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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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haben. Im selben Moment fiel Licht in den Keller, ein Ring wie von einer Taschenlampe erleuchtete den Boden vor der Leiter. Doch der Lichtschein reichte Harry, um das Etikett der Munitionsschachtel zu lesen. 7.62 Millimeter. Verdammte Scheiße! Harry starrte auf das Regalbrett. Da. Die Box daneben. Kaliber .38. Das Licht verschwand vom Boden und zuckte über die Decke. Dann sah Harry die Silhouette einer Kalaschnikow in der Öffnung, gefolgt von einem Mann, der nach unten stieg.
    Das Hirn ist ein phantastischer Computer.
    Als Harry den Deckel der Box geöffnet und eine Schachtel herausgenommen hatte, war es mit seinen Berechnungen bereits durch und wusste, dass es zu spät war.
KAPITEL 87
    Kalaschnikow
    W ürden wir keine Grube betreiben, gäbe es hier keine einzige Straße«, sagte Tony Leike, als der Wagen über den schmalen Weg holperte. »Unternehmer wie ich sind die einzige Hoffnung, dass die Menschen in Ländern wie dem Kongo auf die Beine kommen, den Anschluss finden und zivilisiert werden. Die Alternative wäre, sie sich selbst zu überlassen, aber dann machen sie, was sie immer gemacht haben: sich gegenseitig umbringen. Auf diesem Kontinent ist jeder gleichermaßen Jäger wie Gejagter. Vergessen Sie das nie, wenn Sie in die bettelnden Augen eines hungrigen afrikanischen Kindes schauen. Geben Sie denen zu essen, werden diese Augen Sie bald wieder ansehen, durch das Visier einer automatischen Waffe. Und dann gibt es keine Gnade.«
    Kaja antwortete nicht. Sie starrte auf die roten Haare der Frau auf dem Beifahrersitz. Lene Galtung hatte weder etwas gesagt noch sich irgendwie bewegt, sie saß einfach nur aufrecht mit nach hinten gepressten Schultern da.
    »In Afrika ist alles ein Zyklus«, fuhr Tony fort. »Regenzeit und Trockenzeit, Nacht und Tag, Fressen und Gefressenwerden, Leben und Sterben. Hier zählt nur der Lauf der Natur, und der kann nicht verändert werden. Man muss mit dem Strom schwimmen, überleben, solange es geht, und nehmen, was man kriegen kann. Mehr kann man nicht tun. Denn das Leben deiner Vorväter ist auch dein Leben, man kann es nicht verändern, jede Entwicklung ist ausgeschlossen. Das ist keine afrikanische Philosophie, sondern die Erfahrung von Generationen. Und diese
Erfahrung
gilt es zu verändern. Es sind Erfahrungen, die die Denkweisen der Menschen verändern, und nicht umgekehrt.«
    »Und wenn die Erfahrung sagt, dass die Weißen sie ausbeuten?«, fragte Kaja.
    »Das Gerede von der Ausbeutung kommt von den Weißen«, sagte Tony. »Aber natürlich wurde es nur allzu gerne von den afrikanischen Stammesoberhäuptern aufgegriffen, die einen Feind brauchten, um die Leute hinter sich zu scharen. Seit dem Ende der Kolonialzeit in den Sechzigern nutzen sie die Schuldgefühle der Weißen, um ihre Macht auszuweiten und die Menschen hier erst richtig auszubeuten. Die Schuldgefühle, die die Weißen wegen der Kolonialzeit haben, sind vollkommen albern. Das wirkliche Verbrechen bestand darin, die Afrikaner sich selbst und ihrer eigenen mörderischen, destruktiven Natur zu überlassen. Glauben Sie mir, Kaja, die meisten Kongolesen hatten es nie so gut wie unter den Belgiern. Die Rebellen hatten nie wirklich die Unterstützung der Bevölkerung, sie wurden immer nur vom Machtstreben Einzelner angetrieben. Es waren kleine Gruppierungen, die die Häuser der Belgier hier am Kivu-See gestürmt haben, sie gingen damals davon aus, dass in diesen schmucken Villen etwas zu finden wäre. So war es, und so ist es auch heute noch. Das ist auch der Grund dafür, warum die Häuser hier immer zwei Türen haben, eine vorne und eine hinten. Durch die eine dringen die Räuber ein, und durch die andere können die Hausbesitzer fliehen.«
    »So sind Sie also aus dem Haus entkommen, ohne dass ich es bemerkt habe.«
    Tony lachte. »Haben Sie wirklich geglaubt, dass Sie uns beobachten? Ich observiere euch doch schon, seit ihr ins Land gekommen seid. Görna ist eine kleine Stadt mit wenig Geld und einem übersichtlichen Machtapparat. Es war sehr naiv von Harry und Ihnen, allein zu kommen.«
    »Wer ist naiv?«, fragte Kaja. »Was glauben Sie, wird geschehen, wenn bekannt wird, dass zwei norwegische Polizisten in Görna verschwunden sind?«
    Tony zuckte mit den Schultern. »Entführungen sind hier an der Tagesordnung. Es würde mich nicht wundern, wenn die Polizei bald einen Brief von irgendeiner Rebellenorganisation erhielte, in der ein ungeheures Lösegeld für Sie verlangt wird.
    Verbunden mit der Forderung, bestimmte,

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