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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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blieb vor der Kneipentür stehen. Dann versetzte er
     unvermittelt der grünen Pumpe am Straßenrand einen Fußtritt.
    Sie war tatsächlich
     verabredet gewesen. Und hatte nicht weggekonnt, weil er den Mordfall
     übernommen hatte. Also musste sie mit ihrem Freund auf der Straße
     auf und ab gehen, während die Kinder irgendwo spielten. Leo wollte
     den Gedanken verdrängen, doch er bahnte sich unbeirrt seinen Weg.
     Wenn Ilse nun irgendwann eine eigene Familie wollte?

 
    8
    »Hier unten, siehst du
     – KE, das steht für Knöpfe Edel. Das ist der Hersteller.«
     Robert hatte Erkundigungen eingezogen. »Eine bedeutende Firma, sie
     beliefert Geschäfte in ganz Europa.«
    Leo studierte Roberts
     Aufzeichnungen und sah ihn leicht gequält an. »Das heißt,
     der Knopf kann ebenso gut von einem Franzosen stammen, der Kunde bei einem
     Pariser Maßschneider ist. Oder von einem Engländer, der nach
     Berlin gereist ist, zufällig auf Erna Klante stieß und sie
     ermordet hat. Und Fingerabdrücke sind auch keine dran.« Er
     schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und stand auf. »Nein, so
     kommen wir nicht weiter. Es führt kein Weg an den Kaschemmen vorbei.
     Wir gehen nachher mit Stahnke und Berns los, Stankowiak habe ich bereits
     dafür abstellen lassen.«
    »Wir sollten der Sache
     trotzdem nachgehen«, meinte Robert. Er wollte den Knopf als
     Beweismittel nicht so rasch aufgeben. »Wir sollten bei der Firma
     Edel nachfragen. Vielleicht können sie uns eine Liste aller Berliner
     Händler und Ateliers zusammenstellen, die diese Flechtknöpfe
     gekauft haben.«
    »Gut, fahr hin und rede
     mit den Leuten.« Leo stand in Gedanken versunken da. »Wenn es
     nicht so unwahrscheinlich wäre, würde ich sagen, die Fälle
     haben miteinander zu tun.«
    Robert sah ihn fragend an.
    »Die Hure und der
     Heiler, klingt wie ein Schundroman. Aber überleg doch mal: In beiden
     Fällen stammten die Tatwerkzeuge aus der Wohnung, der Mörder
     ging entweder mit hinein oder wurde anstandslos eingelassen, denn es gibt
     keinerlei Anzeichen eines Einbruchs und praktisch keine Spuren. Fingerabdrücke
     – ebenfalls Fehlanzeige. Ich bin gespannt, wie es bei Erna Klante
     mit dem Motiv aussieht.«
    Robert überlegte.
     »Das alles kann purer Zufall sein, Leo. Die Milieus sind doch
     vollkommen unterschiedlich. Ich weiß nicht, ob die paar Ähnlichkeiten
     diese Annahme rechtfertigen.«
    »Vermutlich hast du
     Recht. War nur so ein Gefühl.«
    Robert warf ihm einen
     Seitenblick zu. Er kannte Leos Gefühle. Und wusste, dass er damit nur
     selten danebenlag.
    In diesem Augenblick ging die
     Tür auf und Dr. Lehnbach trat ins Zimmer. Leo begrüßte ihn
     überrascht. »Seltener Besuch. Bitte nehmen Sie Platz.«
    Der Arzt blieb stehen.
     »Ich bin in Eile, Herr Kommissar, wollte aber kurz meinen Bericht im
     Fall Klante ergänzen. Ich habe mir die Leiche noch einmal genau
     angesehen und am Hals depigmentierte Flecken entdeckt, ein sogenanntes
     Halsband der Venus. Ähnliche Flecken stellte ich an den vorderen
     Achselfalten fest.«
    Leo beugte sich gespannt vor.
     »Und? Was heißt das?«
    »Die Ursache ist eher
     prosaisch. Die Flecken deuten auf eine Syphiliserkrankung im zweiten
     Stadium hin. Sie können auch an den Genitalien oder im Mund
     auftreten, sind an Hals und Nacken aber am deutlichsten zu erkennen. Sie
     waren mir wegen der Strangulationsspuren zunächst nicht aufgefallen.«
    »Heißt das, sie könnte
     ihre Freier angesteckt haben?«, fragte Robert.
    »Nicht so hastig. Ich
     habe ansonsten keinerlei Anzeichen einer derartigen Erkrankung
     festgestellt. Die Flecken können schon Jahre alt sein. Als
     Prostituierte hat sie sich vermutlich behandeln lassen, es ging immerhin
     um ihren Broterwerb. Die Krankheit wurde dem Anschein nach fachgerecht mit
     Salvarsan oder Neosalvarsan therapiert. Außerdem ist sie lediglich
     im ersten und zweiten Stadium ansteckend.«
    »Demnach wäre es
     wohl kein Motiv für einen Mord, oder?«, warf Leo nachdenklich
     ein und verschränkte die Hände im Nacken.
    Der Arzt zuckte mit den
     Schultern. »Vermutlich nicht. Aber für die Motive sind Sie zuständig.«
    »Vielen Dank, Herr Dr.
     Lehnbach. Dürfte ich Sie bitten, mir den Befund schriftlich
     nachzureichen?«, fragte Leo.
    »Natürlich, ich
     schicke ihn morgen hoch. Auf Wiedersehen, die Herren.« Mit einer
     knappen Verbeugung verließ er das Büro.
    »Kurz angebunden, aber
     äußerst fähig«, meinte Leo anerkennend. »Wir
    

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