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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Besuchs anmerken. »Selbstverständlich glaube
     ich Ihnen, dass Sie von der Polizei sind. Kommen Sie bitte.« Sie
     deutete auf eine zweiflügelige Tür, klopfte an und öffnete.
    »Herr Kriminalsekretär
     Walther.«
    »Danke, Fräulein
     Merkert.«
    Sie nahm ihm Hut und Mantel
     ab und zog sich ins Vorzimmer zurück.
    Der Mann mit der
     spiegelglatten Glatze und dem ausladenden Schnurrbart war hinter seinem
     Schreibtisch hervorgetreten und gab Robert die Hand. »Karl Lehmann.
     Was kann ich für Sie tun? Wir haben nicht oft die Polizei im Haus.
     Nehmen Sie doch Platz.«
    Robert, der es gewöhnt
     war, als Kriminalbeamter oft herablassend behandelt zu werden, war
     angenehm überrascht.
    »Zunächst einmal
     vielen Dank, dass Sie Zeit für mich gefunden haben.«
    »Ich finde
     Kriminalarbeit spannend«, meinte der Verkaufsdirektor lächelnd
     und strich sich über den Schnurrbart. »Auch wenn sie angeblich
     ganz anders ist als in den Romanen.«
    »Ein bisschen anders
     ist sie schon«, sagte Robert, der nie auf die Idee gekommen wäre,
     Kriminalromane zu lesen. Er neigte eher zu Kreuzworträtseln und dem
     Sportteil der Zeitung. Dann holte er eine kleine Papiertüte aus der
     Jackentasche, schüttelte den Knopf heraus und reichte ihn Herrn
     Lehmann. »Kennen Sie diesen Knopf?«
    Der Verkaufsdirektor warf
     einen prüfenden Blick darauf: »Ja, der ist von uns. Aus der
     Winterkollektion, mal überlegen, 1919 / 1920. Hat sich gut verkauft.«
    Robert seufzte innerlich.
     Genau das hatte er befürchtet.
    »Ich nehme an, er ist für
     anspruchsvolle Kunden gedacht.«
    »Ja, er gehörte zu
     unseren teuersten Modellen«, entgegnete Herr Lehmann. »Die
     Herstellung des Flechtwerks ist sehr aufwendig.«
    »Könnten Sie uns
     eine Liste der Kunden zusammenstellen, die diesen Knopf gekauft haben?«
    »Gern, aber es kann
     einige Tage dauern. Allerdings haben wir auch Kunden im Ausland, die die
     Ware ebenfalls weiterverkaufen, was ich natürlich nicht mehr
     nachvollziehen kann.«
    »Es wäre dennoch
     eine Hilfe, Herr Lehmann.«
    Der Verkaufsdirektor beugte
     sich ein wenig vor. »Darf ich fragen, worum es geht?«
    »Wir ermitteln in einem
     Mordfall. Der Knopf wurde am Tatort gefunden.« Robert sprach ungern
     über laufende Fälle, wollte aber nicht unhöflich
     erscheinen. »Er ist eine heiße Spur.«
    Ein wissendes Lächeln
     huschte über Herrn Lehmanns Gesicht. Den Satz kannte er wohl aus
     seiner umfangreichen Kriminallektüre.
    In diesem Augenblick trat ein
     hochgewachsener Mann mit streng gescheiteltem silberblondem Haar ein, den
     Robert auf Anfang bis Mitte dreißig schätzte. Er hatte nicht
     angeklopft. Musste er auch nicht, dachte Robert angesichts von Herrn
     Lehmanns Reaktion, denn dieser war sofort respektvoll aufgestanden.
     »Herr Direktor . . .«, setzte er an, »das ist Herr
     Walther von der Kriminalpolizei.«
    Der Mann schaute Robert kurz
     an und wandte sich dann an seinen Angestellten.
    »Wenn Sie hier fertig
     sind, kommen Sie bitte in mein Büro. Der Londoner Vertreter ist da.
     Wir wollen die neue Herbstware besprechen.«
    Herr Lehmann nickte
     beflissen, schon war sein Vorgesetzter verschwunden. »Das war Herr
     Edel, der Eigentümer der Firma.«
    »Ist es nicht ungewöhnlich,
     dass er persönlich hereinkommt und Sie zu sich bittet?«
    »Ach nein, er ist nicht
     von oben herab«, meinte Herr Lehmann. »Er hat früher sehr
     zurückgezogen gelebt, geht erst in den letzten Jahren mehr in
     Gesellschaft. Er hat wohl unter seinem alten Herrn gelitten, das war
     vielleicht ein harter Hund.«
    Robert staunte über die
     plötzliche Redseligkeit des Verkaufsdirektors und unterbrach ihn
     nicht, da er bei scheinbar belanglosen Plaudereien oft interessante Dinge
     erfuhr.
    »Als der Alte im Jahre
     siebzehn starb, waren viele in der Firma froh. Wir wussten zwar nicht, was
     uns bei dem Sohn erwartete, weil er sich früher selten im Betrieb
     gezeigt hat, aber es hätte schlimmer kommen können. Kein großer
     Kaufmann, aber dafür hat er ja seine Leute. Wie mich«, fügte
     er mit einem bescheidenen Lächeln hinzu. »Sein Geschmack in
     Sachen Knöpfe ist allerdings unfehlbar.« Dann sah er auf die
     Uhr. »Aber ich möchte Sie nicht aufhalten, Herr Walther. Ich
     werde Ihnen die Liste zusammenstellen. Soll ich mich melden, wenn sie
     fertig ist?«
    »Ja, bitte. Und vielen
     Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben«, sagte Robert höflich
     und stand auf. Dann fiel ihm noch etwas ein. »Wie

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