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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Arzt, er heilt
     Menschen. Ich kenne keinen anderen Heiler.«
    Robert seufzte leise.
    »Gabriel Sartorius ist
     tot.«
    Verena Moltkes Gesicht blieb
     reglos.
    »Ich glaube, er ist
     abends gelegentlich mit Ihnen ausgegangen. Er war ein interessanter Mann,
     lange dunkle Haare, exotische Kleidung. Er hat Ihnen weißes Pulver
     gegeben.«
    Ihr Kopf schoss abrupt hoch.
     »Weißes Pulver.«
    »Ja. Sie haben es auf
     einen Tisch gestreut – so«, Leo machte eine entsprechende
     Handbewegung, »und dann haben Sie es durch ein Röhrchen in die
     Nase hochgezogen.«
    Sie nickte langsam. »Ja,
     das war schön. Ich habe mich wie im Himmel gefühlt.«
    Leo legte vorsichtig eine
     Hand auf ihre. »Wie im Himmel?«
    Robert bewunderte Leos
     Geduld.
    »Ja, ganz leicht und
     wolkig.«
    »Sie sind zusammen mit
     ihm in ein Lokal gegangen. Öfter sogar. Ein dunkles Lokal, in einem
     Keller, voller Leute, die nicht viel sagen. Und da haben Sie das Pulver
     bekommen.«
    Erneutes Nicken.
    »Und irgendwann sind
     Sie allein hingegangen. Weil Sartorius nicht mehr wollte oder konnte. Und
     dann haben Sie sich das weiße Pulver selbst gekauft.«
    »Ja, das war so schön.
     Wie im Himmel«, wiederholte sie.
    Leo stand vorsichtig auf und
     machte Robert ein Zeichen, der daraufhin näher trat. »Ich
     glaube, es hat keinen Sinn, sie weiter zu quälen. Lass uns zu den
     Schwestern gehen.«
    »Auf Wiedersehen, Fräulein
     Moltke. Danke für Ihre Hilfe.«
    Doch sie hatte sich schon
     wieder zum Fenster gewandt und starrte in den baumlosen Garten.
    »Völlig kaputt.«
     Robert schien froh, als sie wieder im Flur standen. »Warum machen
     die Rauschgiftleute diese Kokskeller nicht zu?«
    »Ach, es gibt so viele,
     die das Zeug nehmen, notfalls auch zu Hause oder auf der Straße. Wer
     interessiert sich schon für Mädchen ohne Nase, solange Geld mit
     ihnen verdient wird?«, fragte Leo ein wenig bitter.
    Er ging zum Schwesternzimmer
     und klopfte. Eine ältere Frau in weißer Tracht öffnete und
     sah sie fragend an. »Ja, bitte?«
    »Kriminalpolizei. Wir
     waren eben bei Fräulein Moltke und würden Ihnen gern ein paar
     Fragen stellen.«
    Die Schwester schüttelte
     bekümmert den Kopf. »Das ist eine ganz schlimme Geschichte. Sie
     ist noch so jung, aber ich habe wenig Hoffnung, dass sie wieder gesund
     wird. – Kommen Sie doch herein.«
    Das Schwesternzimmer bot eine
     freundliche Abwechslung nach den kahlen Fluren. Auf dem Tisch standen eine
     Vase mit Blumen und eine Schale Gebäck. Die Schwester deutete auf
     zwei Stühle mit bunten Kissen und lächelte. »Wir
     versuchen, es uns hier ein wenig nett zu machen. Bei so viel Leid braucht
     man das auch. Ich bin übrigens Schwester Agathe.«    
    Leo und Walther setzten sich.
    »Konnten Sie mit ihr
     sprechen?«
    »Sie hat nicht viel
     gesagt. Ihr Gedächtnis scheint angegriffen zu sein«, meinte
     Walther.
    Schwester Agathe nickte.
     »Manchmal hat sie klare Augenblicke, dann erzählt sie uns von
     früher. Aus ihrer Kindheit. Muss ein schönes Leben geführt
     haben, die Familie ist nicht arm. Sie wollte wohl allein in Berlin leben
     und ist in falsche Gesellschaft geraten. So geht das heute mit den jungen
     Frauen.«
    »Ist dies eigentlich
     eine Privatklinik?«, fragte Leo.
    »Ja. Es ist, wie soll
     ich sagen, eine Einrichtung, wo Patienten aus gutem Haus aufgenommen
     werden, die –«
    »– man lieber
     versteckt«, wagte er sich vor.
    »Na ja, Sie verstehen,
     ich arbeite hier und darf nicht schlecht über das Haus sprechen. Aber
     es ist kein Sanatorium im Grünen, nichts für Damen, die eine
     kleine Nervenkrise erlitten haben und sich bald wieder erholen. Hierher
     kommen Menschen wie Fräulein Moltke, unheilbare Trinker und
     Morphinisten, wenn ihre Familien sie nicht in einer staatlichen Anstalt
     wissen wollen.«
    Leo nickte.
    »Darf ich fragen, warum
     Sie hier sind?«, erkundigte sich Schwester Agathe.
    »Wir wüssten gern,
     wer Fräulein Moltke besucht. Ob es einen Bruder oder Verlobten gibt,
     der ihren Verfall mit ansehen muss und sich womöglich dafür gerächt
     hat.«
    Die Schwester sah ihn überrascht
     an. »Ich dachte, Sie wüssten, dass die meisten Patienten hier
     keinen Besuch erhalten. Zu Fräulein Moltke ist jedenfalls nie jemand
     gekommen.«   
    »Herr Direktor, hier
     sind die neuen Muster, die ich Ihnen bringen sollte.« Karl Lehmann
     legte die Pappkarten mit einer leichten Verbeugung auf den Schreibtisch.
    »Danke, Herr
     Lehmann. Ich sage

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