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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Q
    O – R
    P – S
    Q – T
    R – U
    S – V
    T – W
    U – X
    V – Y
    W – Z
    X – A
    Y – B
    Z – C
    Wie simpel. Jeder Buchstabe
     war einfach durch den jeweils dritten nachfolgenden Buchstaben des
     Alphabets ersetzt worden. Auf den ersten Blick entstanden dabei Wortungetüme
     wie DQVWHFNXQJ, das sich jedoch mühelos als ANSTECKUNG entschlüsseln
     ließ. Gewiss wären sie bei längerem Überlegen auch
     von allein darauf gekommen. Die Häufigkeit der einzelnen Buchstaben
     ließ immerhin Rückschlüsse zu. E war der häufigste
     Buchstabe im Deutschen, also musste man zunächst nach seiner
     Entsprechung suchen. Dann hätte Leo sich den Weg in die Wohnung
     sparen können. Andererseits stimmte das auch nicht so ganz. Eine
     erneute Durchsuchung der Wohnung war ohnehin erforderlich, da sie dort womöglich
     weitere Unterlagen zu den Erpressungsversuchen finden würden. Geheime
     Konten, Schließfächer mit Bargeld, was mochte ihnen wohl alles
     entgangen sein? Sartorius war erstaunlich wohlhabend gewesen.       
    Er nahm sich einen
     Notizblock, schrieb den ersten Absatz zu M. E. ab und den Klartext
     daneben.
    HQGVWDGLXP VBSKLOLV,
     DQVWHFNXQJ EHL ERUGHOOEHVXFK, QHXQCHKQ HOI, DXI JXWHQ UXI EHGDFKW.
    ENDSTADIUM SYPHILIS,
     ANSTECKUNG BEI BORDELLBESUCH, NEUNZEHN ELF, AUF GUTEN RUF BEDACHT.
    Verdammt. Er schlug mit der
     flachen Hand auf das Heft. Gleich beim ersten Versuch. Leo hatte Recht
     gehabt. Das hier konnte die Verbindung zwischen den beiden Mordfällen
     sein. 1911, Ansteckung im Bordell bei Erna Klante, später irgendwann
     eine Konsultation bei Sartorius, dann die Erpressung. Der Mann war auf
     seinen Ruf bedacht und konnte sich die Behandlung bei einem Heiler
     leisten, was auf eine gewisse gesellschaftliche Stellung schließen
     ließ. So weit, so gut.
    NUDQNKHLW ZHLW
     IRUWJHVFKULWWHQ.
    KRANKHEIT WEIT
     FORTGESCHRITTEN. Er spürte, er kam der Sache näher. Und beim nächsten
     Satz wusste er Bescheid.
    VWDUUH SXSLOOHQ.
    STARRE PUPILLEN.
    In der Zeitung stand
     nichts. Das beunruhigte ihn. Ein Polizistenmord wäre gewiss eine
     Meldung wert gewesen. Entweder hatte man Wechsler noch nicht gefunden
     – oder er war nicht tot. Er schaute auf seine bloßen Hände,
     sah nicht die verhassten Flecken, nur das Zittern. Bislang hatte er nicht
     gezittert. Doch hatte er bislang auch keine Angst verspürt.
    Auf einmal fühlte er
     sich in seinem eigenen Haus nicht mehr sicher. Die Wände schienen
     Augen zu haben, im Korridor knarrten die Dielen. Er spähte hinaus.
     Niemand zu sehen.
    Unbewusst rieb er sich den
     rechten Arm. An das taube Gefühl hatte er sich beinahe gewöhnt,
     ab und zu schien ein Puppenarm von seiner Schulter zu baumeln. Er trat vor
     den Spiegel neben dem Rollsekretär. Seine Augen – was war mit
     seinen Augen? Er ging näher heran. Die rechte Pupille war auf einmal
     viel größer als die linke. Zögernd führte er die Hand
     ans Gesicht und strich darüber, als wäre er nicht sicher, wem er
     gegenüberstand.
    Unschlüssig verharrte
     er zwischen Sekretär und Tür. Dann schien ein Ruck durch seinen
     Körper zu gehen. Noch war er nicht am Ende.
    Rasch hatte er im
     Ankleidezimmer einen kleinen Koffer gepackt. Er verließ das Haus,
     ohne dass ihn die Haushälterin und die anderen Dienstboten bemerkten,
     ging in die Garage, packte den Koffer ein. Schon rollte der Delage die
     Einfahrt hinunter auf die Straße.
    Robert konnte in dieser Nacht
     kaum schlafen. Am nächsten Morgen fuhr er in aller Frühe ins Büro
     und holte die Unterlagen der beiden Fälle, worauf er sich ins
     Krankenhaus Moabit begab. Auf sein Drängen hin ließ man ihn zu
     Leo, der mit einem dicken weißen Pflaster an der Schläfe im
     Bett lag und ziemlich gereizt wirkte. Man hatte ihm ausnahmsweise ein
     Einzelzimmer gegeben, da vorerst nichts von dem Mordversuch an die Öffentlichkeit
     dringen sollte.
    »Die wollen mich nicht
     rauslassen«, lautete die empörte Begrüßung. Dann
     besann er sich. »Schön, dich zu sehen, Robert. Du siehst so
     begeistert aus.«
    »Bin ich auch. Aber erzähl
     erst, wie es dir geht.«
    Leo deutete auf seinen Kopf.
     »Leichte Gehirnerschütterung, die Kopfschmerzen sind beinahe
     weg. Und ich liege dumm herum. Die Stichwunde hier links – es war
     übrigens ein gewöhnliches Taschenmesser, meint der Arzt –
     ist halb so schlimm. Nicht sonderlich tief, hat bloß ziemlich
     geblutet.«
    »Die Ärzte werden
     mich erschlagen, wenn ich dir sage, was ich dir zu

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