Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
und den gangbarsten Weg wählen.
Kurzentschlossen richtete er seinen Spionstrahl auf den Planeten und unterzog ihn einer eingehenden Untersuchung. Unter ihm erstreckten sich gewaltige zerklüftete Bergketten, die sich in bizarren Mustern kreuzten, die ausliefen, gewaltigen Kratern auswichen, tiefe, zerklüftete Canyons bildeten oder in riesigen Berggipfeln endeten. Berghänge und Ebenen, Ringgebirge und Kraterkessel waren mit unzähligen kleineren Kratern und Löchern übersät, als ob der Planet schon seit Äonen das Ziel eines kosmischen Bombardements war.
Über diesen wilden Planeten ließ Kinnison seine Spionstrahlen dahinstreichen und schließlich auch in sein Inneres eindringen. Er fand jedoch nichts. Dann setzte er auch seine Ortungsgeräte und Spürstrahlen ein – mit dem gleichen negativen Ergebnis. Bei weiterer Annäherung mußten ihm seine elektromagnetischen Ortungsgeräte die Existenz von Eisen anzeigen – was bei einem Planeten dieser Größe kein Wunder war. Es gab viele Planeten mit einem Eisenkern. Soweit er seinen Instrumenten also vertrauen konnte, gab es keinen Stützpunkt auf Aldebaran I. Und doch wußte er, daß er sich hier irgendwo befinden mußte. Vielleicht lag Helmuths Station doch irgendwo innerhalb der Galaxis, auf gleiche geheimnisvolle Weise vor einer Entdeckung geschützt? Kinnison wußte nicht mehr, was er denken sollte. Er mußte sich dringend eine zweite Peillinie beschaffen, um sich endlich mit Helmuth persönlich auseinandersetzen zu können.
Jäger und Gejagter näherten sich dem aldebaranischen Sonnensystem, und Kinnison machte sich bereit. Er legte seinen Raumanzug an, überprüfte dessen Ausrüstung bis ins letzte Detail und stellte mit einem Blick auf den Bildschirm fest, daß sein »Jäger« das Boot im Einklang mit den Manövern des Piraten dirigierte. Schließlich ging das Piratenschiff in den trägen Flug über, um in eine Kreisbahn einzuschwenken – doch da hatte Kinnison bereits einen anderen Kurs eingeschlagen. Er brachte sein Boot in eine niedrige Kreisbahn, schaltete seinen Bergenholm und sämtliche anderen Aggregate ab und ließ sich treiben. Nachdem er den Kurs seines Bootes fixiert hatte, so daß er es jederzeit wiederfinden konnte, trat er in das Vakuum des Alls hinaus und nahm Kurs auf die Landebahn des Piratenschiffes.
In trägem Flug kam er nur vergleichsweise langsam voran, doch er hatte viel Zeit. Auch so betrug seine Geschwindigkeit noch über dreitausend Kilometer in der Stunde, wobei ihn der Antrieb seines Schutzanzuges noch ständig mit zwei g beschleunigte.
Wenig später kam das Schiff unter ihm in Sicht. Kinnison erhöhte den Schub und näherte sich in einer gewaltigen Kurve von oben. Er spekulierte darauf, daß sich die Piraten wenig um das kümmern würden, was sich hinter ihrem Rücken tat, und er behielt recht. Der kritische Augenblick ging vorüber, und er erreichte unbemerkt die Außenhülle des Piratenraumers. Vorsichtig paßte er seine Geschwindigkeit an – eine Aufgabe, die jeder Raumfahrer beherrschen mußte – und berührte schließlich das Metall der Außenhülle. Wenig später hatte er die Notschleuse geöffnet und befand sich im Innern des Schiffes.
Unbekümmert betrat er die verlassenen Quartiere des Kampfschiffes und machte es sich in einer Koje bequem. Er legte die Druckgurte an und richtete seinen Spionstrahl in den Kontrollraum, wo er das Landemanöver auf den Bildschirmen des Kapitäns verfolgen konnte. Er sah die rauhe, zerrissene Landschaft unter dem Schiff, das sich auf dem Feuerschweif seiner Antriebsraketen hinabsenkte. Der Pirat hatte sich offenbar entschlossen, auf eine letzte Umkreisung des Planeten zu verzichten und eine Steillandung zu versuchen. Der Pilot machte seine Sache glänzend. Trotzdem erzitterte das Schiff unter der Wucht der Gegenbeschleunigung, und erst als es sich in einem der gewaltigen Krater befand und von dessen Ringgebirge völlig eingeschlossen wurde, nahm es die normale waagerechte Landeposition ein.
Doch der Flug war noch nicht zu Ende. Senkrecht raste das Schiff in einen fast zehn Kilometer tiefen Vulkanschacht hinein – in einen Schacht, dessen Wände erstaunlicherweise Fenster hatten! Den Boden des Kraters bildete eine gewaltige Luftschleuse, deren Außenschott sich jetzt öffnete. Das Schiff verlangsamte seinen Fall, ein gewaltiges Landegestell reckte sich ihm entgegen, und wenig später waren sie gelandet. Die Luftschleuse wurde geschlossen. Kinnison befand sich in der
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