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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Diwan, daran kann ich mich
     erinnern.«    
    »Stand er gestern am
     üblichen Ort?«
    »Ja. Ich weiß es
     genau, weil ich Herrn Sartorius’ Honorar daneben gelegt habe.«
    Das passte. In einer
     Hosentasche des Heilers hatten sie ein Bündel Geldscheine gefunden.
    »Im letzten Jahr wurde
     der Tote mit Kokain in Verbindung gebracht. Wussten Sie davon?«
    Sie schüttelte energisch
     den Kopf, zu energisch, wie er fand.
    »Er wurde bei einer
     Razzia in der ›Flotte‹ festgenommen. Solche Lokale sind
     Ihnen wohl gar nicht bekannt, dort verkehren Menschen, die Rauschgift
     kaufen und verkaufen möchten. Natürlich müssen wir allen
     Spuren nachgehen. Falls Sie also etwas wissen . . .«
    Sie rutschte ein wenig auf
     dem Sofa hin und her und sah zur Tür, als das Hausmädchen mit
     dem Teetablett hereinkam. Sie stellte die silberne Kanne und die Tassen,
     Milch, Zucker und Gebäckschale auf den Sofatisch und ging diskret
     hinaus.
    Frau Cramer schenkte ihm zart
     duftenden Darjeeling ein. Dabei trinkt ganz Berlin Zichorienkaffee, dachte
     er ein wenig zynisch, genoss den Tee aber dennoch.
    »Also, Frau Cramer, um
     noch einmal auf das Kokain zurückzukommen . . .« Dann hatte er
     eine Idee. »Dürfte ich nach dem Namen der Freundin fragen, die
     Ihnen Herrn Sartorius empfohlen hat?«
    »Elisa Reichwein, die
     Galeristin«, sagte sie rasch, als wollte sie es hinter sich bringen.
     »Sie . . . na ja, ab und zu nimmt sie etwas. Sie hat mir auch davon
     angeboten, aber ich habe nichts für Rauschgift übrig. Es macht
     mir Angst«, fügte sie schüchtern hinzu, was Leo ganz
     sympathisch fand.   
    »Und was hat Frau
     Reichwein Ihnen über Herrn Sartorius erzählt?«
    Sie schien sich inzwischen
     äußerst unbehaglich zu fühlen und schaute unruhig zur Tür.
     Sie leckte sich nervös über die Lippen. »Mein Mann weiß
     nicht, dass ich bei einem Heiler war. Er hält nichts von solchen
     Dingen, er ist ein Zahlenmensch, der immer seinem Verstand folgt. Es wäre
     mir unangenehm . . .«
    »Bedaure, aber ich kann
     keine Diskretion garantieren«, sagte Leo knapp. »Herr
     Sartorius wurde brutal erschlagen, da dürfen wir keine Rücksicht
     auf Privates nehmen.«
    Sie schluckte. »Also
     gut, er hat Elisa Kokain gegeben. Sie war . . . irgendwie
     niedergeschlagen, die Galerie lief nicht gut, sie fühlte sich
     kraftlos. Also ist sie zu ihm gegangen. Zuerst hat er es mit den
     Edelsteinen versucht, aber die haben bei ihr nicht geholfen. Da gab er ihr
     Kokain.«
    Der Heiler hatte seinen
     Patienten Kokain verabreicht, eine ganz neue Perspektive. In der Wohnung
     war nichts gefunden worden, aber Rauschgift ließ sich ausgezeichnet
     verstecken. Er würde seine Leute noch einmal auf den Tatort ansetzen.
     Falls Sartorius im großen Stil gehandelt hatte, war der Mörder
     vielleicht auf das Kokain aus gewesen.
    »Wie oft?«
    »Das weiß ich
     nicht. Sie hat geschwärmt, es verleihe ihr ungeheure Energie, sie
     sehe die Welt in ganz neuen Farben, es klang unglaublich.«
    »Nun ja, Kokain
     verursacht einen überwältigenden Rausch, aber die Abhängigkeit,
     in die man sich begibt, ist furchtbar«, sagte Leo. In den letzten
     Jahren hatte der Rauschgiftgenuss in Berlin erschreckend zugenommen, eine
     Razzia folgte auf die nächste, doch die Polizei wurde der Sucht nicht
     Herr. »Eine letzte Frage noch: Ist Ihnen bei Ihrem Besuch
     irgendetwas aufgefallen, war etwas anders als sonst? Wirkte Herr Sartorius
     beunruhigt, aufgebracht oder geistesabwesend?«
    »Ganz und gar nicht,
     Herr Kommissar. Er war wie immer, ausgesprochen ruhig, er ruhte in sich, möchte
     ich sagen.«
    »Haben Sie jemanden im
     Haus oder der Umgebung gesehen, der Ihnen seltsam vorkam oder sich verdächtig
     verhielt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Gut, Frau Cramer,
     damit wäre ich für heute fertig. Falls Ihnen noch etwas
     einfallen sollte, rufen Sie mich bitte im Präsidium an.« Er
     schrieb ihr die Nummer auf.
    Sie begleitete ihn persönlich
     zur Haustür. Am Gartentor begegnete er einem eleganten, grauhaarigen
     Mann, der ihn fragend ansah und kurz den Hut lüftete. Er legte Ellen
     Cramer die Hand auf den Arm und führte sie ins Haus.
    Als sie später in ihrem
     Boudoir an der Frisierkommode saß und ihr Gesicht sorgfältig
     eincremte, dachte Ellen Cramer noch einmal an den Tod des Heilers.
     Seltsam, dass sie so kurz bevor ein Mensch gestorben war, noch bei ihm
     gewesen, von ihm berührt worden war. Sie legte die Fingerspitzen ans
    

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