Leo Berlin
sagen habe«,
meinte Robert verschmitzt.
Leo setzte sich auf und
verzog gequält das Gesicht. »Dieser Verband ist so etwas von
eng. Na, red schon.«
»Wir haben ihn, Leo. Du
hattest Recht. Der Mörder von Gabriel Sartorius und Erna Klante ist
ein und derselbe.«
Leo packte ihn am Unterarm.
»Wie bist du darauf gekommen? Durch die Liste?«
»Er ist der Besitzer
der Knopffabrik.«
»Natürlich, M. E.
ist Max Edel«, fiel Leo ihm ins Wort.
Robert zog einen Stuhl heran
und holte das Schulheft und das dünne Papier aus der Aktentasche.
»Ich hatte Glück, gleich beim ersten Versuch. Der Mann hat sich
laut Sartorius’ Notizen 1911 in einem Bordell mit Syphilis
angesteckt. Und befindet sich mittlerweile im Endstadium der Krankheit.
Hier hat Sartorius vermerkt, dass Edel starre Pupillen hat. Weißt du
noch, mir sind doch seine Augen aufgefallen, als ich Edel damals in der
Firma gesehen habe. Außerdem stellt er die bewussten Knöpfe
her.«
»Und hat versucht, mich
umzubringen.«
Walther nickte. »In der
Tat. Anscheinend fühlt er sich von dir bedroht. Oder er ist einfach
verrückt.«
Leo nickte. »Ich habe
doch mit dem Arzt hier in der Klinik darüber gesprochen. Wenn das
Gehirn befallen ist, kann es zu den unterschiedlichsten
Ausfallerscheinungen kommen.«
Robert räusperte sich.
Ȇber sein Motiv bin ich mir allerdings immer noch nicht ganz
im Klaren.«
»Er hat seinen
Erpresser getötet. Möglicherweise ahnte er, dass es Sartorius
war. Vielleicht hatte er mit niemandem sonst über seine Krankheit
gesprochen.«
»Aus Scham?«
»Schon möglich.
Denk nur, wie er sich damals gewehrt hat, das hat Elvira Blank doch
ausgesagt. Es ist nicht gerade angenehm, vor johlenden Freunden seine
Unschuld zu verlieren«, gab Leo zu bedenken. »Aber trotzdem .
. . die Erpressung wäre zwar ein Motiv für den Mord an
Sartorius, doch warum Erna Klante? Es war so viel Zeit vergangen. Wenn er
sich durch sie bedroht fühlte oder sich an ihr rächen wollte, hätte
er längst etwas unternehmen können.«
»Vielleicht hat er sie
erst jetzt gefunden.«
»Na ja, das darf er uns
alles selbst erzählen. Warum sollen wir uns für ihn den Kopf
zerbrechen.«
»Was machst du da?«
Leo war aus dem Bett
aufgestanden und hielt sich vorsichtig an Roberts Schulter fest.
»Ich gehe.«
»Wohin?«
»Ins Büro. Du
glaubst doch nicht etwa, ich sehe vom Bett aus zu, wie ihr Edel verhaftet?
Nach all der Arbeit, die er uns gemacht hat.«
»Leo, das geht nicht.
Du bist erst seit gestern hier. Mit einer Gehirnerschütterung ist
nicht zu spaßen.«
»Einer leichten Gehirnerschütterung.«
»Trotzdem.«
»Wir müssen den
Mann umgehend verhaften. Er ist entweder ein Mörder, der überaus
geschickt vorgeht, oder geisteskrank, was ihn ebenso gefährlich
macht.« Er schaute in den Schrank. »Wo sind denn meine Sachen?«,
fragte er über die Schulter gewandt.
»Keine Ahnung. Sie
waren ganz voller Blut.«
»Verdammt, dann musst
du mir eben welche von zu Hause holen.«
Robert stand auf und sah zur
Decke. »Auf deine Verantwortung. Ich höre mir die Warnungen der
Ärzte lieber nicht an, mein Freund.«
»Schon gut. Gib mir mal
diesen komischen Bademantel, der da an der Tür hängt. Ich schaue
bei Marie vorbei, bis du wieder zurück bist.«
Doch dazu kam er nicht. Kurz
nachdem Robert gegangen war, trat Herbert von Malchow ins Zimmer.
»Guten Morgen, Herr
Kommissar. Ich wollte mal sehen, wie es Ihnen geht.«
»Morgen. Besser. Danke
auch«, sagte Leo kurz angebunden, aber nicht unfreundlich. »Hätten
Sie gestern nicht ein paar Minuten früher kommen können?«
»Das ging leider nicht.
Aber Sie haben es ja ohne größere Schäden überstanden,
wie ich sehe«, meinte von Malchow bissig.
»Ist das hier ein
reiner Genesungsbesuch oder haben Sie Dienstliches zu berichten?«
»Das auch. Ich weiß
nicht, ob es von Bedeutung ist, aber gestern waren Ellen und Viola Cramer
bei mir, um eine Aussage zu machen.«
Leo sah ihn überrascht
an. »Ellen Cramer? War das nicht die letzte Patientin von Gabriel
Sartorius?«
»Ja, und Viola ist ihre
Tochter. Hier sind die Aussagen.« Er hielt Leo mehrere
maschinegeschriebene Seiten hin. »Ich wusste nicht so recht, ob es
mit unseren Fällen zu tun haben könnte. Die Damen wirkten ein
bisschen . . . na ja, überspannt. Besser gesagt, ihre Geschichte kam
mir so vor.«
Leo winkte ab, um
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