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Leon, Der Slalomdribbler

Leon, Der Slalomdribbler

Titel: Leon, Der Slalomdribbler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Thermometer in deinem Mund fest!”
    Die Sekunden vergingen. Erst zehn. Dann zwanzig, dann dreißig, dann vierzig. Danach zählte Felix nicht mehr. Seine Augen sprangen ihm aus dem Kopf und seine Mutter kam in die Küche zurück. Felix stellte sich vor, er würde gleich explodieren. Das Fieberthermometer flöge aus seinem Mund und sein Atem würde – so wie die Eiskanone des Iceman – seine Mutter und die ganze Wohnung vereisen.
    Da ertönte der rettende Pieps. Blitzschnell riss er das Thermometer aus dem Mund, reichte es seiner Mutter, drehte sich um und stieß die Luft aus. Eine Fliege, die sein Atem im Flug traf, fiel erfroren zu Boden.
    „Verflixt!”, sagte Felix.
    „Das kannst du wohl sagen!”, bestätigte seine Mutter. „Ich wüsste verflixt gern, wie du das machst!”
    Felix drehte sich zu ihr um: „Wieviel?”, fragte er grinsend.
    „36,8!”, antwortete seine Mutter so misstrauisch, als hätte das Fieberthermometer gesagt, der Himmel sei grün.
    Doch Felix stürmte schon in sein Zimmer.
    Genau wie wir. Marlon und ich hatten es fürchterlich eilig. Mein Vater war mit Socke spazieren und wenn wir weg waren, wenn er zurückkam, war das sein Pech. So lieb und teuer uns Socke auch war, beim Training konnten wir ihn einfach nicht gebrauchen.
    Pünktlich um neun waren alle auf der Wiese am Fluss. Natürlich wussten wir, dass das Training erst in einer Stunde begann, aber wir hielten es nicht länger aus. Deshalb begannen wir schon mal zu bolzen. Ich schoss das Leder hoch in die Luft. Dann rannten wir los. Jeder wollte der erste am Ball sein, doch ich sage euch, es kam kein Einziger an.
    Schon beim Start rutschte Fabi aus und klatschte der Länge nach in den Dreck. Joschka und Raban kamen gar nicht vom Fleck. Sie steckten bis zu den Knöcheln im Schlamm, als hätten sie Klebstoff an den Füßen. Juli und Marlon rannten zwar los, doch sie kamen nicht weit. Sie stolperten über die Steinbrocken, die überall zwischen den Grasbüscheln lagen, und als letzte platschten Felix, Maxi und ich in ein knietiefes und randvoll mit Wasser gefülltes Loch.
    „Bravo! Bravo!”, klatschte da jemand. Ich krabbelte aus dem Loch und sah Willi, der nur ein paar Meter von uns entfernt auf einem Baumstumpf saß.
    „Das ist kein Fußballplatz!”, schrie ich ihn an und Juli rieb sich sein Knie: „Hier bricht man sich nur alle Knochen!”
    „Ja, ganz genau!”, jammerte Raban verzweifelt.

    Er steckte immer noch fest. „Schau uns doch an!”
    „Das tu ich gerade”, grinste Willi vergnügt, doch ich fand das überhaupt nicht mehr lustig.
    „Grins nicht so blöd!”, fuhr ich ihn an. „Hier kann man überhaupt nicht trainieren! Das Einzige, was man hier tun kann, ist ...!” Ich war so wütend, dass mir einfach nichts einfiel. „Das Einzige, was man hier tun kann, ist ...!”
    „Schwimmen lernen?”, lächelte Willi.
    Ich schnappte nach Luft. Ich wollte ihm die Pest an den Leib wünschen, doch Willi kam mir zuvor.
    „Ich denke zum Schwimmen ist das Wasser zur Zeit noch zu kalt. Deshalb schlage ich vor, dass ihr erst einmal lernt, wie man läuft.”
    Er hinkte zu meinem Ball und schoss ihn zum anderen Ende der Wiese.
    „Den brauchen wir heute noch nicht!”
    Wir starrten ihn ungläubig an. Wie sollten wir ohne Fußball trainieren? Doch Willi ging über unsere Proteste hinweg. „Ihr glaubt doch nicht etwa, dass der Dicke Michi und seine Unbesiegbaren Sieger fair spielen werden? Deshalb lauft ihr jetzt um die Wette. Immer zu zweit. Und wenn ihr lauft, stellt ihr euch vor, dass die Steine und Löcher auf dieser Wiese die Beine dieser Mistkerle sind. Die werden euch foulen, ist euch das klar? Deshalb weicht ihnen aus, springt über sie drüber, tanzt zwischen ihnen hindurch!”
    „Dass ich nicht lache!”, rief Fabi und wischte sich den Batz aus seinem Gesicht. „Der Schlamm ist so glitschig wie eine Eislaufbahn!”
    „Ja genau!”, sagte Willi. „Den Schlamm hab ich beinah vergessen. Er ist eure Angst. Die Angst und die Gummiknie, die ihr haben werdet, wenn einer wie Mähdrescher, Dampfwalze oder Kong auf euch zugerannt kommt.”
    „Ich hab keine Angst!”, zischte Juli. „Ich nehm ihm den Ball einfach weg.” Julis Augen funkelten zornig und wir wussten warum. Wenn es um Fußball ging, hatte Juli vor niemandem Angst. Willi seufzte.
    „Schaut mal her!”, sagte er und hob einen kleinen Kieselstein auf. „Der Kieselstein, der seid ihr, und der dicke Felsen da drüben, sind die Unbesiegbaren Sieger .”
    Dann warf

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