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Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)

Titel: Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Junge mit dem Lockenkopf machte sich daraufhin an einer der Kisten auf der Ladefläche des Wagens zu schaffen.

    Aber Doktor Petronius schüttelte energisch den Kopf. „Nicht die –nimm die andere, Edoardo!“
    „Wie Ihr meint, Doktor Petronius!“, sagte Edoardo sehr unterwür-fig.
    Wenige Augenblicke später stellte er eine der Kisten gut einen Schritt vor dem Pestarzt auf den Boden.
    „Sollte man diesem Petronius nicht sagen, dass wir einen Pestkranken haben, an dem er seine Kunst gleich mal ausprobieren könnte?“, wandte sich Leonardo an seinen Großvater, der in seiner Nähe stand.
    Aber Großvater schüttelte den Kopf und flüsterte ihm zu: „Noch nicht. Sonst läuft er vielleicht gleich wieder vor lauter Angst davon.“
    „Aber daran könnte man dann doch gut erkennen, ob er ein Betrüger ist“, meinte Leonardo. „Wenn seine Medizin nämlich tatsächlich wirkt, braucht er sich vor der Krankheit ja nicht zu fürchten…
    Schließlich könnte er ja jederzeit die Wundersalbe an sich selbst an-wenden!“
    „Ruhe da hinten!“, schimpfte eine Männerstimme.

    Alle waren offenbar hochgespannt darauf, zu erfahren, wie man den Schwarzen Tod bekämpfen konnte, sodass sie keine Störungen dulden wollten.
    Großvater legte also seinen Finger auf den Mund.
    Leonardo biss sich auf die Lippen. Er hatte so viele Fragen und am liebsten wäre er einfach zu diesem Doktor Petronius hingegangen und hätte sie ihm der Reihe nach gestellt. Doch er hatte das Gefühl, dass dies im Moment etwas unpassend war und er sich damit wahrscheinlich den Ärger aller zugezogen hätte.
    „Lasst mich zu euch sprechen, euch frommen Bewohnern dieses wunderschönen Dorfes“, begann der Arzt.
    Er sprach sehr leise und Leonardo hatte den Verdacht, dass er das nur deshalb tat, damit alle ihm noch genauer zuhörten. „Ich habe ern-tereife Felder auf dem Weg hier her gesehen – und es wäre doch ein Jammer, wenn der Schwarze Tod all da Zunichte machte, was hier aufgebaut wurde. In einem eurer Nachbardörfer wäre das um ein Haar geschehen. Schon gab es die ersten Kranken und wahrscheinlich hätte der Schwarze Tod innerhalb von Wochen die Hälfte der Bewohner auf dem Gewissen gehabt! Die Ersten waren schon aus der Gegend geflohen und die anderen verzweifelten bei dem Gedanken, dass sie sterben müssten. Aber ich konnte sie heilen!“ Er machte eine Pause und als sich unter den Leuten von Vinci ein Raunen erhob, hob er die Hand, sodass wieder Ruhe einkehrte. „Seit langer Zeit wird aus Mumien Medizin gewonnen. Und eigentlich ist es verwunderlich, dass nicht längst jemand darauf gekommen ist, dass man damit auch die Pest bekämpfen könnte. Ihr wisst alle, dass man in Florenz oder Pisa Pulver verkauft, das angeblich aus zerstampften Mumien gewonnen wird. Schon für eine winzige Prise eines solchen Pulvers wird ein Vermögen verlangt – und dabei wirkt es nicht einmal! Dem Betreffenden wird höchstens schlecht, wenn er es ein-nimmt und er bekommt außer seiner Krankheit noch eine Vergif-tung! Ich aber mache es anders! Ich presse die dunklen Öle aus den Mumien heraus und gewinne eine Salbe, die Pest-Geschwüre innerhalb kurzer Zeit heilt!“
    „Und wer sagt uns, dass nicht auch du ein Betrüger bist, der nur unsere Angst ausnutzt?“, rief Alessio der Schlachter.
    „Eine gute Frage!“, sagte Doktor Petronius. „Es ist ganz leicht, ich bin jeder Zeit in der Lage, euch vorzuführen, wie ich die Salbe ge-

    winne und das nur echte Mumien zum Einsatz kommen.“ Er schnippste mit den Fingern. Daraufhin öffnete Edoardo die Kiste und hob sie hoch. Langsam schwenkte er sie herum, sodass jeder den Inhalt sehen konnte. Leonardo drängelte sich etwas nach vorne, um besser sehen zu können.
    Carlo folgte ihm.
    Als Leonardo es schließlich schaffte, einen Blick in die Kiste zu werfen, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen.
    „Eine Vogelmumie!“, stieß er hervor.
    „Ganz recht!“, nickte Doktor Petronius. „Mit den Handelsschiffen gelangen aus Ägypten Mumien von Menschen, Krokodilen, Katzen zu uns… Aber ganz besonders selten sind Mumien des Heiligen Ibis!
    Aber aus ihnen lässt sich die wirksamste Salbe machen! Jeder von euch hat nun die Wahl. Wenn dir deine Gesundheit und das Leben deiner Lieben nicht ganz so viel Wert ist, dann kannst du etwas Salbe von mir erwerben. Zusammen mit einem passenden Döschen kostet das dann nur zwei Florin! Der Inhalt reicht, um die Beulen eines Kranken zu bestreichen vollkommen aus.“

    „Zwei Florin –

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