Lensmen 01 - Die Planetenbasis
Flugzeug? Mit einem Auto? Zu Fuß durch die Wälder? Er wußte es nicht. Er konnte sich auch nicht über Funk mit seinen Freunden in Verbindung setzen – das war zu gefährlich. Er arbeitete sich bis an den Rand der Schnellstraße vor und ging hinter einem Baum in Stellung. Auf welchem Weg sie auch kam – hier konnte er sie nicht verfehlen. Wieder wartete er und drückte von Zeit zu Zeit ungeduldig auf den Knopf des kleinen Senders.
Ein langer, eleganter Wagen glitt um eine Straßenbiegung, und Phryges hob das Fernglas. Da war Kinnexa – oder eine genaue Nachbildung Kinnexas. Bei diesem Gedanken ließ er das Glas fallen und zog seine Waffen – Blaster und Luftpistole. Aber das hatte keinen Zweck. Sie war natürlich ebenso mißtrauisch wie er – das mußte sie sein –, und der Wagen war sicherlich gut bestückt. Wenn er mit den Waffen im Anschlag auf die Straße trat, würde sie ihn umbringen.
Der Wagen fuhr langsamer und hielt an. Das Mädchen stieg aus, untersuchte einen Vorderreifen, richtete sich auf und blickte die Straße entlang, scheinbar direkt zu Phryges' Versteck. Diesmal lieferte das Fernglas eine ganz ausgezeichnete Vergrößerung. Sie schien zum Greifen nahe. Sie war groß und blond und ausgezeichnet gewachsen. Er sah deutlich ihre seltsam gebogene linke Augenbraue, die feine schimmernde Linie, die eine Zahnbrücke verriet, und die winzige Narbe auf ihrer Oberlippe – an Zahnlücke und Narbe war er schuld gewesen. Sie hatte immer darauf bestanden, mit Kindern zu spielen, die größer und älter waren als sie. Das mußte Kinnexa sein! Nicht einmal die Wissenschaft Norheims konnte diese Merkmale so perfekt nachahmen. Außerdem kannte er das Mädchen seit seiner Kindheit.
Kinnexa glitt hinter das Steuerrad, und der schwere Wagen setzte sich wieder in Bewegung. Mit leeren Händen trat Phryges auf die Straße. Der Wagen stoppte.
»Drehen Sie sich um, mit dem Rücken zu mir. Hände verschränken, so daß ich sie sehen kann«, befahl sie mit scharfer Stimme.
Überrascht gehorchte er. Erst als er ihre Finger im Nacken spürte, die seinen Haaransatz untersuchten, wußte er, wonach sie suchte – nach einer winzigen Narbe, die sie ihm beigebracht hatte, als sie sieben Jahre alt gewesen war!
»Oh, Fry! Du bist es wirklich! Dem Himmel sei Dank! Ich habe mich dieser Narbe mein ganzes Leben lang geschämt, aber jetzt ...«
Er drehte sich um und umarmte das Mädchen.
»Wie ich mich freue«, sagte sie. »Steig ein und fahr los ... aber nicht zu schnell«, warnte sie, als die Reifen zu kreischen begannen. »Wir dürfen hier nicht schneller als hundertfünfzig fahren, und wir möchten doch nicht auffallen!«
»Ruhig, ruhig, Kinny. Aber erzähl doch mal! Was ist hier los? Wo ist Kolanides? Was ist mit ihm geschehen?«
»Er ist tot, ebenso wie die anderen. Sie haben ihn auf einer Psychobank behandelt und sein Innerstes nach außen gekehrt.«
»Aber die Sperrblöcke?«
»Haben nicht gehalten – in dieser Gegend bevorzugt man andere Methoden. Aber es hat zum Glück niemand über mich Bescheid gewußt und auch nicht darüber, wie die Berichte weitergeleitet wurden – sonst wäre ich jetzt nicht hier. Aber es kommt sowieso nicht mehr darauf an. Wir sind eine Woche zu spät dran.«
»Was meinst du – zu spät? Los, sag schon«, drängte er.
»Ich rede ja schon! Ich habe den letzten Bericht erst vorgestern abend aufnehmen können. Die Norheimer scheinen Geschosse zu haben, die ebenso groß und schnell sind wie unsere – vielleicht sogar noch schneller und größer –, und sie werden heute abend eine Rakete auf Atlantis abschießen – um genau sieben Uhr!«
»Heute abend? Himmel!«
Phryges' Gedanken überstürzten sich.
»Ja«, sagte Kinnexa tonlos. »Und ich konnte nichts dagegen tun. Wenn ich versucht hätte, in einen unserer Schlupfwinkel einzudringen, um einen Funkspruch abzusetzen, hätte man mich sicher auch geschnappt. Ich habe verzweifelt überlegt, und mir ist nur eine Möglichkeit eingefallen, die vielleicht Aussicht auf Erfolg hat. Aber dazu sind zwei erforderlich, und da du jetzt hier bist ...«
»Weiter! Sag mir alles!«
»Wir müßten ein Schiff entführen, mit dem wir ganz schnell einen Warnspruch an Artomenes absetzen, ehe sie uns die Funkverbindung abschneiden. Dann versuchen wir zur Startzeit über der Rampe zu sein und den Abschuß irgendwie zu verhindern!«
Ein tollkühner Plan – doch die beiden waren in diesem Augenblick zu erregt, um ihn ungewöhnlich zu finden.
»Nicht
Weitere Kostenlose Bücher