Leopard
Rücken.«
»Jetzt hören Sie mal«, fauchte Harry, wobei das Gefühl in ihm aufkeimte, eine unendlich vorhersehbare Laborratte in einem Labyrinth zu sein. »Ich wollte nur …«
Berntsen, alias Beavis, packte seinen Arm, so dass Harry die Kippe aus dem Mund rutschte und auf den nassen Boden fiel. Harry bückte sich, um sie aufzuheben, bekam aber Jussis Knie in den Rücken und stürzte nach vorn. Er stieß sich die Stirn am Boden und hatte den Geschmack von Dreck und Galle im Mund. Dann hörte er Bellmans sanfte Stimme dicht an seinem Ohr:
»Sie widersetzen sich der Festnahme, Hole. Ich hatte Sie aufgefordert, die Hände auf den Rücken zu nehmen, nicht wahr? Sie sollten sie hier hintun …«
Bellman legte eine Hand sanft auf Harrys Po. Harry atmete heftig durch die Nase, ohne sich zu bewegen, denn er wusste ganz genau, worauf Bellman aus war. Gewalt gegen einen Beamten. Zwei Zeugen. Ein Fall nach Paragraph 127. Strafrahmen fünf Jahre. Game over . Und obgleich Harry das alles vollkommen klar war, wusste er, dass Bellman bald bekommen würde, worum er bat. Deshalb konzentrierte er sich auf etwas anderes und ließ weder Beavis’ schnorchelndes Lachen noch Bellmans Eau de Cologne an sich heran. Er dachte an sie. An Rakel. Legte seine Arme auf den Rücken, auf Bellmans Hand, und wandte den Kopf ab. Der Wind hatte gerade den Nebel über ihnen aufgerissen, und dort oben sah er den schlanken weißen Sprungturm, der sich vor dem grauen Himmel abzeichnete. Ganz oben am Absprung baumelte etwas im Wind, ein Seil vielleicht.
Es klickte leise, als sich die Handschellen schlossen.
Bellman stand auf dem Parkplatz in der Middelthuns gate und sah ihnen nach, als sie wegfuhren. Der Wind zupfte an seinem Trenchcoat.
Der Wachhabende im Arrest las Zeitung, als die drei Männer an der Pforte auftauchten.
»Hallo, Tore«, sagte Harry. »Hast du ein Nichtraucherzimmer mit Aussicht?«
»Hallo, Harry. Lange nicht gesehen.« Der Wachhabende nahm einen Schlüssel aus dem Schrank und reichte ihn Harry. »Die Hochzeitssuite.«
Harry bemerkte Tores Verwirrung, als Beavis sich nach vorn beugte, den Schlüssel nahm und fauchte: »Mein Gott, Alter, der ist doch der Festgenommene.«
Harry sah Tore bedauernd an, während Jussis Hände seine Taschen durchsuchten und Schlüssel und Geldbörse hervorholten.
»Wäre nett, wenn du Gunnar Hagen anrufen könntest, Tore. Er …«
Jussi riss an den Handschellen, so dass das Metall in Harrys Haut schnitt und dieser hinter ihm her in Richtung Zellen stolperte.
Nachdem sie ihn in der zweieinhalb mal anderthalb Meter großen Zelle eingesperrt hatten, ging Jussi zurück zu Tore, um die Papiere zu unterzeichnen, während Beavis auf der anderen Seite der Gittertür stehenblieb und zu Harry hineinblickte. Anscheinend wollte er etwas sagen. Harry wartete. Und schließlich sagte er mit vor unterdrückter Wut zitternder Stimme:
»Wie fühlt sich das eigentlich an? So ein Scheiß-Hotshot zu sein, der zwei Serienmörder zur Strecke gebracht hat, der im Fernsehen war und so, und jetzt selbst hier zu sitzen und sich die Zelle von innen anzugucken?«
»Was macht dich so wütend, Beavis?«, fragte Harry leise und schloss einen Moment die Augen. Er spürte das Schwanken im Körper, als wäre er nach einer langen Reise von Bord eines Schiffes gegangen.
»Ich bin nicht wütend. Aber miese Arschlöcher, die gute Polizisten erschießen, regen mich verdammt noch mal auf.«
»Zwei Fehler in einem Satz«, sagte Harry und legte sich auf die Pritsche. »Erstens war Hauptkommissar Waaler kein guter Polizist, und zweitens habe ich ihn nicht erschossen, sondern ihm den Arm abgerissen. Hier oben an der Schulter.« Harry zeigte ihm die Stelle.
Beavis’ Mund klappte auf und wieder zu, ohne dass etwas zu hören war.
Harry schloss die Augen wieder.
KAPITEL 13
Büro
A ls Harry das nächste Mal die Augen öffnete, hatte er zwei Stunden auf der Pritsche der Arrestzelle gelegen. Gunnar Hagen stand draußen und kämpfte mit dem Schlüssel, um die Tür zu öffnen.
»Tut mir leid, Harry. Ich war in einer Sitzung.«
»War mir ganz recht, Chef«, sagte Harry, streckte sich auf der Pritsche aus und gähnte. »Bin ich entlassen?«
»Ich habe mit dem Staatsanwalt gesprochen, und der meinte, es sei in Ordnung. Die Arrestzellen sind zur vorübergehenden Verwahrung, das ist keine Strafe oder Verurteilung. Ich habe gehört, zwei Leute vom Kriminalamt haben dich hierhergebracht? Was ist passiert?«
»Ich hatte eigentlich
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