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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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die Häuser schienen sich eng
     zusammenzudrängen, als wollten sie die Kastanie in der Mitte des
     Vierecks ersticken. Frau Molls Wohnung lag im ersten Hinterhaus und war
     über eine enge Treppe zu erreichen. Als Leo Wechsler die Haustür
     öffnete und auf die erste Stufe trat, schlugen ihm die
     unterschiedlichsten Gerüche entgegen – gekochter Kohl,
     Schimmel, feuchte Wäsche.
    Die dunkelbraune Wohnungstür
     fiel dadurch auf, dass sie neu und glänzend aussah und ein
     Namensschild trug. Er klingelte. Schritte näherten sich, dann spähte
     Frau Moll durch den Türspalt. Bei Leos Anblick öffnete sie die Tür
     und schaute ihn besorgt an. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Doch, Frau Moll. Wenn
     ich hereinkommen dürfte. Ich habe noch ein paar Fragen.«
    »Hat es was mit meinen
     Abdrücken zu tun?«
    »Nein.« Er lächelte
     beruhigend und wurde in die enge Diele vorgelassen. Links konnte er in
     eine kleine Küche sehen. Ausguss und Herd waren ausgesprochen sauber,
     die Kohlenkiste stand ordentlich daneben, auf dem Tisch ein Weckglas mit
     ein paar Sommerblumen. Frau Moll führte ihn in die Wohnstube, die
     gleichzeitig als Schlafzimmer diente, und bot ihm einen abgewetzten Sessel
     an. Leo nahm dankend Platz. Er sah sich kurz um, sein geschulter Blick
     verriet ihm, dass die Bewohnerin trotz ihrer Armut versuchte, einen Rest
     von Bürgerlichkeit zu bewahren. Davon zeugten die Stickbilder mit den
     Sinnsprüchen und die vereinzelten Nippfiguren auf dem Büfett.
     Frau Moll blieb unschlüssig stehen und setzte sich dann auf ein
     Zeichen von ihm auf einen Stuhl.
    Er beugte sich vor und
     klemmte die Hände zwischen die Knie. »Sie könnten uns sehr
     helfen. Wir benötigen Auskunft über die Menschen, die bei Herrn
     Sartorius ein und aus gegangen sind: Freunde, Bekannte, Patienten. Jeder
     noch so kleine Hinweis kann dienlich sein. Sie wollen sicher auch, dass
     wir seinen Mörder finden.«
    Die Haushälterin nickte
     eifrig. »Natürlich. Aber . . . außer seinen Patienten hat
     er selten Leute empfangen. Er ging lieber aus, ließ sich
     unterhalten. Das war doch sein gutes Recht, oder?«
    »Gewiss. Ich habe mir
     seinen Terminkalender angesehen und war erstaunt über die vielen
     Namen, die man täglich in der Zeitung liest. Filmschauspieler,
     bekannte Geschäftsleute, Damen der Gesellschaft.«
    »Nun, ich habe ja
     gesagt, er war sehr beliebt und hat vielen geholfen.«
    Wenn sie nur nicht so
     verdammt loyal und ein bisschen klatschsüchtiger wäre, dachte er
     und verdrehte innerlich die Augen.
    »Gut, aber es muss
     mindestens einen Menschen gegeben haben, der ihn nicht gemocht hat. Der
     ihn so hasste, dass er ihm den Schädel eingeschlagen hat«,
     sagte Leo absichtlich brutal. Die Frau zuckte zusammen und sah ihn
     betroffen an.
    »Da haben Sie Recht.«
     Sie schien zu zögern, und er spürte, wie sie mit sich rang.
     »Na ja, vor einer Weile, es ist vielleicht ein Jahr her, war mal die
     Polizei da.«
    »Die Polizei?«,
     hakte Leo sanft nach, um sie nicht zu verunsichern.
    »Ja, zwei Männer
     wie Sie, ohne Uniform, auch von der Kriminalpolizei.«
    »Wissen Sie, worum es
     ging?«
    Sie biss sich auf die Lippen.
     »Hm, ich habe Herrn Sartorius das Essen ins Speisezimmer gebracht,
     er musste noch weg und wollte sich von dem Besuch nicht den Abend
     verderben lassen. Hat er mir später gesagt.«
    »Und? Haben Sie von dem
     Gespräch etwas mitbekommen?« Er ließ ihr Spielraum, damit
     sie nicht zugeben musste, dass sie womöglich an der Tür
     gelauscht hatte.
    »Ja, beim Rausgehen hab
     ich mitgekriegt, dass es um Kokain ging. Dieses Rauschgift, von dem man
     jetzt so viel hört.«
    Leo pfiff leise vor sich hin.
     Also gab es doch Flecken auf der weißen Weste des Heilers. Er musste
     unwillkürlich an die Dankesschreiben denken. Was waren das wohl für
     Heilmittel gewesen, die eine so wundersame Wirkung entfaltet hatten?
    »Sind die Beamten lange
     geblieben?«
    Sie schüttelte den Kopf.
     »Nein, und ich habe sie auch nie wieder in der Wohnung gesehen.
     Vielleicht war es ja ein Irrtum, oder jemand wollte ihm schaden.«
    »Da könnten Sie
     Recht haben, Frau Moll. Jedenfalls danke ich Ihnen und bitte Sie, sich
     sofort zu melden, falls Ihnen noch etwas einfallen sollte. Alles kann
     wichtig sein, ein Streit, Briefe ohne Absender, was auch immer.«
    Sie brachte ihn zur Tür
     und schien erleichtert, als er in den Flur trat und die Treppe
     hinunterging.
    Als er das Vorzimmer betrat,
     eilte

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