Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
zu schalten – aber ein solches Gerät hatte er nicht an Bord. Glücklicherweise wußte er nun über das Ziel seiner Reise Bescheid, und während des langen Fluges hatte er Zeit genug, um ein Dutzend solcher Vorrichtungen zu konstruieren. Die wichtigsten Teile und Werkzeuge standen ihm zur Verfügung. Geruhsam folgte Kinnison dem Piratenschiff und baute währenddessen an seinem automatischen »Jäger« – wie er das Gerät nannte. In den ersten vier oder fünf »Nächten« verlor er sein Opfer jedesmal – doch es war am »Morgen« kein Problem, den Anschluß wiederzufinden. Nach Vollendung seines »Jägers« brach die Verbindung nicht mehr ab, und einige Tage lang brachte er noch Verbesserungen an dem Gerät an. Anschließend beschäftigte er sich intensiv mit der allgemeinen Lage und seinem speziellen Problem. Dabei kam er zu höchst unbefriedigenden Ergebnissen, denn wenn man ein Problem lösen will wenn man es in Gleichungen oder logische Sequenzen bringen will, braucht man Daten. Aber Kinnison hatte nicht genügend Daten.
Das erste konkrete Problem betraf sein Eindringen in den Piratenstützpunkt. Da dieser von den Suchschiffen der Patrouille übersehen worden war, mußte es sich um eine sehr gut getarnte Befestigung handeln. Und ein Objekt von der Größe eines Piratenstützpunktes auf Aldebaran I zu verstecken, war kein geringes Problem, wenn er sich recht erinnerte. Er kannte das System zwar nur von einem einzigen Besuch her, aber ...
Obwohl er sich allein in seinem Schiff befand, errötete er beschämt, als er an die Ereignisse während dieses Besuches zurückdachte. Er hatte zwei Rauschgifthändler nach Aldebaran II verfolgt und war dort dem bemerkenswertesten und schönsten Mädchen begegnet, das er jemals gesehen hatte. Natürlich war er schon vorher mit schönen Frauen zusammengekommen – mit Schauspielerinnen, Mannequins und Modellen –, aber er hatte nicht geahnt, daß es ein derart atemberaubendes Wesen geben konnte. Sie spielte geradezu perfekt das hilfsbedürftige, schüchterne junge Mädchen, und Kinnison dachte mit Schaudern daran, was aus ihm geworden wäre, wenn sie diese Rolle noch etwas länger durchgehalten hätte.
Aber diese Spekulationen waren sinnlos. Er mußte sich auf Aldebaran I konzentrieren – auf eine öde, luft- und wasserlose Welt. Eine Welt aus Vulkanen und Kratern aller Formen und Größen. Es war bestimmt nicht einfach, einen Stützpunkt auf diesem Planeten einzurichten und zu tarnen und es war bestimmt nicht minder schwierig, sich einer solchen Station zu nähern. Er zweifelte nicht daran, daß sie sich unter der Oberfläche befand und daß sie sehr gut gesichert war. Der Ortungsneutralisator konnte ihm hier nichts nützen. Wie kam er um die Ortungsschirme herum? Gab es überhaupt eine Möglichkeit, unbemerkt in die Station einzudringen?
Mit dem Boot ließ es sich jedenfalls nicht bewerkstelligen. Vielleicht hatte er eine Chance, wenn er den Versuch ohne das Schiff unternahm. Natürlich mußte er in dieser Atmosphäre seinen Panzeranzug tragen, der nicht strahlungsfrei war. Aber das ließ sich abstellen, wenn er außerhalb des Ortungsbereiches der Station landete und sich zu Fuß heranpirschte, ohne die Aggregate seines Anzugs zu aktivieren. Aber auch dann hatte er es noch mit den visuellen Schirmen und Ausguckposten zu tun. Wenn die Piraten wachsam waren, konnte er nichts unternehmen. Und es wäre ein großer Leichtsinn, den Gegner für unaufmerksam zu halten.
Wie ließen sich die unsichtbaren Barrieren überwinden? Nach langer Überlegung konzentrierte sich Kinnison auf die einzige Möglichkeit, die eine Erfolgschance verhieß. Er mußte in einem Schiff in den Stützpunkt eindringen, das von den Piraten selbst hereingelassen wurde. Und dafür kam nur das Schiff in Frage, das er gerade verfolgte. Er mußte also irgendwie an Bord gelangen. Nachdem diese Frage entschieden war, brauchte er nur noch einen konkreten Aktionsplan.
Doch nun mußte er weiterdenken. Wenn er sich in der Station befand, was mußte, nein – konnte er unternehmen? Einen Plan nach dem anderen verwarf er wieder und kam schließlich zu der Erkenntnis, daß zu viel von der Lage der Station, von ihrem Aufbau, von ihrer Besatzung und von dem allgemeinen Dienstablauf abhing. Jeder feste Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Er wußte zwar, was er erreichen wollte, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er vorgehen mußte. Er mußte im rechten Moment die rechte Entscheidung treffen
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