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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Leute nicht Deutsch sprechen.«
    Sie traten ein, wobei die
     Ladenglocke über ihren Köpfen dissonant schepperte. Im Laden
     herrschte Halbdunkel, und von allen Seiten drangen Gerüche auf sie
     ein. Das Gemisch aus Zwiebeln, Äpfeln, Scheuermittel und Käse
     verwob sich zu einem Duftbild, das ihnen mehr über die Umgebung
     verriet als ihre Augen. Aus dem Hinterzimmer drang leises Rumoren, bevor
     ein gebeugter Mann mit schwarzem Hut, unter dessen Krempe schütteres
     Haar hervorlugte, herausgeschlurft kam und hinter die Theke trat.
    »Guten Tag, ich bin
     Kommissar Leo Wechsler, Kriminalpolizei«, stellte Leo sich vor. Der
     alte Mann schaute ihn unsicher an, der Blick seiner tief in den Höhlen
     liegenden Augen schien aus weiter Ferne zu kommen. »Stankowiak?«
    Sein Kollege übersetzte
     Leos Worte. Der alte Mann neigte leicht den Kopf. »Izaak Szylinski«,
     sagte er mit leiser Stimme.
    Leo holte eine Photographie
     aus der Tasche. »Fragen Sie ihn, ob er die Frau gekannt hat.«
    Stankowiak übersetzte
     und reichte Szylinski das Bild von Erna Klante, die man so hergerichtet
     hatte, dass die Strangulationsspuren am Hals nicht zu erkennen waren. Der
     Alte deutete mit der Hand aufs Hinterzimmer, in dem ein Fenster mehr Licht
     spendete, und nahm die Photographie mit. Sie hörten einen erstickten
     Laut, dann schlurfte er eilig zu ihnen zurück.
    »Znatem jà. .
     . Naprawd´ nie˝yje?«, fragte er bestürzt.
    »Ich habe sie gekannt .
     . . sie ist also wirklich tot?«, übersetzte Stankowiak und fügte
     rasch hinzu: »Hier sprechen sich Verbrechen rasch herum, das muss
     nichts heißen.«
    »Natürlich nicht.
     Fragen Sie, von wem er es erfahren hat?«
    »Der Hauswirt Seidel
     hat es ihm erzählt. Er kauft gelegentlich Zwiebeln bei Herrn
     Szylinski, weil es die besten im Viertel sind. Er hat einen Gemüsegarten,
     in dem er sie selber zieht, weil die vom Großmarkt nicht gut genug
     sind.« Stankowiak hörte aufmerksam zu und dolmetschte weiter:
     »Erna Klante ist seine Kundin gewesen und hat bei ihm anschreiben
     lassen. Gemüse, Graupen, Körperpuder. Aber er verzichtet auf das
     Geld. Die Toten solle man in Ruhe lassen.«
    Der alte Mann neigte den
     Kopf, als hätte er die deutschen Worte verstanden.
    Leo nickte. »Stankowiak,
     fragen Sie ihn, ob ihm am Tag des Mordes etwas aufgefallen ist.«
    Der Ladenbesitzer überlegte
     und kratzte sich unter dem Hut am Kopf. Bei seinen nächsten Worten,
     die etwas unsicher klangen, sah Stankowiak Leo an. Dann übersetzte
     er: »Am 24. Juni, dem Tag des Mordes, war mein Geschäft wegen
     des Sabbat geschlossen. Abends bin ich noch etwas spazieren gegangen, weil
     das Wetter so schön war. In der Mulackstraße habe ich Erna
     Klante gesehen. Sie grüßte mich und sagte etwas verlegen, sie
     werde ihre Schulden bald bezahlen. Ich drehte mich noch einmal um und sah,
     wie ein Mann sie ansprach. Dann sind beide zusammen in Richtung Kleine
     Rosenthaler Straße gegangen.«
    »Und die mündet in
     die Linienstraße. Wann war das?«, hakte Leo nach.
    »Es war noch hell. Kurz
     vor neun, schätzt Herr Szylinski.«
    »Wie sah der Mann aus?«
    »Er hat ihn nur von
     weitem gesehen. Gut gekleidet, Hut weit ins Gesicht gezogen. Einen braunen
     Mantel hat er getragen.«
    »Sagen Sie ihm, er soll
     seine Aussage bitte morgen im Präsidium zu Protokoll geben. Und dass
     ich ein Pfund Zwiebeln nehme.«
    Stankowiak sah ihn überrascht
     an. Ein kleiner Beitrag zum häuslichen Frieden mit Ilse, dachte Leo.
    Stahnke und Berns hatten den
     »Katakombenkeller« betreten, der um diese Tageszeit
     erstaunlich gut besucht war. Der Raum war ziemlich dämmrig, da er im
     Souterrain lag, in das eine ausgetretene Steintreppe hinunterführte.
     Zwischen den zwielichtigen Gestalten saßen einige Männer, die
     wie anständige Arbeiter aussahen und wohl wirklich wegen der
     Erbsensuppe hergekommen waren. Das Besteck war mit langen Eisenketten an
     den Wänden befestigt, um zu verhindern, dass der Wirt ständig
     eine neue Ausstattung anschaffen musste. Im ganzen Raum hing ein Dunst aus
     Suppe und dem Rauch billiger Zigaretten.
    »Der kennt seine
     Pappenheimer«, meinte Stahnke mit einem Blick auf das Besteck. Berns
     grinste nur.
    Der Mann hinter der Theke war
     klein und stämmig, sein Kopf glatt und rund wie eine Billardkugel.
     Dafür trug er einen umso größeren Schnurrbart. »Wie
     der gute Kaiser Wilhelm«, meinte Berns. »Guten Tag,
     Kriminalpolizei. Wir ermitteln im Mordfall Erna

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