber wenn ich schon den Eindruck hatte, dass ich wieder ausreichend in Ordnung war, ausreichend angepasst, um ein normales Leben zu führen, warum hatte ich dann nicht schon Glasgow und den ganzen Dreck, in den ich hier eingetaucht war, hinter mir gelassen und mich endlich wieder nach Halifax in Nova Scotia eingeschifft?
    Das häusliche Idyll wurde vom Klingeln des Telefons unterbrochen, das wir uns teilten und das in dem kurzen Korridor vor der Treppe stand, die zu meiner Wohnung hochführte. Fiona White nahm ab und rief mich an den Apparat, gelinde Missbilligung im Gesicht.
    »Hallo«, sagte ich, als sie wieder im Wohnzimmer verschwunden war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Lennox?« Ich erkannte die Stimme nicht. Sie schien einen Glasgower Akzent zu haben, aber nicht so stark wie bei den meisten und ein wenig verwässert von einem anderen Einschlag.
    »Wer ist da?« Nur Jock Ferguson und ein paar andere kannten diese Nummer. Wer etwas von mir wollte, konnte mich im Büro anrufen oder im Horsehead finden.
    »Ist egal, wer ich bin. Sie wollen was über Gentleman Joe wissen, stimmt’s?«
    »Sie sind gut informiert. Und schnell ging es auch. Wer hat Ihnen gesagt, dass ich mich für Strachan interessiere?«
    »Wollen Sie es jetzt wissen oder nich?«
    »Nur wenn es sich lohnt.«
    »In Gorbals gibt es eine Wirtschaft. Das Laird’s Inn. Wir treffen uns da in einer halben Stunde.«
    »Ich treffe mich mit Ihnen nicht so kurzfristig im Laird’s Inn oder im Highlander’s Rectum oder im Hinterhalt auf der Heide. Sagen Sie mir einfach, was Sie mir zu sagen haben.«
    »Von wegen. Ich will Geld dafür haben.«
    »Ich schick’ Ihnen ’nen Scheck.«
    »Sie müssen sich mit mir treffen.«
    »Okay. Morgen früh, Punkt neun, in meinem Büro.« Ich legte auf, ehe er Einwände erheben konnte, und rief Jock Ferguson zu Hause an.
    »Was zum Teufel wollen Sie, Lennox? Gleich kommt Fußball. Das Länderspiel.«
    »Ich will Ihnen und Kenneth Wolstenholme die Mühe ersparen, Jock. Schottland wird bis eine Viertelstunde vor dem Abpfiff mit einem Tor führen, dann gleitet uns der Sieg durch die Finger, weil wir in rascher Folge drei Bälle ins Tor bekommen, und Sie sagen die nächsten zwei Wochen ständig: ›Das war Schiebung‹, so wie alle anderen auch. Hören Sie, Jock, wem haben Sie

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