Lensmen 02 - Die ersten Lensmen.rtf
sie trug keine Lens und hatte auch niemals eine besessen. Im übrigen paßt die weibliche Mentalität nicht zu einer Lens. Da ist irgend etwas, das sich nicht vereinbaren läßt. Eine Lens ist etwas Männliches, und nur wenige Männer können sie überhaupt tragen. Hervorragende Männer wie ihr. Aber eine Frau wird diesem Anspruch nicht gerecht werden können. Dennoch wird es irgendwann einmal eine Lens-Trägerin geben, doch ich würde um nichts in der Welt mit ihr tauschen. Meine Aufgabe ...« Sie hielt inne.
»Nun, da bin ich aber gespannt. Welche Aufgabe hast du denn ...?«
»Nun, ich ... ich weiß es nicht!« rief Jill aus und starrte die drei Männer überrascht an. »Ich war sicher, daß ich es wüßte! Seid ihr denn über eure Pflichten aufgeklärt worden?«
Das war nicht der Fall, und die drei Männer waren von dieser Tatsache ebenso überrascht wie das Mädchen.
Jill fuhr fort: »Um zu der Lens-Trägerin zu kommen, die es eines Tages geben wird. Soweit ich es verstanden habe, muß es sich bei ihr um eine sehr seltsame Frau handeln, was ich mir durchaus vorstellen kann. Mentor hat das natürlich nicht ausdrücklich gesagt, aber sie hat keinen Zweifel daran gelassen, daß ...«
»Mentor!« riefen die drei Männer.
Sie hatten ausnahmslos mit Mentor zu tun gehabt!
»Ich beginne zu verstehen«, sagte Jill nachdenklich. »Mentor – das ist eigentlich kein Name, sondern eine Bezeichnung. ›Mentor, ein weiser, treuer Berater‹. Gibt es da noch etwas hinzuzufügen? Ich glaube nicht. Jedenfalls wird mir langsam angst und bange.«
Die vier schwiegen – die drei jungen Lens-Träger und das Mädchen. Und je mehr sie nachdachten, desto tiefer wurde ihr Schweigen.
4
»Du hast also auf Nevia niemanden gefunden«, sagte Roderick Kinnison, erhob sich, deponierte seinen Zigarrenstummel in einem Aschenbecher, zündete sich eine neue an und schritt unruhig in seinem Büro auf und ab. »Das überrascht mich eigentlich. Ich hatte angenommen, daß Nerado unseren Vorstellungen entsprechen wurde.«
»Das war auch meine Meinung«, erwiderte Samms düster. »Er ist ein fähiger Mann – auf seine Weise. Aber er erfüllt die Bedingungen nicht, die wir bei einem Lens-Träger zur Voraussetzung machen müssen. Ich muß immer wieder feststellen, daß es leider nur sehr wenige gibt, die sich als Lens-Träger qualifizieren. Von den Nevianern kommt niemand für uns in Frage, und ich habe den Eindruck, daß sich daran auch in absehbarer Zeit nichts ändern wird.«
»Das ist natürlich wenig erfreulich. Dabei kann ich dir nur zustimmen, wenn du sagst, daß der spätere Galaktische Rat aus Lens-Trägern bestehen muß. Und diese Lens-Träger müssen aus den verschiedenen Sonnensystemen stammen, wenn der Rat funktionsfähig sein soll. Aber es herrscht überhaupt so viel Mißgunst – weshalb wir uns auch hier in New York befinden, und nicht im Hügel, wohin wir eigentlich gehören. Leider haben wir feststellen müssen, daß unser kleines und vergleichsweise homogenes Sonnensystem am wenigsten frei davon ist. Der Solare Rat wird also nicht nur aus Lens-Trägern bestehen müssen, wir werden es darüber hinaus nicht vermeiden können, jedem einzelnen bewohnten Planeten des Systems Zutritt zu gewähren – irgendwann einmal wird sogar Pluto an unsere Tür klopfen.
Übrigens war Mr. Saunders alles andere als erfreut, als wir ihm Knobos vom Mars und DalNalten von der Venus wegnahmen und die beiden zu Lens-Trägern machten. Und noch weniger hat ihm gefallen, daß sie nun turmhoch über ihm stehen.«
»Ich habe natürlich mit ihm gesprochen. Aber da Saunders als Lens-Träger nicht in Frage kam, war es für ihn natürlich nicht leicht, die Situation zu verstehen.«
»Das dürfte etwas untertrieben ausgedrückt sein«, sagte Kinnison. »Aber zurück zum Thema. Ich bin deiner Meinung daß wir nicht-menschliche Lens-Träger brauchen, und je mehr geeignete Intelligenzen wir finden, desto besser. Allerdings beurteile ich unsere Chancen in dieser Richtung sehr günstig. Was hat dich zu der Überzeugung gebracht, daß wir ... oh, ich verstehe ... Aber ich weiß nicht, inwieweit du berechtigt bist, zwischen einer bestimmten geistigen Entwicklungsstufe und dem technologischen Fortschritt eine Verbindung zu sehen.«
»Das wäre gar nicht nötig. Laß deinen Gedanken mal freien Lauf, Rod. Aber vergiß Nevia nicht.«
»Dann werde ich mit den bekannten Tatsachen anfangen. Die interstellare Raumfahrt ist etwas Neues für uns. Wir sind noch
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