Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Titel: Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
Vom Netzwerk:
wenn der Träger aus dem Gleichgewicht ist, wenn er Böses tut – dann wendet sich der bakas gegen ihn, und Finsternis wird frei, schrecklich und unerträglich.«
    »Woher weißt du so etwas?«
    »Meine Maman, sie kam aus Haiti, so wie viele der Sklaven meines Vaters. Ist ihr alter Glaube. Und ist auch mein Glaube, denn sie haben mich erzogen.« Er zuckte die Schultern und lächelte, als er sah, wie sie ihn ungläubig anstarrte. »Ich glaube, wir alle kommen von demselben Ort, und eines Tages werden wir alle dorthin zurückgehen. Es gibt nur darum so viele Namen für diesen Ort, weil es so viele Völker gibt.«
    »Aber der Bischof ist ein katholischer Priester. Woher soll er einen alten Glauben aus Haiti kennen?«
    » Chérie , du musst etwas nicht kennen, um es zu fühlen. Es zu wissen. Bakas gibt es, und manchmal finden sie den Träger. Dieses Kreuz um seinen Hals – es kann nur ein bakas sein.«
    »Es ist ein Kruzifix, Martin.«
    »Ist aber auch ein bakas , und zwar einer, der böse geworden ist, chérie .«
    Lenobia erschauerte. »Er macht mir Angst, Martin. Er hat mir schon immer Angst gemacht.«
    Martin trat zu ihr, steckte die Hand in sein Hemd und zog eine lange Lederschnur hervor, an dem ein kleiner, wunderschön saphirblau gegerbter Lederbeutel hing. Er zog ihn von seinem Hals und streifte ihn ihr über. »Der gris-gris wird dich beschützen, chérie .«
    Lenobia betastete den Beutel. »Was ist da drin?«
    »Ich trage ihn fast mein ganzes Leben und weiß trotzdem nicht genau. Ich weiß, es sind dreizehn kleine Dinge darin. Meine Maman hat ihn für mich gemacht, bevor sie starb. Mich hat er immer beschützt.« Martin nahm ihr den Beutel aus der Hand, hob ihn an die Lippen und küsste ihn. Dabei sah er ihr tief in die Augen. »Jetzt, er wird dich beschützen.« Langsam und bedächtig zog er mit einem Finger das Dekolleté ihres Mieders nach vorn und ließ den kleinen Beutel hineinfallen, genau über den Rosenkranz ihrer Mutter. »Trag ihn dicht an deinem Herzen, chérie , dann wird die Macht des Volkes meiner Mutter dir nie fern sein.«
    Er war so nah, dass es ihr schwerfiel zu atmen. Als er sie losließ, war ihr, als spürte sie an dem juwelblauen Leder noch die Wärme seines Kusses.
    Sie nahm sich den Rosenkranz vom Hals und hielt ihn ihm hin. »Wenn du mir den Schutz deiner Mutter gibst, dann will ich dir den meiner Mutter geben.«
    Er beugte lächelnd den Kopf, so dass sie ihm den Kranz überstreifen konnte. Dann hob er ihn hoch und betrachtete eine der Perlen. »Geschnitzte Rosen aus Holz. Weißt du, wofür das Volk meiner Maman Rosenöl benutzt, chérie ?«
    »Nein.« Noch immer raubten ihr seine Nähe und sein intensiver Blick den Atem.
    Seine Mundwinkel zuckten. »Mächtige Liebeszauber. Willst du mich bezaubern, chérie ?«
    Lenobia sah ihm tief in die Augen. »Vielleicht.«
    Da schubste der Graue sie spielerisch und stampfte mit dem Huf auf, wie um ihr zu sagen, dass sie doch bitte weiterstriegeln solle.
    Martins Lachen brach die Spannung, die zwischen ihnen aufgekommen war. »Ich glaube, ich habe zwei Rivalen. Die Grauen wollen dich für sich.«
    »Eifersüchtiger Kerl«, murmelte Lenobia, umarmte den massigen Hals des Wallachs und hob die Bürste auf, die ins Streu gefallen war.
    Vor sich hinschmunzelnd, nahm Martin den breitzackigen Holzkamm und ging daran, Mähne und Schweif des anderen Grauen zu kämmen.
    »Was soll ich dir heute erzählen, chérie ?«
    »Erzähl mir von den Pferden auf der Plantage deines Vaters. Damit hast du vor ein paar Tagen angefangen, aber nie weitergemacht.«
    Während Martin ihr von Rillieux’ Spezialität erzählte, einer Pferderasse, die eine Viertelmeile in solcher Geschwindigkeit zurücklegen konnte, dass sie mit dem geflügelten Pegasus verglichen wurde, ließ Lenobia ihre Gedanken schweifen. Die Reise dauert noch zwei Wochen. Und er liebt mich, das hat er zugegeben. Sie presste sich die Hand auf die Brust und spürte dem warmen gris-gris seiner Mutter nach. Wenn wir zusammenhalten, sind wir gewiss stark genug, um es mit der ganzen Welt aufzunehmen.

    Als sie zu ihrer Kabine ging, fühlte sie sich voller Zuversicht und unglaublich lebendig. Dank Martins Erzählungen war ihr Kopf voll von den herrlichen Pferden seines Vaters, und irgendwann mitten in seiner Geschichte hatte sie eine großartige Idee gehabt: Vielleicht könnten sie und Martin in Nouvelle-Orléans so lange arbeiten, bis sie das Geld hätten, Rillieux einen jungen Hengst abzukaufen. Dann könnten

Weitere Kostenlose Bücher