Lensmen 02 - Die ersten Lensmen.rtf
Lens-Träger. »Selbstverständlich.«
Sirenen schrillten; der Start war freigegeben. Die Mannschaften der umliegenden Docks waren in Deckung.
Abrupt wich das Startfeld auf den Bildschirmen einem gleißenden Lichtkranz; die frei werdenden Antriebsenergien beleckten das Startdock und seine Umgebung mit gierigen Zungen.
Das Bild auf dem Schirm wurde wieder deutlicher; in Sekundenschnelle raste die Chicago durch die unteren Schichten der Atmosphäre. Ihre Beschleunigung nahm weiter zu, als der atmosphärische Druck geringer wurde. Die Erde wölbte sich unter dem Schiff. Die jeweilige Geschwindigkeit der Chicago entsprach aufgrund ihrer absoluten Trägheitslosigkeit dem Widerstand, der ihrem Antriebsschub durch atmosphärische und sonstige Partikeln entgegengesetzt wurde, so daß das Raumschiff, als es die Erdatmosphäre verlassen hatte, bald mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch das All zog.
5
Stundenlang saß Virgil Samms in seinem Sessel und starrte ins Leere. Die Wunder des Weltalls, die auf dem Bildschirm sichtbar wurden, das sich ständig verändernde Panorama der leuchtenden, dimensionslosen Sterne interessierten ihn heute nicht. Er hatte ein anscheinend unlösbares Problem zu bewältigen. Wie ... wie konnte er erreichen, was er erreichen wollte?
Endlich rückte die Zeit der Landung heran. Er erhob sich und hangelte sich an einer Handleine durch den Korridor in den Kontrollraum. Er gesellte sich erst jetzt zu den anderen Offizieren, weil er wußte, daß es kein Kapitän gern hat, wenn sich ein Fremder im Allerheiligsten seines Schiffes aufhält.
Kommandant Winfield hatte sich bereits vor seinem Hauptschirm festgeschnallt. Piloten, Navigationsoffiziere und Computer waren an der Arbeit.
»Ich wollte Sie gerade rufen lassen, Lens-Träger«, sagte Winfield und deutete auf einen Sessel in seiner Nähe. »Nehmen Sie doch bitte dort auf der Station des Zweiten Kommandanten Platz.« Nach einigen Minuten gab er den Befehl: »Auf Träg-Flug schalten, Mr. White.«
»An alle Mannschaften!« sagte der Zweite Kommandant in sein Mikrophon. »Fertigmachen für Träg-Manöver dritter Klasse. Ende.«
Auf einer Kontrolltafel flammte eine Batterie winziger Lichter grün auf. Im gleichen Augenblick schaltete White den Bergenholm-Antrieb aus, und Samms' Gewicht veränderte sich im Handumdrehen von Null auf über fünf Zentner, und obwohl er sich auf den Ansturm gefaßt gemacht hatte, wurde ihm der Atem aus den Lungen gepreßt. Doch nach wenigen Sekunden hatte er sich der neuen Situation wieder angepaßt und verfolgte aufmerksam die Vorgänge im Kommandoraum.
Der Chefpilot war an der Arbeit. Er spielte virtuos auf seinen zahlreichen Tastaturen und Schalttafeln und dirigierte das Schiff mit traumhafter Sicherheit. Vorsichtig paßte er die Ursprungsgeschwindigkeit des Schiffes der Eigenbewegung des Planeten an, der in einiger Entfernung unter ihnen schwebte.
Samms starrte auf den Bildschirm – zuerst auf die unglaublich winzige Sonne – dann auf die trostlose Planetenlandschaft, der sie sich mit gewaltiger Geschwindigkeit näherten.
»Man kann sich überhaupt nicht vorstellen«, sagte er, halb an Winfield gewandt, »daß eine Sonne so heiß ist. Rigel IV ist etwa vierhundertmal so weit von seiner Sonne entfernt wie die Erde von Sol, und doch ist es auf dieser Welt heißer als in der Wüste Sahara.«
»Ja, diese blauen Riesen sind groß und heiß«, erwiderte der Kommandant nüchtern. »Ihre Strahlung ist zwar unsichtbar, aber absolut tödlich. Und Rigel ist die größte Sonne in dieser Gegend. Es gibt natürlich noch schlimmere Burschen. Gegen Doradus S. zum Beispiel ist Rigel eine flackernde Kerze. Ich werde mich dort eines Tages mal umsehen, nur interessehalber. Aber wir sind auf dreißig Kilometer abgestiegen, Lens-Träger, und ich könnte die Chicago über der rigellianischen Stadt dort unten verankern, wenn Sie wollen.«
Die Chicago verhielt unbeweglich in der Planetenatmosphäre, während Samms seinen Visistrahl hinabschickte und einen fragenden Gedanken ausstrahlte. Da er bisher noch keinen Kontakt mit einem Rigellianer gehabt hatte, vermochte er kein Einzelwesen direkt anzusprechen. Doch er hatte eine genaue Vorstellung von der Art des Wesens, das er zu treffen hoffte, und er durchforschte die Stadt nach einem geeigneten Rigellianer. Die Verbindung gestaltete sich überaus schwierig; die mangelnde geistige Übereinstimmung machte einen Kontakt fast unmöglich. Trotzdem versuchte er sich verständlich
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