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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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absolut inakzeptabel. Sie sollten Ihre Männer
     besser im Griff haben, Wechsler.«
    Leo biss die Zähne
     zusammen. Er befand sich in einer Zwangslage, konnte aber unmöglich
     Namen nennen, solange er keine Beweise für seine Vermutung hatte. In
     einem war er jedoch sicher: Geld war nicht der Grund für diese
     Indiskretion gewesen.
    »Sie werden den Fall
     mit der bisherigen Kommission weiterbearbeiten. Aber nehmen Sie sich in
     Acht, ich behalte Sie im Auge. Noch so ein Fauxpas, und Sie können
     Streife laufen.«
    Leo erhob sich. »Darf
     ich jetzt gehen? Ich habe zu tun.«
    Von Gatow sah ihm nach, als hätte
     er ihn am liebsten auf der Stelle gefeuert.
    Robert warf Leo verstohlene
     Blicke zu und wunderte sich über dessen Gelassenheit.
    »Wir wissen nach wie
     vor nicht, wer der elegante Herr ist, den man am Abend des 24. Juni mit
     Erna Klante gesehen hat. Wir haben allerdings zwei Aussagen, die sich
     decken. Dass es sich um Kurt Dießing handelt, ist unwahrscheinlich.
     Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass er nach 1910 noch Kontakt
     zu der Toten gepflegt hat. Somit hat die Brosche als Beweisstück an
     Bedeutung verloren, und wir müssen uns wieder auf den Knopf
     konzentrieren. Robert, du gehst gleich die Liste durch.«
    Walther nickte.
    »Und ich werde nachher
     Herrn Blatzheim befragen. Sein Umgang mit der Toten kann als erwiesen
     gelten, vielleicht bekommen wir von ihm noch einen Hinweis. Wie sieht es
     mit der Liste der Ärzte aus?«       
    Stankowiak legte einige
     geheftete Blätter auf den Tisch. »Dr. Ernst Wollschläger.
     Ich hatte Glück, er war gleich der Dritte auf der Liste. Es gibt nur
     wenige Ärzte, die damals schon mit dem Medikament gearbeitet haben.
     Im Übrigen behandelt er nicht nur Prostituierte, ist aber bekannt für
     seine Erfahrungen bei der Behandlung der Syphilis. Er hat Erna Klante im
     Jahre 1910 erfolgreich mit Salvarsan behandelt. Sie wies bei den späteren
     Kontrolluntersuchungen keine Symptome der Erkrankung mehr auf. Bezahlt
     wurde per Überweisung vom Konto einer gewissen Elvira Blank.«
    »Sehr gut. Damit können
     wir also eine Gefährdung der Freier ab dieser Zeit ausschließen.
     Sollte es sich um einen Fall von Rache handeln, wäre es eine mehr als
     verspätete Reaktion. Von Malchow, Berns und Stankowiak, Sie klappern
     noch einmal sämtliche Geschäfte, Kneipen und so weiter zwischen
     Mulackstraße, Kleiner Rosenthaler und Linienstraße ab.
     Vielleicht hat doch jemand den Mann gesehen, von dem Zylberstein,
     Szylinski und der Junge gesprochen haben. Robert, hast du bei der anderen
     Bordellwirtin nachgefragt, ob sie ebenfalls einen Anruf wegen Erna Klante
     erhalten hat?«
    Robert nickte. »Ja, es
     war genau wie bei der Blank. Ein Mann rief an, der seinen Namen nicht
     nannte und wissen wollte, ob sie noch dort arbeitet. Aber die Frau wusste
     nicht, wo Erna in den letzten Jahren gewohnt hat.«
    »Wir kommen der Sache näher.
     Ich bin mir sicher, dass es sich bei dem Anrufer und dem Mann, den man im
     Scheunenviertel mit ihr gesehen hat, um ein und denselben handelt. Und
     auch bei dem eleganten Herrn, der den Jungen vor der ›Roten Hand‹
     angesprochen hat. Dieses Phantom müssen wir aufscheuchen. An die
     Arbeit, meine Herren.«
    Als von Malchow, Berns und
     Stankowiak aufstanden, rief Leo sie noch einmal zurück und hob die
     Zeitung in die Höhe. »Eines noch: Sollte ich Beweise dafür
     finden, wer das hier an die Presse gegeben hat, kann sich derjenige eine
     neue Stelle suchen.«
    Der Getreidehändler war
     nicht allzu betroffen, als er von Erna Klantes Tod hörte. Da er
     selten Zeitung las, hatte er noch nicht von dem Verbrechen erfahren.
     »Noch Kaffee, Herr Kommissar?«
    Leo nickte. Guter Kaffee war
     heutzutage schwer zu bekommen, und es traf ja keinen Armen. Gustav
     Blatzheims Wohnung war teuer, wenn auch mit wenig Geschmack eingerichtet.
     Er hatte Leo in ein Privatbüro geführt, in dem sich schwere
     Mahagonimöbel mit glänzenden Messingbeschlägen drängten.
     Der ganze Raum wirkte ein wenig beengt, aber Leo musste ja nicht darin
     arbeiten. Er ließ den Blick über die Bilder an den Wänden
     wandern. Landschaft mit Hirsch, stiller Waldsee, das übliche Zeug. Er
     nahm einen Schluck Kaffee.
    »Wann haben Sie Erna
     Klante zuletzt gesehen?«
    »Moment, das war . . .«
     Blatzheim schlug in einem Tischkalender nach, »vor etwa drei Wochen.
     Danach war ich längere Zeit auf Geschäftsreise.«
    »Waren Sie am 24.

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