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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Bescheid, wenn sie wieder abgeholt werden können.«
    Er nahm eine Pappkarte und
     lehnte sich zurück. Die Knöpfe waren wunderschön. Horn in
     allen Schattierungen von sattem Braungelb bis hin zu zartem Grau, genau
     richtig für die Damenmode des kommenden Herbstes. Er sah Viola in
     einem schlichten schokoladenbraunen Mantel mit passenden Hornknöpfen,
     großen Knöpfen, schön geschliffen, der Mantel würde
     gar kein weiteres Accessoire benötigen.
    Auf der nächsten
     Karte waren Steinnussknöpfe aufgenäht. Er fuhr sanft über
     die vielfarbig gemaserten Scheiben, die mit besonderer Sorgfalt gefertigt
     wurden und deshalb recht kostspielig waren. Er stellte sich die fernen Länder
     vor, aus denen sie stammten. Kolumbien, Ekuador, Peru – vielleicht würden
     sie einmal dorthin reisen, auf einem eleganten Ozeandampfer, immer nach Süden,
     an grünen Küsten entlang und dann ins Landesinnere.
    Dann legte er die Karten
     weg. Heute fehlte ihm die richtige Ruhe für die Auswahl, er hatte
     eine unruhige Nacht gehabt. Gut, dass Viola vorübergehend zu
     Verwandten an die Ostsee gereist war. Er hatte noch etwas zu erledigen.
    »Wenn das mal kein
     nasser Fisch wird«, sagte Robert zu Leo, als sie durch die Glastür
     des Morddezernats traten. So hießen bei ihnen die ungelösten Fälle.
    »Bisher haben wir nicht
     viel. Aber irgendwann kommt die Wende, du kennst das doch.« Leo
     blieb stehen. »Geh schon mal rein. Ich muss noch zu von Fritzsche.«
    Doch Kriminalkommissar
     Theodor von Fritzsche war gerade in einer Besprechung, so dass Leo mit von
     Malchow vorlieb nehmen musste, der im Vorzimmer in einer Illustrierten blätterte.
    »Ich wollte nachfragen,
     ob Sie die Tante der kleinen Inge Matussek ausfindig gemacht haben.«
    Von Malchow legte die
     Illustrierte weg und vertiefte sich in den Anblick seiner manikürten
     Fingernägel. Leo wiederholte die Frage.
    »Wir sind doch nicht
     die Wohlfahrt.«
    Leo machte einen Schritt auf
     ihn zu. »Von Malchow, die Kleine kann unmöglich auf Dauer bei
     der Nachbarin bleiben.«
    »Dann nehmen Sie sie
     doch bei sich auf. Hat letzte Nacht doch auch geklappt«, erwiderte
     von Malchow schroff.
    Leos Stimme klang ebenso
     ruhig wie bedrohlich. »Wenn Sie nicht spuren, wende ich mich an
     Ihren vorgesetzten Kommissar.«
    »Nur zu«, meinte
     von Malchow verächtlich.
    In diesem Augenblick öffnete
     sich die Tür und Theodor von Fritzsche kam heraus. »Ach,
     Wechsler, die Sache Matussek war ja schnell geklärt. Wenn das nur
     immer so liefe. Wie ich höre, haben Sie den Fall praktisch im Pyjama
     gelöst.« Er fing einen Seitenblick Leos auf. »Gibt es
     Schwierigkeiten?«
    »Ich habe den Kollegen
     soeben gefragt, ob man die Schwester der Toten verständigt hat. Es
     geht um das Kind.«
    »Selbstverständlich«,
     sagte von Malchow mit einer leichten Verbeugung zu seinem Chef hin.
     »Hier ist die Anschrift. Wir haben sie bereits angerufen, sie kommt
     das Mädchen morgen abholen.«
    »Na bitte, dann ist
     doch alles klar. War noch etwas, Wechsler?«
    Leo schüttelte den Kopf.
    »Erzählen Sie mal,
     von Malchow, wie war denn die Soirée bei Konsul Brückner?«
     Die beiden Kriminalbeamten gingen ins Chefbüro und schlossen die Tür
     hinter sich.

 
    6
    Das Gespräch mit
     Sartorius hatte etwas in ihm aufgerührt, verschüttete
     Erinnerungen, die beinahe aus einem fremden Leben zu stammen schienen.
     »Woher wollen Sie wissen, dass es nicht jemand von früher war,
     der sein Wissen zu Geld machen will?« Natürlich war es eine
     Ausflucht gewesen. Natürlich war Sartorius schuldig gewesen. Dennoch.
    Ilse schloss die Tür auf
     und trug den Einkaufskorb herein. »Sieh dir das an, Leo«,
     sagte sie und hielt ihrem Bruder das offene Portemonnaie hin. »Alles
     weg. Für so wenig.« Sie deutete auf den Korb, in dem sich ein
     Roggenbrot, zwei Eier und eine Kanne Milch befanden. »Fünfzehn
     Mark das Kilo Roggenbrot. Rindfleisch hab ich gar nicht erst genommen, für
     das Suppenfleisch mit Knochen wollten sie schon hundertzehn Mark haben.
     Die Eier sind für die Kinder.«
    Leo, der gerade die
     Metallschlaufen an Maries Strickliesel zurechtbog, sah seine Schwester an
     und sagte beschwichtigend: »Die Gehälter steigen ja mit.«
     Er versuchte zwar, seine Sorge über die wachsende Geldentwertung zu
     verbergen, wusste aber, dass er Ilse nicht unterschätzen durfte. Sie
     kaufte für die Familie ein und hatte die Preise genau im Kopf. Ebenso
     wie sein Gehalt. Und

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