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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Putzfrau hob fragend die
     Hände. »Ich hab nur den einen Herrn gesehen, den Dunkelhaarigen
     mit dem grauen Anzug. Er ist die Treppe hochgegangen.«
    »Nach ihm muss noch
     jemand hereingekommen sein. Waren Sie die ganze Zeit hier?«
    Sie schüttelte den Kopf.
     »Zwischendurch hab ich ein paar Mal Wasser an der Gartenpumpe
     geholt. Die Haustür stand offen, ich war ja nur um die Ecke.«
    »Das hat er wohl
     abgepasst«, warf von Malchow ein.
    »Vielen Dank«,
     sagte Robert. »Falls Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie bitte
     das Polizeipräsidium an.«
    Er wandte sich ab und nahm
     von Malchow beiseite. »Können Sie sich wirklich an nichts
     erinnern? Sie müssen ihm doch ganz nahe gewesen sein.« Es klang
     vorwurfsvoller als beabsichtigt.
    »Schon, aber es ging
     sehr schnell. Er hat mich umgerannt. Gut gekleidet war er, heller Anzug,
     dunkelbrauner Hut, der das Gesicht verdeckte. Kein Mantel. Mehr kann ich
     nicht sagen.«
    Robert überlegte kurz,
     verkniff sich dann eine Bemerkung über mangelnde Beobachtungsgabe und
     sah den ungeliebten Kollegen an. »Ich möchte Ihnen danken. Sie
     haben schnell reagiert und den Kommissar vermutlich vor Schlimmerem
     bewahrt.«
    »Ich habe nur meine
     Pflicht getan«, sagte von Malchow mit seiner üblichen
     blasierten Distanz. »Das hätte ich für jeden Mann von der
     Straße getan.«
    »Trotzdem. Ich nehme
     nachher Ihre Aussage auf. Sie sind unser einziger Zeuge.«
    Außer Atem gelangte
     er zu seinem Wagen, sah sich noch einmal flüchtig um und stieg ein.
     Dann holte er tief Luft und lehnte sich in die Polster zurück. Es war
     der Falsche gewesen. Er musste diesen Wechsler erwischt haben. Es war so
     schnell gegangen, und in dem Sekundenbruchteil, in dem er die falsche
     Haarfarbe bemerkte, hatte er schon zugestochen.
    Verdammt, war das möglich?
     Er war so sicher gewesen, dass der andere den Wagen geholt hatte und in
     die Nussbaumallee gefahren war. Sein Glück, dass der Zusammenprall
     vor dem Haus so schnell und überraschend gekommen war, dass ihn der
     andere gewiss nicht erkannt hatte.
    Falls er sich überhaupt
     an ihn erinnerte.
    Bei Wechsler zu Hause öffnete
     niemand. Robert sah sich unschlüssig um. Wo mochte Ilse sein?
     Vielleicht bei Marie im Krankenhaus. Er fuhr rasch in die nahe gelegene
     Klinik und betrat den Balkon der Isolierstation. Georg kniete mit einem
     Karton voller Fingerpuppen vor dem Fenster. Marie stand drinnen
     unmittelbar davor und strahlte ihren Bruder an. »Hier ist der
     Kasper, er hat Bauchweh. Und das ist der Arzt, der macht ihn wieder
     gesund.« Er sah angestrengt auf Maries Lippen. »Warum er
     Bauchweh hat? Er hat zu viel Kuchen gegessen, drei ganze Sahnetorten.«
     Marie lachte und tippte mit dem Finger gegen die Scheibe. Robert ließ
     ihnen noch einen Moment, bevor er sich räusperte.
    »Georg, wo ist deine
     Tante?«
    Der Junge drehte sich überrascht
     um. »Hallo, Onkel Robert, was machst du denn hier?«
    »Komm mal her.«
    Georg sah ihn ein wenig
     erschrocken an. »Ist was mit Vati?«
    Er nickte. »Er ist
     verletzt worden. Ich glaube, es ist nicht so schlimm, aber sie haben ihn
     hierher ins Krankenhaus gebracht. Wo ist deine Tante Ilse?«,
     wiederholte er.
    »Sie hatte was vor. Da
     bin ich allein gekommen.«
    Robert stutzte, dann fiel ihm
     ein, dass Leo etwas von einem Freund erzählt hatte. Da hatte sie sich
     den richtigen Tag ausgesucht, dachte er und schalt sich sofort für
     diesen ungerechten Gedanken. »Am besten, du bleibst bei Marie. Ich
     sehe nach deinem Vater und komme noch mal wieder. Wenn du deine Tante
     siehst, sag ihr bitte, was passiert ist.«
    »Was genau ist denn
     passiert?«, fragte Georg ängstlich.
    So viel Zeit musste sein.
     »Dein Vater hat eine Wohnung durchsucht. Dort hat ihn ein Mann
     überfallen und mit einem Messer verletzt. Wer und warum, wissen wir
     noch nicht. Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut.« Er strich dem
     Jungen über den Kopf und eilte in die Notaufnahme.
    »Er hat Glück
     gehabt. Es sind keine inneren Organe verletzt, nur der Blutverlust hat ihn
     geschwächt. Zum Glück wurde er rechtzeitig eingeliefert. Die
     Gehirnerschütterung ist nicht schwerwiegend. Er kann in zwei bis drei
     Tagen nach Hause.«
    »Kann ich mit ihm
     sprechen?«
    »Bedaure, er braucht
     jetzt Ruhe. Kommen Sie morgen wieder.«
    »Seine Schwester kommt
     heute noch her.«
    »Gut, ich werde sie zu
     ihm lassen.«
    In Gedanken versunken ging
     Robert zurück zur Isolierstation.

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