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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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aus, als würde sie weinen.
    »Küss mich«, flüsterte sie.
    Ihre Zunge schlang sich um seine, glatt auf der Unterseite und oben rau. Schneller und tiefer, langsamer und tiefer. Sie schob ihn auf die Seite, ohne seine Zunge loszulassen, und setzte sich auf ihn. Ihre Schamlippen pressten sich auf seine Bauchmuskeln, wenn sie nach unten kam. Dann ließ ihre Zunge ihn los, sie legte den Kopf nach hinten und stöhnte heiser. Zweimal, ein tiefer, tierischer Laut, der in einem hohen Ton kulminierte, als ihr die Luft ausging und sie wieder still wurde. Ihr Hals schwoll von einem Schrei an, der nicht kam. Er hob die Hand und legte zwei Finger auf die Pulsader, die blau unter der Haut an ihrem Hals pulsierte.
    Und dann schrie sie, wie unter Schmerzen, wie voller Wut, wie befreit. Harry spürte die Spannung in seinen Hoden und kam. Es war vollkommen, so unerträglich vollkommen, dass er die Hand hob, um mit der Faust an die Wand hinter ihm zu schlagen. Und als hätte er ihr eine tödliche Injektion gegeben, sank sie auf ihm zusammen.
    So blieben sie liegen, Arme und Beine zufällig ausgestreckt, als wären sie gestürzt. Harry hörte das Blut in seinen Ohren rauschen, und Wohlbehagen rollte wie eine Welle durch seinen Körper. Doch nicht nur Wohlbehagen, er hätte verdammt auch darauf wetten können, dass da Glück im Spiel war.
    Er schlief ein und wachte davon auf, dass sie wieder ins Bett kam und sich an ihn schmiegte. Sie trug eine von Vaters Unterhosen. Sie küsste ihn, murmelte etwas und schlief ein, mit leichtem, ruhigem Atem. Harry starrte an die Decke. Und ließ seine Gedanken mahlen. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, gegen sie anzukämpfen.
    Es war so schön gewesen. So schön wie nicht mehr seit … seit …
    Sie hatten das Rollo nicht nach unten gezogen, und um halb sechs begannen die Lichtkegel der Autos draußen auf der Straße über die Zimmerdecke zu huschen. Oslo erwachte und schleppte sich zur Arbeit. Er sah sie noch einmal an, und dann schlief auch er.

KAPITEL 53
     
    Heelhook
     
    A ls Harry wach wurde, war es neun Uhr, das Zimmer badete im Tageslicht, und der Platz neben ihm war leer. Er hatte vier Nachrichten auf der Mailbox.
    Die erste war von Kaja, die ihm mitteilte, sie säße im Auto auf dem Weg nach Hause, um sich vor der Arbeit noch umzuziehen, und ihm für etwas dankte, das in ihrem hellen Lachen unterging, so dass er es nicht verstand.
    Die andere war von Gunnar Hagen, der wissen wollte, warum Harry auf keinen seiner Anrufe reagiert hatte. Er beschwerte sich, die Presse wegen dieser unnötigen Festnahme von Tony Leike am Hals zu haben.
    Die dritte war von Günther, der noch einmal den Witz mit Harry Klein brachte und ihn dann darüber informierte, dass die Leipziger Polizei Juliana Vernis Pass noch nicht gefunden habe und somit das mit dem Stempel aus Kigali nicht bestätigen könne.
    Die vierte war von Mikael Bellman, der ihn ohne Umschweife aufforderte, um zwei ins Kriminalamt zu kommen, Solness habe ihn ja sicher bereits instruiert.
    Harry stand auf. Er fühlte sich gut. Mehr als gut. Vielleicht sogar phantastisch. Er horchte in sich hinein. Na ja, phantastisch war vielleicht etwas übertrieben.
    Harry ging nach unten, holte sich ein Päckchen Knäckebrot und erledigte das wichtigste Telefonat zuerst.
    »Sie sprechen mit Søs Hole«, ihre Stimme klang so ernst und feierlich, dass er lächeln musste.
    »Und du sprichst mit Harry Hole«, sagte er.
    »Harry!« Sie schrie seinen Namen gleich zweimal in den Hörer.
    »Hallo, Søs.«
    »Papa hat schon gesagt, dass du zu Hause bist! Warum hast du nicht früher angerufen?«
    »Ich war nicht richtig bereit, Søs. Aber jetzt bin ich voll da. Und du?«
    »Ich bin immer voll da, Harry, das weißt du doch.«
    »Ja, ich weiß. Mittagessen in der Stadt, bevor wir Papa besuchen? Ich lade dich ein.«
    »Ja! Du hörst dich so glücklich an, Harry. Ist es wegen Rakel, hast du mit ihr gesprochen? Ich habe gestern mit ihr geredet. Was war das für ein Geräusch, Harry?«
    »Nur das Knäckebrot, das aus der Packung gerutscht und auf den Boden gefallen ist. Was wollte sie?«
    »Nach Papa fragen. Sie hat mitbekommen, dass er krank ist.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein, doch, sie hat gesagt, dass es Oleg gutgeht.«
    Harry schluckte. »Gut, lass uns nachher reden.«
    »Aber vergiss es nicht. Ich bin so froh, dass du wieder zu Hause bist, Harry! Ich hab so viel zu erzählen!«
    Harry legte das Telefon auf den Küchentisch und bückte sich, um die Knäckebrotscheiben

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