Leonardo und der Fluch des schwarzen Todes (Da Vincis Fälle) (German Edition)
mich längst verloren, wenn du in San Luca ankommst, Leonardo!“
„Wieso das denn?“
„Weil du selbst doch auch hundemüde bist und es gar nicht merken würdest, wenn ich aus dem Sattel rutschte.“ Carlo seufzte. „Also eins weiß ich, Einbrecher wäre ganz sicher kein Beruf für mich! So etwas möchte ich nie wieder tun müssen, Leonardo!“
„Wirst du auch nicht!“
„Ach, Leonardo! Deine Versprechungen…“
Sie machten schließlich doch eine Pause, als sie an einen Bach kamen. Carlo nickte ein wenig ein, doch schon nach kurzer Zeit weckte Leonardo ihn.
„Komm wir müssen weiter!“
Nach einer Weile waren sie sich nicht mehr ganz sicher, ob sie noch auf dem richtigen Weg waren. Carlo hatte seinen Vater mal be-
gleitet, als dieser mit seinem Verkaufswagen nach San Luca unterwegs war und glaubte deswegen, genau zu wissen, wo der Ort lag.
Allerdings war das erstens wohl schon etwas länger her und zweitens hatte Carlos Vater wohl auch einen anderen Weg benutzt –einen, der für Pferdewagen besser geeignet war.
Schließlich kam ihnen ein Reiter entgegen.
Er ritt ohne Sattel, nur mit Zaumzeug wie es auch Leonardo und Carlo taten.
„Entschuldigung, kommt Ihr aus San Luca?“, fragte Leonardo, obwohl es Carlo gegen die Ehre ging, dass sein Freund nach dem Weg fragte.
Der Mann zügelte sein Pferd.
Im nächsten Moment wurde dann klar, dass er vielleicht die ganze Frage nicht, aber zumindest den Namen San Luca trotz des Hufschla-ges verstanden hatte.
„Reitet nicht weiter nach San Luca!“, rief er.
„Aber warum nicht? Was ist dort los?“
„Die Hölle…“, murmelte der Mann. „Rettet euch!“ Dann drückte er seinem Pferd die Hacken in die Seiten und ließ es davon preschen.
Eine Staubwolke hinter sich herziehend verschwand er hinter ein paar Hügeln.
„Was ist mit dem Mann los?“, fragte Carlo.
„Keine Ahnung, aber das werden wir gleich sehen“, meinte Leonardo.
„Sollten wir nicht besser auf ihn hören?“
„Du kennst mich doch, Carlo. War ich schon mal unvorsichtig?“
„Naja…“
Als sie etwas später von einer Anhöhe aus in ein Tal blickten, sahen sie dort schwarze Rauchsäulen aufsteigen. Die Häuser von San Luca brannten lichterloh. Etwa ein Dutzend Reiter schwenkten Fackeln und etwas abseits liefen noch ein paar Männer, Frauen und Kinder auf den nahen Wald zu. Sie hatten kaum etwas retten können.
„Was tun die da nur?“, fragte Carlo völlig fassungslos. „Wieso brennen die den ganzen Ort nieder – und was sind das für Reiter?“
„Wenn ich das wüsste“, murmelte Leonardo. „Und vor allem wüsste ich gerne, was der Wagen von Doktor Petronius damit zu tun hat!“, fügte er noch hinzu und deutete auf den Planwagen mit der be-kannten Aufschrift, der etwas abseits des Geschehens stand.
Mehrere der Reiter waren in der Nähe. Sie waren mit Schwertern bewaffnet.
Und neben dem Wagen waren drei Personen zu sehen: Doktor Petronius, Edoardo – und Alberto!
„Siehst du Alberto?“, wandte sich Leonardo an Carlo. „An seinen bunten Flicken auf der Hose ist er schon von weitem gut zu erkennen. Wir haben den Beweis! Alberto arbeitet mit dem Doktor zusammen und kannte ihn wohl schon vorher!“
„Wollte der Doktor nicht nach Florenz weiter ziehen?“, fragte Carlo.
Leonardo zuckte mit den Schultern „Er ist mit seinem Wagen in diese Richtung aus Vinci weggefahren, das stimmt. Aber er hat nie gesagt, wo sein Ziel ist.“
„Dann erkläre mir mal, warum wir ihn dann in hier in San Luca wieder finden“, forderte Carlo. „Erstens war er doch schon hier und hat Kranke geheilt.“
„Du meinst, er hat so getan!“, verbesserte Leonardo.
„Wie auch immer. Wenn er nach Florenz wollte, ist dieser Ort jedenfalls ein Riesenumweg.“
„Vielleicht ist er ja nicht freiwillig hier!“, kam Leonardo eine Idee. Er sah nämlich gerade, wie einer der bewaffneten Reiter vom Pferd gestiegen war. Er zog sein Schwert und richtete es auf Doktor Petronius. Daraufhin hob dieser die Hände und stieg auf den Kutschbock. Edoardo und Alberto stiegen ebenfalls auf.
„Du meinst, Petronius ist ein gefangener?“, fragte Carlo.
„Ja.“
„Lass uns von hier verschwinden!“, forderte Carlo. „Und zwar schnell! Der Mann, dem wir begegnet sind, ist nicht umsonst mit seinem Pferd davon galoppiert, als ob der Teufel hinter ihm her wäre!“
Leonardo antwortete zunächst nicht. Er sah in Richtung des brennenden Dorfes. Einer der Reiter schien ihn zu bemerken. Er rief etwas zu den
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