Leonardo und die Verschwörer von Florenz Teil 2 von 3 (Da Vincis Fälle)
man eben komplett die Orientierung.“
„Das Wichtigste ist erst einmal, dass wir den Entführern nicht noch einmal über den Weg laufen. Nach Vinci finden wir dann schon.“
Die Jungen gingen schweigend und in nassen Sachen durch den Wald. Immer wieder lauschten sie, ob sie nicht irgendwo verdächtige Geräusche hörten. Aber von den Banditen war nichts mehr zu hören. Sie suchten offenbar an anderer Stelle nach den drei Flüchtigen. Nach und nach wurde es heller und erste Strahlen der Morgensonne fielen durch das Blätterdach des Waldes. Warm war es allerdings noch nicht. Alle drei waren vollkommen durchgefroren. Sie kamen schließlich in ein weniger bewachsenes Gebiet. Hie mussten sie besonders auf der Hut sein, weil man sie möglicherweise schon aus großer Entfernung sehen konnte.
Schließlich erkannten sie in der Ferne die Häuser von Vinci mit der kleinen Dorfkirche in der Mitte.
„Eine gewaltige Stadt!“, spottete Luca. „Die Häuser lassen sich ja fast nicht zählen! Und diese gewaltige Kathedrale, mit der gewiss ein großer Architekt sein Meisterstück abgeliefert hat!“
„Jedenfalls wirst du hier erstmal Zuflucht finden“, erwiderte Leonardo.
„Und wie komme ich dann zurück nach Florenz?“
„Dafür finden wir schon eine Lösung.“
„Na hoffentlich!“
Carlo mischte sich jetzt in das Gespräch ein. „Irgendwie könntest du etwas dankbarer dafür sein, dass nun alles vorbei ist!“
„Vorbei?“, fragte Luca zurück. „Wieso glaubt ihr, dass es vorbei ist? Wenn tatsächlich geschäftliche Konkurrenten meines Vaters hinter der Entführung stecken, dann ist es zumindest für mich noch lange nicht vorbei! Sie werden es immer wieder versuchen, selbst wenn mich meine Eltern auf eine Schule in einer fernen Stadt schicken!“ Er zuckte mit den Schultern. „Mag ja sein, dass ihr beide für die Bande nicht wichtig genug seid. Aber verlassen würde ich mich darauf auch nicht. Schließlich hast du, Leonardo doch an einem der Kerle eine Narbe erkannt!“
„Aber das wissen die doch nicht“, gab Leonardo zu bedenken.
„Aber solltest du einmal diesem Kerl mit der Narbe begegnen –
sagen wir, wenn dein Vater mit dir über den Markt von Florenz bummelt – und du schaust ihn einen Augenblick zu lange an, dann wird er denken, dass du ihn wiedererkannt hast.“
„Was geschieht dann?“, fragte Carlo.
„Ich nehme an, dass er versuchen wird, Leonardo zu töten.“
Sie setzten ihren Weg fort und näherten sich langsam dem Dorf. Die Sonne schien und trocknete bereits etwas die Kleider, sodass sie nicht mehr ganz so doll froren.
„Du hast es gut“, sagte Leonardo nach einer Weile. „Du hast schon so viel von der Welt gesehen und darfst außerdem noch Latein lernen.“
„Na ja, so viel ist es nun auch wieder nicht“, meinte er. „Florenz und Pisa – das ist noch keine Weltreise. Und dann waren wir einmal bei einem Onkel in Neapel, da war ich noch so klein, dass ich mich kaum daran erinnern kann. Und das mit dem Latein lernen, ist nicht unbedingt das reinste Vergnügen, kann ich dir sagen…“ Eine kurze Pause des Schweigens entstand. Dann fragte Luca plötzlich: „Wo wohnst du, Leonardo?“
„Siehst du das Haus am Dorfplatz?“
„Ja.“
„Das gehört meinem Großvater und dort wohne ich. Mein Vater hat sein Haus auf der anderen Seite des Dorfes. Seine Frau ist gestorben. Meine Mutter wohnt dort hinten, hinter der Anhöhe auf einem Bauernhof, der auch eine Töpferei betreibt.“
„Sie hat nicht deinen Vater geheiratet?“
Leonardo schüttelte den Kopf. „Nein. Sie hat mit ihrem Mann fünf Kinder, die meine Halbgeschwister sind.“
Luca hob die Augenbrauen. „Ziemlich verworren ist das alles bei euch. Aber bei uns ist das nicht anders. Als mein Großvater starb, tauchten plötzlich mehrere Personen auf, die behaupteten, seine unehelichen Kinder zu sein und Anspruch auf das Erbe erhoben. Es war für meinen Vater gar nicht so einfach, dagegen vorzugehen und darum will er ja auch unbedingt, dass es in der Familie einen Rechtskundigen gibt!“
„Hast du dir eigentlich schon mal überlegt, ob du das auch willst?“, fragte Leonardo.
Luca schien nicht richtig zu verstehen, worauf Leonardo damit hinauswollte. „Wie meinst du das?“, fragte er.
Leonardo zuckte mit den Schultern. „Also mir würde es nicht gefallen, wenn jemand schon genau festgelegt hätte, wie mein ganzes Leben ablaufen soll.“
5.Kapitel
Zurück in Vinci
Als die drei Jungen Vinci erreichten, war
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