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Leonardos Liebesbiss

Leonardos Liebesbiss

Titel: Leonardos Liebesbiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eher gedämpft, als saugte die Umgebung einen Teil der Schreie auf.
    »Da ist jemand mit Licht!« schrie ein junger Mann, und sein Arm zuckte in meine Richtung, während seine Freundin wie erstarrt neben ihm saß. »Da hat jemand eine Lampe.«
    Ich ging einen Schritt nach vorn.
    »Wo willst du hin?« keuchte Melanie.
    »Ich muß mit den Leuten reden!«
    »Sorg lieber dafür, daß es wieder hell wird!« Melanie lachte unkontrolliert.
    Ihre Haltung war für mich verständlich, aber ich mußte auch an die anderen denken. Wenn die Panik überschäumte, war alles verloren. Dann konnte es Verletzte geben, und das wollte ich auf keinen Fall. Möglicherweise gelang es mir auch durch fremde Hilfe, die eine oder andere Tür zu öffnen.
    Es war bei meinem spärlichen Licht nicht zu sehen, wie viele Wagen auf den Gleisen standen. Die Schiene verlief schlangengleich, und ich konnte nicht in die Kurven hineinblicken. Einige der Besucher hatten es geschafft, sich trotz des Bügels hinzustellen. Ich hielt sie davon ab, aus den Gondeln zu klettern und stellte mich so hin, daß mich alle sehen konnten.
    In meiner Nähe hing eine Hexe. Sie hockte auf ihrem Besen, hatte ein runzeliges Gesicht, ein großes Maul und eine Warze auf der Nase. Sie wäre weiter auf die Zuschauer zugesaust, wäre die Energiezufuhr nicht gestoppt worden.
    Auch andere Monster hatten in ihren Bewegungen anhalten müssen. Ein Pirat, dessen linkes Auge verdeckt war, stach mit seinem Säbel nicht mehr zu.
    Allmählich begriffen die Fahrgäste, daß ich etwas von ihnen wollte. Ich hob beide Arme. Dabei leuchtete ich mich so gut wie möglich an. Die lauten Stimmen sackten ab, es wurde ruhiger, beinahe still, so daß wir die Rufe und Stimmen aus dem unteren Bereich hörten. Auch dort war alles ausgefallen. Die Leute, die jetzt in den Wagen über dem Wasser saßen, waren nicht zu beneiden.
    »Mein Name ist John Sinclair. Ich bin Oberinspektor bei Scotland Yard und bin, ebenso wie Sie, rein zufällig hier.« Ob es was brachte, daß ich mein Inkognito gelüftet hatte, wußte ich nicht, allerdings hoffte ich es. Als keine Reaktion auf meine Worte erfolgte, sprach ich weiter. »Jeder von uns weiß, daß wir uns in einer verdammt schlechten Lage befinden. Es wäre jedoch falsch, jetzt in Panik zu verfallen und durchzudrehen. Wir brauchen Ruhe und müssen die Nerven bewahren. Nur so kommen wir weiter. Okay?«
    »Weiter?« Dem Ruf folgte ein Lachen. »Wie sollen wir denn hier weiterkommen? Was wollen Sie als Bulle denn? Mir wäre ein Elektriker lieber als du.«
    Niemand lachte über seine Bemerkung, die im Prinzip schon zutraf. Ich ließ mich nicht beirren und sprach weiter. »Keiner von uns weiß, wann der Schaden wieder behoben sein wird, aber jeder möchte hier raus. Ich schließe mich ein. Deshalb mein Vorschlag. Es geht eigentlich nur durch die Türen hier. Sie klemmen zu. Für einen Mann sind sie auch zu schwer zu öffnen, deshalb möchte ich Sie um Hilfe bitten. Wenn einige von Ihnen es schaffen, die Gondeln zu verlassen, könnten wir uns gemeinsam ans Werk machen. Es ist nur ein Vorschlag. Wer einen besseren hat, sollte sich melden.«
    Keiner sagte etwas. Einige flüsterten miteinander, und ich sah, daß in meiner Nähe zwei junge Männer und auch zwei schlanke Frauen versuchten, sich zu befreien.
    Auch Melanie war jetzt wieder bei mir. »Ich helfe dir«, sagte sie. »Tut mir echt leid wegen vorhin.«
    »Unsinn.«
    Ich war froh, daß ich eine Panik hatte vermeiden können. Auch die Blutsaugerin mit ihrer verdammten Machete hatte sich noch nicht gezeigt. Jede Sekunde, die wir gewannen, bedeutete auch wieder neue Hoffnung. Die Frauen hatten es geschafft. Zwar unter Schmerzen, aber sie standen vor ihren Gondeln und atmeten zunächst tief durch.
    Es standen vier Türen auf der gesamten Breitseite zur Auswahl. Eigentlich war es gleichgültig, welche wir nahmen. Ich deutete mit der Lampe auf die am nächsten liegende.
    »Da fangen wir an.«
    Auch die jungen Männer hatten es geschafft, sich aus den Gondeln zu drücken. Sie wollten mir ebenfalls helfen.
    Leider kam es dazu nicht mehr.
    Jeder hörte den schrillen, kurzen Schrei, der in einem Gurgeln endete. Er war an der rechten Seite aufgeklungen. Ich drehte mich um und leuchtete hin.
    Was ich sah, war grauenhaft!
    ***
    Jetzt war Leo in seinem Element. Durch die Verwandlung hatte er viel Menschliches abgelegt, doch seine Sinne waren geschärft worden. Er sah nicht mehr aus wie ein Albino und auch nicht wie ein Vampir, in

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