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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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meinem Kaffee. Ich bereute es augenblicklich und fragte mich, ob meine Tasse in dem gleichen Schöpfeimer ans Tageslicht gekommen war wie die rätselhaften Knochen.
    »Polizisten sind nicht allzu helle, wie Sie wissen, aber sie haben so große Erfahrungen mit Lügen, dass sie sie auf eine Meile Abstand bemerken. Unsere beste Strategie besteht darin, ihnen die Wahrheit zu sagen – aber nicht die ganze. Das Studio möchte Mr. Macreadys Ruf schützen. Ich schlage vor, wir erzählen der Polizei absolut alles, was passiert ist, und verschweigen auch die Fotografien nicht, aber wir sagen, darauf sei er mit einer Frau zu sehen gewesen. Wenn davon etwas durchsickert, ist es seinem Ruf als Weiberheld nur zuträglich.«
    »Und wenn die Polizei fragt, wer die Dame war?«
    »Dann sagen wir, das wisse nur Mr. Macready; er hätte sich geweigert, es uns zu sagen. Wenn man Sie bedrängt, können Sie immer noch sagen, Macready hätte Ihnen anvertraut, sie sei die Frau einer wichtigen Persönlichkeit. Ihr Briten habt ja solchen Respekt vor eurer herrschenden Schicht, dass es die Polizei vielleicht davon abhält, weiterzuforschen. Am Montag steigt Macready ins Flugzeug und fliegt in die Staaten zurück. Die Glasgower Polizei wird keinen Auslieferungsantrag stellen, um den Namen zu erfahren. Die Polizei ist sowieso groß darin, Ockhams Rasiermesser anzusetzen: Sie sucht nach der einfachsten Erklärung, hauptsächlich deshalb, weil es gewöhnlich am leichtesten ist. Ich hoffe, sie nimmt meine Beteiligung nicht allzu genau unter die Lupe.«
    Fraser überdachte, was ich gesagt hatte, und nickte langsam. »Ja … ja, das leuchtet ein. Ich werde mich daran halten. Aber eine Frage muss ich Ihnen stellen, Mr. Lennox. Und ich bin mir sicher, Sie werden verstehen, weshalb das sein muss …«
    »Die Antwort lautet nein«, sagte ich, weil ich wusste, was kam. »Ich habe getan, worum Sie mich in ihrer unumwundenen Art gebeten haben, und Downey eine Heidenangst eingejagt. Ich gebe auch zu, dass sein Freund ein, zwei blaue Flecken abbekommen hat, aber noch kreativer habe ich Ihre Anweisungen nicht umgesetzt. Als ich sie verließ, waren Frank und Downey putzmunter.«
***
    Als ich den Bahnhof verließ, hatte sich der Nebel zu einem feinen Dunst aufgelöst, der Glasgow wie eine körnige Schwarz-Weiß-Aufnahme erscheinen ließ – was nicht besonders viel Mühe machte –, statt die Stadt vollständig in sich einzuhüllen. Ich überquerte die Gordon Street und stieg die Stufen zu meinem Büro hoch. Die Tür hatte ich abgeschlossen, und ich rechnete schon fast damit, dass Jock Ferguson oder sogar McNab am oberen Ende der Treppe auf mich wartete. Sie warteten nicht, also schloss ich die Bürotür auf und trat ein.
    Ich war wieder im Krieg.
    Die Geschwindigkeit von Gedanken erscheint mir am schwierigsten zu quantifizieren: schneller als der Schall, schneller als das Licht, auch wenn Albert sagt, das geht nicht. Doch als ich durch die Tür meines Büros trat, geschah etwas, das mich augenblicklich aus Glasgow fort an einen Ort versetzte, wo man entweder ohne nachzudenken tötete oder selbst getötet wurde.
    Er war hinter der Tür gestanden, und als ich hereinkam, legte er von hinten den Arm um mich, grub mir Finger in Auge und Wange und zog mich seitlich nach unten. Wenn ich nicht genau die gleichen Tanzschritte gelernt hätte, wäre es um mich geschehen gewesen, doch ich brauchte gar nicht nachzudenken, ich wusste, dass sich von der anderen Seite eine Messerklinge meinem Hals näherte. Ich traf den Unterarm über der Messerhand mit einem harten Schlag, der genug Kraft besaß, um die Klinge abzublocken, aber mehr auch nicht. Ich trat gegen den Instinkt einen Schritt zur Seite in Richtung der Klinge und klemmte seinen Messerarm zwischen meiner Schulter und der Wand ein. Seine Finger gruben sich weiter in mein Gesicht, und sein Daumen tastete nach meiner Augenhöhle. Ich senkte die andere Hand, in der ich noch die Schlüssel hielt, zog sie zurück und knallte sie ihm in die Weichteile.
    Er keuchte, und der Griff in mein Gesicht lockerte sich. Ich packte seine Messerhand und knallte sie gegen die Wand. Unbewusst registrierte ich die Form des Messers: ein langes, schlankes und tödliches, aber recht schönes Fairbairn-Sykes Kampfmesser. Ich war in Schwierigkeiten. Großen Schwierigkeiten. Nur einer von uns würde diesen Kampf überleben. Er hielt das Messer fest, also drückte ich seine Messerhand weiter mit meiner Linken gegen die Wand und knallte ihm meinen

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