Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
und aus seinen Schleusen schwebten winzige Gebilde – offenbar die Körper der Piraten. Dann ging die Prometheus wieder in den trägheitslosen Flug über und nahm direkten Kurs auf Valeria.
Eine »freie« Landung ist im allgemeinen sehr ungewöhnlich und wird nur unternommen, wenn das Schiff sofort wieder starten soll. Sie ist gefährlich, spart aber auch die Zeit, die normalerweise mit der Umkreisung des Planeten, mit der Berechnung der Anflugbahn und der Abbremsung des Schiffes verlorengeht. Ihre Gefährlichkeit liegt darin, daß sie viel Energie kostet und daß sie katastrophale Folgen haben kann, wenn die Neutralisation der Trägheit des gelandeten Schiffes auch nur einen Sekundenbruchteil unterbrochen wird. Denn die Aufhebung der Trägheit oder Masse eines Schiffes ist kein magischer Vorgang, bei dem das allgegenwärtige Naturgesetz der Bewahrung von Materie und Energie überwunden wird. Sobald die Neutralisationsenergie aussetzt, besitzt das Schiff die gleiche Geschwindigkeit, das gleiche Bewegungsmoment und die gleiche Trägheit wie im Augenblick des Übergangs in den »freien« Flug. Wenn also ein Raumschiff von der Erde startet – deren Kreisbahngeschwindigkeit in bezug auf die Sonne etwa dreißig Kilometer in der Sekunde beträgt –, wenn dieses Schiff dann in den freien Flug übergeht, zum Mars fliegt, dort »frei« landet und dann erst in den trägen Zustand zurückkehrt, werden seine Ursprungsgeschwindigkeit und Bewegungsrichtung im Handumdrehen wiederhergestellt. Die Folgen sind vorstellbar. Natürlich kann es sein, daß das Schiff durch seine Ursprungsgeschwindigkeit harmlos in die Luft gehoben wird – aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß es am Boden zerschellen würde.
Das Löschen von Fracht ist am trägheitslosen Zustand nicht möglich; dagegen können Passagiere an Bord genommen werden, die allerdings im Umgang mit schweren Raumanzügen geübt sein müssen. Mannschaft und Schiff müssen nach Verlassen des Planeten sofort – getrennt – in den trägen Zustand übergehen und ihre Ursprungsgeschwindigkeit anpassen. Das dauert natürlich nur einen Bruchteil der Zeit, die eine träge Landung erfordert hätte.
Die Prometheus landete also »frei« – und Kinnison folgte ihrem Beispiel. In seinem schweren Raumpanzer verließ er das Boot und näherte sich dem Frachter. VanBuskirks Haupttruppe ging bereits an Bord.
»Hallo, Kim!« begrüßte ihn der riesige Holländer. »Hat alles wie ein Uhrwerk geklappt! Wir werden dich nicht lange aufhalten. Start in zehn Minuten.«
»Hallo, Bus! Gratuliere zu deiner Beförderung«, erwiderte der Lens-Träger und legte dem anderen die Hand auf den Arm. »Ich habe mir übrigens ein paar Gedanken gemacht über unsere Mission. Wäre es nicht möglich, daß du mich irgendwie ...«
»Ganz und gar nicht!« erwiderte der frischgebackene Lieutenant entschieden. »Ich weiß, was du sagen willst – daß du uns begleiten möchtest. Aber bitte spare dir die Worte.«
»Aber ich ...«, wollte Kinnison erwidern.
»Nichts zu machen«, erwiderte der Valerianer bestimmt. »Du bleibst bei deinem Boot. Ich kann es nicht mit an Bord nehmen, denn der Frachter hat voll geladen. Wir können dich auch nicht im Huckepack mitnehmen, denn das würde die Piraten mißtrauisch machen. Außerdem ist das meine erste und letzte Gelegenheit, einem Freien Lens-Träger einen Befehl zu geben. Und dieser Befehl lautet, daß du dich von diesem Schiff fernhalten sollst – und dafür werde ich sorgen, du kleiner Erdenwurm! Mann, wird mir das Spaß machen!«
»Das kann ich mir vorstellen – du mißratener valerianischer ...!« begann Kinnison und hielt inne. »Ah, jetzt verstehe ich. Haynes steckt dahinter, nicht wahr?«
»Hmm«, erwiderte vanBuskirk und nickte. »Wie könnte ich sonst so mit dir umspringen? Aber nimm's dir nicht zu sehr zu Herzen – du wirst nichts verpassen. Die Sache kann praktisch nicht schiefgehen, und ich bin sicher, da du auch noch zum Zuge kommst. Übrigens möchte ich dir noch gratulieren, Kim. Du hast es wirklich verdient. Meine Männer und ich sind hellauf begeistert.«
»Vielen Dank, Bus. Bitte richte ihnen meine Grüße aus. Wenn du mich also nicht mitnehmen willst, muß ich mich eben an eure Fersen heften. Raum-ho!«
Und Kinnison folgte dem Frachtschiff, das unbeirrbar seine Bahn zog. Tage vergingen, ohne daß sich etwas ereignete.
Einen Großteil der Zeit verbrachte der Lens-Träger in seinem kleinen Boot, das er hierhin und dorthin lenkte. Die übrige
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