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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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vertraut.
    Doch Ilses Schritte im Flur
     rissen ihn aus seiner Versunkenheit. Er küsste Marie auf die Stirn
     und verließ leise das Kinderzimmer.
    »Ausgerechnet den haben
     sie dir geschickt?«, fragte Robert Walther am nächsten Morgen,
     nachdem Leo eine Stunde zu spät zum Dienst gekommen war und ihm von
     seinem nächtlichen Einsatz berichtet hatte.
    »Ja.« Er seufzte.
     Der Tag konnte nur besser werden als die letzte Nacht, was sich bei
     Walthers nächsten Worten bestätigte.
    »Wir haben die Frau,
     die aus dem Kokskeller, meine ich. Verena Moltke.«
    »Und?«, fragte
     er, als er Walthers Blick sah.
    »Üble Geschichte.
     Sie lebt in einem Pflegeheim. Die Familie hat sie dort untergebracht, weil
     sie nicht mehr weiterwusste. Das Kokain hat sie völlig zerstört.«
    »Wir fahren trotzdem
     hin. Vielleicht erfahren wir, ob sie manchmal Besuch bekommt und von wem.«
    Das Pflegeheim wirkte düster.
     Grau verputzte Mauern, ein Garten, der den Namen nicht verdiente, teils
     vergitterte Fenster.
    »Sieht mir eher nach
     einer Irrenanstalt aus«, murmelte Leo und klingelte.
    »Kriminalpolizei, ich
     bin Kommissar Wechsler, das ist mein Kollege Walther«, sagte Leo zu
     der Frau in Schwesterntracht, die ihm die Tür öffnete. »Wir
     möchten eine Ihrer Patientinnen sprechen.«
    Sie führte die Männer
     in eine kühle Eingangshalle, die den Charme eines Wartesaals verströmte.
     »Einen Augenblick, bitte, ich hole den Oberarzt.«
    Dr. Fellner, ein untersetzter
     Mann Mitte fünfzig, begrüßte sie herzlich. »Guten
     Tag, meine Herren, womit kann ich dienen? Die Schwester sagt, Sie wollen
     zu einer Patientin?«
    Leo stellte sich und Robert
     erneut vor. »Wir möchten zu Fräulein Verena Moltke.«
    Ein Schatten huschte über
     das gerötete Gesicht des Arztes. »Darf ich fragen, worum es
     geht?«
    »Ein Mann, mit dem sie
     früher bekannt war, ist ermordet worden.«
    Dr. Fellner sah ihn
     verwundert an. »Ich kann Ihnen bestätigen, dass Fräulein
     Moltke dieses Haus seit mehreren Monaten nicht verlassen hat. Sie befindet
     sich in einem bedauerlichen Zustand, es besteht wenig Hoffnung auf
     Besserung.«
    »Wir haben keineswegs
     Ihre Patientin im Verdacht«, erklärte Robert. »Aber der
     Tote hat sie damals mit dem Rauschgift in Berührung gebracht. Möglicherweise
     hat ein Freund oder Verwandter sie auf diese Weise rächen wollen.«
    »Das halte ich für
     äußerst unwahrscheinlich, aber bitte.« Er deutete auf
     eine Schwingtür und ging vor ihnen her.
    »Da kriegt man ja eine
     Gänsehaut«, flüsterte Robert. »Wer soll denn hier
     drinnen gesund werden?«
    »Scheint mir eher ein
     Abstellgleis für hoffnungslose Fälle zu sein«, erwiderte
     Leo.
    Der Arzt war vor einer
     Zimmertür stehen geblieben. Die Wände des Flurs wirkten ebenso
     schmucklos wie die Außenmauern des Gebäudes, als sollte nichts
     die Patienten von ihrer Genesung ablenken. Oder als wollte man Geld
     sparen, dachte Leo.
    »Ich möchte Sie
     bitten, die Patientin nicht unnötig aufzuregen«, sagte Dr.
     Fellner. »Sollte sie unruhig werden, klingeln Sie bitte nach der
     Schwester.« Mit diesen Worten öffnete er die Zimmertür und
     ließ die Männer eintreten.
    Auf einem Stuhl am Fenster saß
     eine zusammengesunkene Gestalt in einem weißen Kleid. Sie rührte
     sich nicht, als die Männer näher traten, und reagierte erst, als
     der Arzt ihr sanft die Hand auf die Schulter legte. »Fräulein
     Moltke.«
    Sie fuhr herum und Leo wich
     unwillkürlich zurück. Ihre Nase sah eingeschrumpft aus, war nur
     noch ein Fleischklümpchen ohne Form. Die Augen wirkten dagegen
     riesig, sie beherrschten das ganze Gesicht. Ihre Haut war fahl und
     ungepflegt, die Haare waren stumpf und lange nicht mehr frisiert.
    »Wer sind Sie?«,
     fragte sie mit heiserer, ungeübter Stimme.
    Während Leo sich
     vorstellte, verließ der Arzt leise das Zimmer. Robert überließ
     seinem Kollegen das Feld und trat ans Fenster. So etwas konnte Leo besser.
    Dieser kniete sich vor den
     Stuhl und schaute die junge Frau an. »Haben Sie keine Angst, wir
     wollen Ihnen nur ein paar Fragen stellen. Kennen Sie einen Mann namens
     Gabriel Sartorius?«
    Sie schien in ihrem zerstörten
     Hirn zu forschen. Vergeblich.
    »Er war ein Heiler. Er
     wohnte in einem schönen Haus. Haben Sie ihn dort einmal besucht?«
    Keine Antwort.
    »Sind Sie zu ihm
     gegangen, weil Sie krank waren?«
    Zu Leos Überraschung schüttelte
     sie energisch den Kopf. »Nein, das eben war der

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