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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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auf Violas Arm. »Mein Herr, würden
     Sie Fräulein Cramer bitte loslassen!«
    Daraufhin drehte er sich
     abrupt um und verließ beinahe im Laufschritt den Salon. Zum Glück
     brauchte er nicht lange auf ein Taxi zu warten.
    Er zermarterte sich den
     Kopf. Schaute in die Briefablage auf dem Schreibtisch, ging die Unterlagen
     darin dreimal durch, nichts. Also hatte er ihn abgeschickt. Also hatte sie
     ihn belogen, weil sie lieber diesen Cornelissen traf. Er ballte die Faust.
     Schließlich gab er sich die Blöße und erkundigte sich bei
     seiner Haushälterin.
    »Sie wissen doch,
     ich nehme die Briefe aus der Schale auf dem Tisch und gebe sie Hannes, der
     sie zur Post bringt. Ich würde mir nie erlauben, die Adressen zu
     lesen.«
    Das hatte man nun von
     loyalen Dienstboten. Es kam ihm vor wie ein Albtraum. Er erinnerte sich
     genau an den Wortlaut des Briefes, seine schöne Schrift in schwarzer
     Tinte, das feine graue Büttenpapier mit dem Wellenrand.
    Er setzte sich an den
     Schreibtisch und stützte den Kopf in die Hände. Sein Leben
     entglitt ihm, das spürte er. Plötzlich geschahen Dinge, die er
     sich nicht erklären konnte. Der taube Arm. Der verschwundene Brief.
     Eine Macht, der er sich nicht widersetzen konnte, schien von außen
     auf ihn einzuwirken. Er lehnte sich zurück. Zog noch einmal die
     Schreibtischschubladen auf, die er schon mehrmals geöffnet hatte.
    Und entdeckte beim Blick
     in die unterste Schublade den Brief.

 
    14
    Als Leo am nächsten
     Morgen ins Präsidium kam, eilte Robert ihm schon an der Glastür
     entgegen und nahm ihn beiseite.
    »Hast du Zeitung
     gelesen?«
    »Nein, wieso?«
    »Komm mit ins Büro.«
    Er schloss die Tür
     hinter sich, zog eine Zeitung aus der Tasche und deutete auf eine Überschrift
     auf Seite drei. ZENTRUMSABGEORDNETER IM BORDELL – HERZANFALL!
    Fassungslos las Leo die kurze
     Meldung:
    Gestern erhielt der
     Reichstagsabgeordnete Kurt D. Besuch von der Kriminalpolizei. Unseren
     Informationen zufolge ging es dabei um länger zurückliegende
     Bordellbesuche. Herr D. wurde als Stammkunde des Etablissements in
     Tiergarten bezeichnet. Da es sich um Beamte der Mordkommission handelte,
     ist davon auszugehen, dass die Befragung im Zusammenhang mit der Aufklärung
     eines Kapitalverbrechens erfolgte.
    Bedauerlicherweise erlitt
     Herr D., der auf dem Wege zu einer wichtigen Abstimmung im Reichstag war,
     noch im eigenen Haus einen Herzanfall und wurde in die Charité
     gebracht.
    »Woher –«,
     setzte Leo an, doch die Frage war überflüssig. Die Information
     konnte nur aus einer Quelle stammen. »Da darf ich mir gleich etwas
     anhören.« Und als hätte er es geahnt, klopfte es in diesem
     Augenblick an die Tür. Fräulein Meinelt steckte den Kopf herein.
     »Sie sollen zum Chef kommen, Herr Kommissar, und zwar schnellstens.
     Das hat er wörtlich so gesagt.«
    Oberregierungsrat Konrad von
     Gatow, der Leiter der Kriminalpolizei, bot ihm mit bemühter Höflichkeit
     einen Platz an. Auch auf seinem Schreibtisch lag die bewusste Zeitung. Er
     musterte Leo unfreundlich durch sein Monokel.
    »Wechsler, ich habe
     heute Morgen bereits fünf Anrufe von aufgebrachten
     Zentrumsabgeordneten erhalten. Und vom Polizeipräsidenten höchstpersönlich.
     Wie zum Teufel konnte diese Nachricht in die Presse gelangen?«
    Leo schaute angestrengt auf
     seine Hände. »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, Herr
     Oberregierungsrat.«
    »Und Sie meinen, damit
     wäre es getan? Das ist eine unerhörte Indiskretion, die dem Ruf
     unserer Behörde sehr schaden kann. Und was glauben Sie, wie sich die
     arme Frau Dießing jetzt fühlt? Der abgekürzte Familienname
     ist doch ein Witz, das durchschaut ganz Berlin. Im Reichstag reden sie
     über nichts anderes. Und Frau Dießing hat von der Affäre
     erst aus der Zeitung erfahren, weil ihr Mann den Herzanfall erlitten hat,
     bevor er mit ihr über die polizeiliche Befragung sprechen konnte.«
    »Das tut mir außerordentlich
     leid. Ich habe Herrn Dießing darauf hingewiesen, dass ich so diskret
     wie möglich vorgehen werde, die Ermittlungen aber Vorrang vor dem
     Schutz seiner Privatsphäre genießen.«
    »Das verstehen Sie
     unter diskret?«, fragte von Gatow aufgebracht und deutete empört
     auf die Zeitung.
    »Ich kann Ihnen
     versichern, dass ich diese Informationen nicht an die Presse weitergegeben
     habe.«
    »Unsinn! Sie tragen die
     Verantwortung für Ihre Leute. Wenn jemand gegen Geld mit der Presse
     plaudert, ist das

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