Lensmen 10 - Z-Lensmen
seines Herrn. Die großen funkelnden Augen dieses goldenen Fellwesens starrten Cloudd ausdruckslos an, der winzige Mund dagegen zeigte eindeutig ein humorvolles Grinsen. Die kleinen rundlichen Finger zupften die Notiztasche von Worsels Gürtel und stopften sie in einen dreißig Zentimeter langen Schulterbeutel – beinahe so groß wie das ganze Wesen.
»Danke, Bluebelt«, sagte Worsel und übermittelte Cloudd diese Worte auch telepathisch – weniger aus Höflichkeit, als um ihn ein wenig zu necken. »Gib das meinem Freund Lieutenant Cloudd. Er soll die Einzelheiten mit Kallatra überprüfen. Sag ihm, ich fliege jetzt zur Kommunikationsabteilung hinab und komme bald zu den anderen.«
Als Bluebelt auf die Stange hüpfte, warf sich Worsel abrupt ins Leere und breitete die Flügel aus. Bluebelt, der noch immer grinste und unverständliche Laute vor sich hinplapperte, hüpfte auf den Balkon, blieb vor Cloud stehen, kniff ein Auge zu, verbeugte sich ein wenig und reichte ihm die Dokumententasche. Cloudd wußte nicht, wie mächtig Bluebelt als Worsels engster persönlicher Assistent im Institut sein mochte. Er lächelte also und sagte nachdrücklich und begleitet von einem identischen Gedanken: »Vielen Dank, Sir.« Er nahm die Kuriertasche. Bluebelt huschte unter einen Schrank und verschwand.
»Ich hab das eben verfolgt, Benson«, sagte Lalla Kallatra, als Cloudd um eine niedrige Trennwand herumkam und sich dem Kreis der Stühle näherte. Wie üblich stand sie starr da und bewegte nur den Kopf hin und her. »Ich dachte, mein Herz setzt aus. Ich sah Sie schon zu Worsel auf die Stange kriechen. Manchmal ist sein Humor geradezu gefährlich.«
»Vielleicht ist das der Fluch des Genies«, empfing Cloudd einen Gedanken. Nadreck meldete sich aus seinem palainianischen Schiff, das in seinem synchronen Orbit über dem Institut verharrte, aber nicht zu sehen war. »Kimball Kinnison ist fast ebenso schwierig. Er hätte Worsels Herausforderung angenommen und wäre hinausgeklettert – aber Worsel hätte das sicher gewußt und so etwas Dummes gar nicht erst vorgeschlagen. Euch Tellurier werde ich nie verstehen. Das alles ist lächerliche Zeitverschwendung. Wir sitzen auf einer oder mehreren Zeitbomben, die vielleicht schon vor Ablauf einer Stunde hochgegangen sind. Lieutenant Cloudd, Sie haben die offizielle Vollmacht in der Hand. Geben Sie sie Lens-Trägerin Kallatra, die sie öffnen und lesen wird.«
Kallatra hielt sich die Blätter kurz vor die Augen und absorbierte ihren Inhalt mit einem Blick.
Als sie fertig war, sagte Nadreck: »QX. Es ist alles in Ordnung. Ich muß mich nun wieder auf Lens-Träger Tregonsee konzentrieren, mit dem ich eine Lens-Lens-Konferenz abhalte. Bitte besprechen Sie die Veränderungen, die wegen der Verwundung des Generalgeistlichen Chon möglicherweise vorzunehmen sind, schon mal ohne mich.«
In Cloudds Kopf trat ein längeres Schweigen ein. Offenkundig durfte er nicht erfahren, was einen Nicht-Lens-Träger nichts anging. Da Tregonsee der oberste Geheimdienstchef der gesamten Zivilisation wie auch der Patrouille in beiden Galaxien war, wurde es mit der Geheimhaltung und Abschirmung natürlich genau genommen. Dadurch wurde Cloudd sich plötzlich bewußt, daß Kallatra sich niemals über die Lens mit ihm in Verbindung setzte, daß sie nie direkt in seinen Kopf eindrang. Ihm wurde plötzlich klar, daß sie der einzige Lens-Träger war, dessen geistige Berührung ihm Unbehagen bereitet hätte.
»Chon«, sagte sie laut zu ihm und unterbrach seinen unschönen Gedanken, »wird sich von seinem Nervenzusammenbruch erholen.«
»Was? Oh!« Cloudd war überrascht. »Es war ein Nervenzusammenbruch?« Chon hatte vor vier Stunden die Beherrschung verloren, kurz nach der Ankunft auf Velantia, und hatte tobend behauptet, er sei ein satanischer Gesandter der Eich. In aller Eile hatte man ihn ins Krankenhaus gebracht. Cloudd sah ein, daß ein solches Erlebnis sogar auf den Verstand eines Lens-Trägers eine ungeheure Wirkung haben mußte.
»Eine vorübergehende Krankheit, zum Glück. Lens-Träger haben Schwächen wie andere Menschen auch wobei komplexe Seelenzustände auch einen komplexeren Streß aufbauen; Chon aber war auch seelisch angegriffen. Allerdings brauchte er den Tod nicht zu fürchten. Im Gegenteil, seine stabile Psychostruktur bewahrte ihn vor irreparablen Schäden, wenn nicht gar vor einer völligen Lähmung.«
»Das ist ja eine wunderbare Nachricht«, sagte Cloudd schließlich, als ihm die volle
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