Lensmen 10 - Z-Lensmen
damit er zu seinem Gott beten kann.«
»Das geht nicht!« meldete sich Nadreck so heftig durch alle Wände, daß Cloudd den Impuls auffing. »Sie dürfen ihn nicht allein lassen. Auch dürfen Sie ihm seine echte Gebetsverstärker-Ikone nicht zurückgeben – das wäre wohl zu gefährlich. Wer weiß, was er uns heraufbeschwört. Er soll in Ihrer Gegenwart beten. Wenn wir das Verhör fortsetzen wollen, muß er aufgemuntert werden, muß er seelisch wieder zu Kräften kommen. Ich werde seine Gebete verfolgen und die Antwort, auf die er hofft, mit ermunternden Impulsen spicken. Jetzt sagen Sie bloß nicht, so etwas gehört sich nicht, Chon; ich werde ganz unauffällig vorgehen.«
Gronitskog fuhr hoch und preßte die Hände an den Kopf.
»Wenigstens wollen wir Kopf und Blick senken, Cloudd«, sagte Chon laut. »Zweifellos ist dies ein heiliger Moment für ihn.«
Gronitskog streifte die falsche Ikone mit der Doppelkugel am Band über den Kopf und legte sie auf den Boden. Chon war der Ansicht, daß der Austausch des auf Palain gefertigten Stücks noch nicht bemerkt worden war. Gronitskog zupfte seine schwarze Tunika hoch, kniete nieder und warf sich so zu Boden, daß seine Stirn das heilige Symbol berührte. Chon senkte den Blick; gleichzeitig wandte sich Cloudd ab, um seine Bänder und Notizen einzusammeln.
Dann spürte er die Hitzewelle, ehe er den Knall und das Fauchen und Knacken vernahm. Ein roter Blitz bestimmte vorübergehend das Licht im Zimmer. Als Cloudd herumwirbelte, gewahrte er die kniende Gestalt Gronitskogs völlig in Flammen gehüllt. Sein Gewand brannte rötlich, Kopf und Hände waren in flackernde grüne Flammen gehüllt. Kein Aufschrei, kein Japsen war zu hören, nur das Fauchen der grünen Flammen. Ehe die beiden irgend etwas gegen das Feuer unternehmen konnten, um den Mann zu retten, war Gronitskog in dem Brand aufgegangen. Ein glimmender Aschehaufen blieb auf dem Boden zurück.
»Mein Fehler! Mein Fehler!« stöhnte Nadreck beinahe menschlich in den entsetzten tellurischen Köpfen. »Es war dumm von mir, ihn mit dem Eich Verbindung aufnehmen zu lassen! Sein Glaube war so stark – aus gutem Grund war er Erzbischof, und das habe ich falsch beurteilt. Ich bin Ihres Vertrauens nicht würdig, Chon – Chon? Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Chon war auf die Knie gesunken, den linken Arm über das Gesicht gelegt. Als er die Hand senkte, sah Cloudd entsetzt, daß der untere Teil des Gesichts schwarz und der obere rötlich verfärbt waren. Vorsichtig tastete Chon seine Gesichtshaut mit den Fingerspitzen ab. Er schaute Cloudd an, und sein Blick war klar.
»Ich bin schlimm verbrannt, Nadreck.« Chon sprach zu Cloudd mit seiner Stimme und sandte Nadreck gleichzeitig seine Gedanken. Mit der linken Hand ergriff er einen Krug, der neben den Büchern auf dem winzigen Tisch stand, und schüttete sich Wasser ins Gesicht. »Keine ernste Sache. Der Bart hat mich geschützt, und zum Glück hatte ich die Augen geschlossen. Ärgerlich ist, daß ich mir offenbar den rechten Arm gebrochen habe, als ich zurückgeworfen wurde und über den Stuhl stolperte.« Zum erstenmal fiel Cloudd auf, daß Chon den rechten Arm schlaff herabhängen ließ. »Sobald wir die Übersicht haben, können Sie mich ins Lazarett führen oder was immer Sie hier an Bord haben.«
»Ihr Schmerz ist mein Schmerz, Chon«, sagte Nadreck. »Es war meine Schuld.«
»Machen Sie sich keine Vorwürfe, Nadreck«, wandte Chon ein. »Der Gebetsruf hätte eigentlich nicht stark genug sein können, um zu einer Antwort zu führen. Die falsche Ikone ist verantwortlich.«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Nadreck. »Zu spät, zu spät. Er glaubte inbrünstig an das Amulett und verstärkte sein eigenes Gebet so sehr, daß die Wirkung so war, als hätte er seinen Verstärker tatsächlich benutzt. Dies ist die peinlichste Niederlage meines Lebens. Er erhielt die Nachricht, sich selbst zu vernichten, und da er fanatisch genug war, um Pyrophorist zu sein, verbrannte er sich. Ich habe es zugelassen, daß dieser wertvolle Beweis, der Schlüssel zur Lösung unseres größten Problems, vernichtet wurde. Ich, Nadreck, habe dies geschehen lassen. Schande!«
»Ich bete für seine Seele, Nadreck. Er war nicht durch und durch schlecht. Er hätte ein wertvoller Verbündeter sein können. Wenn überhaupt jemand Schuld zugemessen werden muß, dann mir, denn ich kenne die Kraft des Glaubens. Aus seiner Sicht antwortete ihm sein Gott und verlieh ihm die Stärke, dies zu
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