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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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sie merkte schnell, wenn beides nicht mehr
     zusammenpasste.
    Die Kollegen lachten
     mittlerweile auch nicht mehr, wenn sie für ein Bier am Abend neun
     Mark hinlegen mussten. Zwar waren sie als Beamte besser gestellt als
     Arbeiter, die jeden Tag um ihre Stelle fürchten mussten, doch die
     Polizei war nicht sonderlich gut besoldet, und bei vielen wurde es allmählich
     eng.
    »Ich fahre heute mit
     den Kindern zu Robert in die Laube. Er hat Erdbeeren im Garten, da können
     wir welche mitnehmen. Die Kinder haben bestimmt Spaß beim Pflücken.
     Und du kannst dir mal einen ruhigen Tag gönnen.«
    Ilse nickte knapp und ging
     mit dem Korb in die Küche. Marie sah ihn entzückt an. »Wir
     fahren zu Onkel Robert in den Schrebergarten?«
    »Ja, ich habe gedacht,
     ihr freut euch.«
    »Vati, du bist so lieb«,
     sagte sie und gab ihm einen stürmischen Kuss auf die Nase. Dann
     rannte sie los und holte das Körbchen aus ihrem Zimmer, in dem sie
     sonst Puppenkleider aufbewahrte. »Für die Erdbeeren.«
    »Gut. Sag Georg, er
     soll sich endlich anziehen.«
    Leo freute sich auch auf die
     Stunden mit Robert und den Kindern. Die letzten Tage waren anstrengend
     gewesen. Sie hatten zusätzlich einen Raubmord übernommen, weil
     der zuständige Kommissar erkrankt war, und den Fall ziemlich schnell
     aufgeklärt, mussten aber zwei Nächte vor einer Kaschemme im
     Scheunenviertel auf der Lauer liegen, bis der Gesuchte dort auftauchte.
     Die schlaflosen Nächte steckten Leo in den Knochen, und er konnte
     einen faulen Samstag in Roberts Laube gut gebrauchen.
    Er packte zwei Flaschen
     Brause, zwei Flaschen Bier, eine Tüte Kekse und zwei Zigarren, die er
     in einem Anflug von Leichtsinn gekauft hatte, in eine alte Aktentasche.
    »Georg, Marie, es geht
     los.« Er verabschiedete sich von Ilse und machte sich mit den
     Kindern auf den Weg zur Haltestelle. Sie fuhren mit der Elektrischen
     hinaus nach Spandau. Leo freute sich über das fröhliche
     Geplapper der Kinder und dachte gleich, das müssten wir eigentlich
     öfter machen, nur fehlte meistens die Zeit dazu.
    Sie stiegen am Brunsbütteler
     Damm aus, von wo aus es nur ein kleiner Fußmarsch bis zur Kolonie
     »Grüne Heide« war. Sie traten durch das rosenberankte
     Eingangstor, und Marie lief los, als sie Robert an der Gartenpforte stehen
     sah. »Onkel Robert!«, rief sie schon von weitem.
    Robert Walther begrüßte
     das kleine Mädchen, gab Georg die Hand und nahm Leo die Tasche ab.
     »Schön, dass ihr kommt. Die Erdbeeren warten schon.«
    Er gab den Kindern eine
     Emailleschüssel und schickte sie ins Erdbeerbeet. »Aber lasst
     auch ein paar für zu Hause übrig«, sagte Leo grinsend.
    Robert hatte die Parzelle von
     seinen verstorbenen Eltern übernommen. Er hing daran, obwohl er im
     Beisein mancher Kollegen, die solche Einrichtungen als kleinbürgerlich
     betrachteten, nicht gern über seinen Schrebergarten sprach. Er genoss
     es, sich nach der Arbeit hierher zurückzuziehen, und gab offen zu,
     dass er eigentlich kein Stadtmensch war. Leo kam auch gern ab und zu her,
     brauchte aber den pulsierenden Lärm und die Hektik Berlins, um sich
     wirklich wohl zu fühlen.
    Sie setzten sich an den
     Gartentisch unter dem Vordach der Laube.
    »Bisschen früh für
     Bier, oder?«, fragte Robert.
    »Warm schmeckt es aber
     nicht«, entgegnete Leo und öffnete den Bügelverschluss
     seiner Flasche, worauf Robert es ihm gleichtat und die Flasche hob.
     »Aufs Wochenende.«
    Leo wollte eigentlich nicht
     über die Arbeit sprechen, doch etwas drängte aus ihm heraus.
     »Hör mal, der Fall Sartorius –«
    »– macht dir
     Sorgen. Mir auch. Ich weiß ehrlich nicht, wo wir noch ansetzen
     sollen. Wir sind allen Spuren nachgegangen. Selbst die Plakate haben
     nichts ergeben.«
    Die Kriminalpolizei klebte
     seit Jahren Fahndungsplakate an Litfaßsäulen und Hauswände
     und stellte sogar Beweismittel in Schaufenstern aus, was schon zu dem
     einen oder anderen Fahndungserfolg geführt hatte.
    »Wie auch? Wir haben
     nur gefragt, ob jemand zur Tatzeit gesehen wurde, als er ins Haus
     hineinging oder herauskam. Keinerlei nähere Beschreibung, keine
     besonderen Kennzeichen, nichts. Wir wissen nicht mal, ob es ein Mann oder
     eine Frau war. Zu dumm, dass wir keine Patientenkartei oder Ähnliches
     gefunden haben.«
    »Vermutlich hatte er
     alles hier oben drin.« Robert tippte sich an die Stirn.    
    Marie tauchte mit
     erdbeerverschmiertem Gesicht hinter einem Gebüsch auf und

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