Leonardo und die Verschwörer von Florenz Teil 2 von 3 (Da Vincis Fälle)
Sorgen machen!“, mischte sich Luca ein. „Davon abgesehen könnte es bei Carlo und dir ja auch sein, dass sie sich zunächst mal darüber informiert haben, ob eure Familien überhaupt zahlen können.“
„Es war ein sehr seltsamer Mann bei mir, der sich eingehend nach meinen Geschäften erkundigt hat“, sagte Ser Piero. „Er behauptete, dass er im Auftrag eines bedeutenden Handelshauses in Florenz unterwegs sei, um mich dazu zu gewinnen, für dieses Haus als Notar tätig zu sein. Angeblich soll Cosimo de’ Medici mich empfohlen haben. Das ganze kam mir aber eigenartig vor, weil ich erstes von diesem Handelshaus noch nie etwas gehört hatte und der Kerl zweitens genauestens wissen wollte, mit wem ich Geschäfte mache.“
„Wie sah der Mann aus?“, fragte Leonardo.
Ser Piero zuckte mit den Schultern. „Eigentlich war nichts Besonderes an ihm. Ich habe ihn zunächst für einen Söldner der Stadtwache oder etwas Ähnliches gehalten. Über dem linken Auge hatte er eine Narbe, die wohl von einem Schwertkampf stammte.“
„Lass mich raten. Er trug sein Schwert an der rechten Seite – was bedeutet, dass er Linkshänder ist!“, unterbrach ihn Leonardo. Ser Piero nickte. „Ja!“, stieß sein Vater überrascht hervor.
„Dann ist das höchstwahrscheinlich der Anführer der Bande gewesen!“
„Und ein paar Tage später hättet Ihr dann einen Brief mit einer Geldforderung unter Eurem Türschlitz gefunden!“, ergänzte Luca. Leonardo stand auf. „Wir müssen Carlos Eltern fragen, ob der Mann mit der Narbe auch bei ihnen gewesen ist!“
„Augenblick!“, hielt ihn Großvaters Stimme zurück. „Wir werden jetzt erst einmal beratschlagen, wie es weitergehen kann.“
„Zum Beispiel ist zu klären, wie ich jetzt nach Florenz komme!“, mischte sich Luca ein. „Ich nehme an, dass bei meinem Vater längst eine Forderung eingegangen ist und jetzt machen sich meine Eltern Sorgen um mich, obwohl ich längst in Freiheit bin!“
„Ich werde morgen ohnehin nach Florenz reisen“, kündigte Ser Piero an. „Für Cosimo de’ Medici habe ich eine Kopie des Vertrages über das Grundstücksgeschäft in Empoli erstellt. Das muss ich ihm so schnell wie möglich überbringen. Bei dieser Gelegenheit könnte ich dich mitnehmen und deinen Eltern übergeben, Luca!“
„Das wäre sehr nett, aber ich muss Euch warnen, mein Herr.“
„Wovor?“
„Ich nehme an, dass Konkurrenten meines Vaters die Entführung in Auftrag gegeben haben, um ihn zu ruinieren. Das bedeutet, dass die Banditen wahrscheinlich immer noch auf der Suche nach mir sind. Ihr begebt Euch also selbst in Gefahr!“
Ser Piero sah Luca etwas erstaunt an und wechselte dann einen Blick mit Großvater, bevor er schließlich fragte: „Wie kommst du zu dieser Ansicht?“
Luca seufzte. „Es hat schon einmal einen Versuch gegeben, mich zu entführen, aber die Leibwächter meines Vaters konnten das verhindern.“
„Wann war das?“, fragte Ser Piero.
„Vor ein paar Monaten. Ein paar Maskierte überfielen meine Mutter und mich in einer engen Gasse in Florenz, aber unsere Leibwächter konnten die Täter in die Flucht schlagen. Später habe ich mitgehört, wie sich meine Eltern darüber unterhielten. Seitdem war ständig ein Bewacher in meiner Nähe, um mich zu beschützen. Aber das hat nichts genützt, wie man gesehen hat.“
„Beweise für die Vermutung deiner Eltern gibt es also nicht“, schloss Ser Piero.
„Wenn es Beweise gäbe, säßen die Schuldigen längst hinter Schloss und Riegel.“
„Wir werden vorsichtig sein“, versprach Ser Piero. „Aber ich halte es für besser, dass du so schnell möglich nach Hause kommst. Du bist dort auf jeden Fall sicherer als hier.“
Später ging Ser Piero noch zu den Maldinis, um sich danach zu erkundigen, ob auch dort der Mann mit der Narbe aufgetaucht war. Carlos Mutter konnte sich an ihn erinnern. Er hatte sich die Waren ausgiebig angesehen, aber letztlich doch nichts gekauft und war dann fortgeritten.
Luca befand sich derweil in Leonardos Zimmer und sah sich staunend um. Vor allem die Zeichnungen, die Leonardo von allerlei Fantasiemaschinen angefertigt hatte, interessierten ihn. Insbesondere eine Flugmaschine beeindruckte ihn. Eine Gondel wurde von mehreren Flügelpaaren getragen, die durch einen Pedalantrieb auf und nieder bewegt wurden. In der Gondel wiederum befanden sich Schießscharten für fünf Arkebusiere, wie man die Arkebusenschützen nannte.
„Kanonen sind nämlich zu schwer“, erläuterte
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