Lensmen 01 - Die Planetenbasis
Gegenstände aus Holz, Kunststoff, Kupfer, Aluminium, Silber und Bronze scheinen unberührt zu sein. Dagegen sind alle Teile aus Stahl ... Aber das ist doch völlig sinnlos! Was soll das heißen?«
»Ich weiß es nicht – noch nicht«, erwiderte Cleveland zögernd. »Aber ich fürchte fast, daß wir noch ganz andere Entdeckungen machen werden.« Mit sichtbarem Widerwillen öffnete er einen der Raumanzüge und legte ein Gesicht frei – ein friedvolles, aber erschreckend bleiches Gesicht.
»Aha«, sagte er. »Haben Sie schon einmal weißes Blut gesehen? Ein weiterer Beweis. Auf unerklärliche Weise ist jedes freie oder ungebundene Atom Eisen absorbiert worden.«
»Wie? Was sagen Sie?« riefen die Offiziere durcheinander. »Aber wieso denn?«
»Ich weiß auch nicht mehr als Sie«, sagte Cleveland nachdenklich. »Wenn es nicht außerhalb der Marsbahn Planetoiden gäbe, die fast völlig aus Eisen bestehen, würde ich sagen, daß hier jemand dringend Eisen gebraucht und sich auf Kosten der Liga-Flotte rücksichtslos bedient hat. Aber wer dieser geheimnisvolle Unbekannte auch war – er ist so mächtig, daß er sich um unsere Waffen keine Sorgen gemacht hat. Er nahm sich einfach, was er brauchte, und ging seines Weges – und zwar so schnell, daß ich ihn nicht einmal mit meinem Ultrastrahl verfolgen konnte. Eines ist ganz offensichtlich – und so offensichtlich, daß ich mir ganz hilflos vorkomme: Hinter der Angelegenheit steckt eine unheimliche Intelligenz – eine Intelligenz, die alles andere als freundlich eingestellt ist. Ich halte es für besser, wenn ich Fred Rodebush so schnell wie möglich mit dem Problem vertraut mache.«
Er trat an seinen Ultrastrahl-Projektor und stellte eine Verbindung zu Virgil Samms her.
»Wir haben alles aufgezeichnet«, berichtete er. »Eine ganz außergewöhnliche Sache, hinter der mehr zu stecken scheint, als wir uns haben träumen lassen. Ich halte sie für so dringend, daß ich dich bitten möchte, meine Aufzeichnungen über Ultrastrahl zu übernehmen. So sparen wir viel Zeit. Fred kann sich dann gleich damit befassen.«
»In Ordnung. Besten Dank, Lyman«, erwiderte Samms, und kurz darauf liefen die Bänder erneut durch die Geräte. Diesmal wurden ihre elektromagnetischen Impulse über das Ultrafunkgerät zur Erde übertragen und in der Zentrale des Liga-Geheimdienstes sorgfältig aufgezeichnet.
Obwohl er darauf brannte, mit seinen Kollegen zusammenzukommen, ließ Cleveland die lange Reise geduldig über sich ergehen. Er hatte auch so viel zu tun. Er beschäftigte sich eingehend mit seiner Ultrastrahl-Kamera, die er noch weitgehend verbesserte. Außerdem stand er in ständiger Verbindung mit Virgil Samms sowie mit Fred Rodebush, dem Nuklearfachmann des Geheimdienstes, dem die Aufgabe zugefallen war, sich eingehend mit den Energien und Waffen der Nevianer zu beschäftigen. Also wurde ihm die Zeit nicht lang, bis die grüne Erde unter der kugelförmigen Chicago auftauchte.
»Wir werden sie einmal umkreisen müssen, nicht wahr?« wandte sich Cleveland an den Chefpiloten. Er hatte den Offizier seit mehreren Minuten beobachtet und bewunderte die Präzision, mit der das große Fahrzeug vor dem Eintritt in die Erdatmosphäre navigiert wurde.
»Ja«, erwiderte der Pilot. »Weil wir es eilig hatten, ist unsere Geschwindigkeit jetzt so groß, daß wir ohne Schleife nicht abbremsen können. Aber auch so sind wir noch wesentlich schneller unten. Allerdings könnten Sie sich ein Raketenflugzeug kommen lassen, das uns irgendwo zwischen zwanzigtausend und fünfzehntausend Kilometern treffen kann. So ein Flugzeug kann mit unserer Geschwindigkeit durchaus mithalten und trotzdem direkt landen.«
»Ich werde Ihren Rat gern befolgen – vielen Dank«, sagte Cleveland. Doch als er sich mit seinem Vorgesetzten in Verbindung setzte, erfuhr er, daß man ihm schon zuvorgekommen war.
»Da waren wir schneller, Lyman«, lächelte Samms. »Die Silver Star ist bereits gestartet und wird sich eurem Kurs und eurer Beschleunigung in etwa zweiundzwanzig Kilometern Höhe anpassen. Bitte mache dich zum Umsteigen fertig, ja?«
»Wird geschehen«, erwiderte der Exgefreite und begab sich in seine Unterkunft, um seine Sachen zu packen.
Es dauerte nicht lange, und der lange Stromlinienkörper des Raketenflugzeuges schob sich an das riesige Raumschiff heran; im Zeitlupentempo näherte es sich der Chicago von ›oben‹. Währenddessen verabschiedete sich Cleveland von seinen Freunden. Er stieg in seinen
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