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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Arbeit zu tun,
     die Aussage der Nachbarin, die mir den Vorfall gemeldet hat, aufzunehmen
     und den Mann mit aufs Präsidium zu nehmen.«
    »Und Sie, Herr
     Kommissar, brauchen mir nicht zu sagen, wie ich meine Arbeit zu tun habe.«
     Er warf einen beiläufigen Blick auf die modernen Drucke an den Wänden
     und die alten Möbel und verzog den Mund.
    »Wie kommt es
     eigentlich, dass nicht wie üblich ein Kommissar herausgeschickt
     wurde?«, versetzte Leo.
    Von Malchow wurde blass um
     den Mund, sah aber die erstaunten Blicke der Kriminalassistenten, und
     knurrte nur: »Zum Schlafzimmer, bitte.« Unterwegs zischte er:
     »Kein guter Stall, das lässt sich eben nicht leugnen.«    
    Leo schaute ihn verächtlich
     an und schloss die Tür auf. Matussek hockte vornübergebeugt auf
     dem Bett und rührte sich nicht von der Stelle. Leo spürte einen
     leichten Widerwillen, als er die kräftigen Hände auf seiner
     Steppdecke sah. »Stehen Sie auf, Herr Matussek.«
    Doch von Malchow hatte den
     Mann schon am Arm gepackt und hochgerissen. Der Schuster wich unwillkürlich
     zurück und sah den Beamten verängstigt an. »Ick vasteh det
     nich, Sie sind ooch ’n Jeheimer, ick will nich mit –«
    Von Malchow legte ihm
     Handschellen an und schob ihn in den Flur hinaus. »Heller, Broch,
     Sie lassen sich den Tatort zeigen, während ich die Zeugenaussage
     aufnehme.« Er steuerte mitsamt dem Gefangenen auf die Wohnzimmertür
     zu, doch Leo vertrat ihm den Weg.
    »Sie können ihn
     nicht mit ins Wohnzimmer nehmen.«
    »Warum nicht?«
    »Seine Tochter ist da
     drin. Wenn sie wach wird, könnte sie einen Schock erleiden.«
    »Unsinn. Im Übrigen
     ist es Ihre Pflicht, den Beamten den Tatort zu zeigen.«
    Leo wich nicht von der
     Stelle. »Sie können die Aussage der Zeugin aufnehmen, danach
     zeige ich Ihnen und einem Ihrer Männer den Tatort. Der andere kann
     Matussek zum Wagen bringen. Das hier ist meine Wohnung, und ich dulde
     nicht, dass der Gefangene mein Wohnzimmer betritt.«
    Von Malchows Kiefer mahlten,
     er überlegte kurz und stieß den Gefangenen zu Heller hinüber.
     »Sie passen auf.« Dann zückte er seinen Notizblock und
     verschwand im Wohnzimmer. Ilse hob fragend die Augenbrauen. Die Spannung
     zwischen den Männern war deutlich spürbar gewesen.
    Leo blieb im Raum, als von
     Malchow Frau Hennigs Aussage aufnahm, und ärgerte sich über die
     herablassende Art, mit der sein Kollege ihr begegnete. Irgendwann hörte
     er Stimmen und ging zur Tür. Georg stand im Flur und rieb sich
     schlaftrunken die Augen. »Ich hab was gehört, Vati.«   
    Verwundert schaute er die
     beiden Kriminalbeamten und Matussek an. Leo legte ihm den Arm um die
     Schulter und brachte ihn zurück in sein Zimmer. »Geh wieder
     schlafen. Ich erzähl es dir morgen. Marie soll nicht aufwachen.«
    Georg nickte und rollte sich
     wieder unter der Decke zusammen.
    Als er zurückkam, öffnete
     Frau Hennig gerade die Wohnungstür. »Gute Nacht, Herr Wechsler.
     Ich hoffe, Sie gehen bei der Arbeit freundlicher mit den Leuten um als der
     da.«
    Nachdem Leo mit den Kollegen
     am Tatort gewesen war, kehrte er endlich in seine Wohnung zurück.
     Viertel nach drei. Doch er konnte sich noch nicht hinlegen.
    Ganz leise betrat er das
     Kinderzimmer. Das schwache Licht der Straßenlaternen fiel durch die
     Gardinen und zeichnete ein zartes Gittermuster auf die Dielen. Er schlich
     auf Zehenspitzen über den bunten Flickenteppich und blieb vor Georgs
     Bett stehen. Leo lächelte. Sein Sohn war wieder fest eingeschlafen,
     die Decke lag quer über seinem Körper, so dass die Füße
     unten herausguckten. Leo bückte sich und zog die Decke zurecht, dann
     strich er Georg sanft übers Haar.
    Er ging zu Maries kleinem
     Bett, blieb einen Moment stehen und kniete sich dann hin. Natürlich
     liebte er beide Kinder gleich, aber seine Tochter wirkte noch so klein und
     verletzlich, ganz dem Schlaf hingegeben, als könnte nichts ihre Ruhe
     stören. Er legte sein Gesicht ganz nah an ihres. Dann tat er etwas,
     das ihm seltsam intim erschien. Er atmete ihren Atem ein, der unschuldig
     roch, in dem er noch Spuren von Zahnpasta und Kakao wahrnahm. Sie rührte
     sich nicht, und er kam sich beinahe wie ein Eindringling vor, als er sie
     so im Schlaf beobachtete. Die Welt mit ihren Matusseks schien für
     eine Weile ganz weit weg, eine schützende Hülle umgab ihn und
     seine Tochter, und er wäre am liebsten die ganze Nacht so bei ihr
     geblieben, nah und

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