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Leopardenblut (German Edition)

Leopardenblut (German Edition)

Titel: Leopardenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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gezwungenermaßen unglaublich gut mit mehreren Ebenen von Schilden umgehen konnte, und wenn man in der Lage war, sich so leicht mit den Köpfen von Gestaltwandlern zu verbinden, dass man sie nachahmen konnte.
    Irgendwann am Vorabend hatte sie festgestellt, dass die Fähigkeit zu dieser Verbindung ein Teil ihrer Gabe war, denn das Wesen der Empathie machte es unmöglich, einem offenen Verstand ein Leid anzutun. Die Medialen konnten kein Gewissen mehr entwickeln, nachdem sie die Empathen ausgelöscht hatten.
    „Das tue ich für uns“, sagte Saschas Seele. Für alle Empathen, die in der Übergangsphase einen qualvollen Tod gestorben waren, die Silentium in den Wahnsinn getrieben hatte oder deren Fähigkeiten so tief verschüttet waren, dass sie glaubten, gebrochen zu sein.
    Nachdem Sascha ein Leben lang das Gefühl gehabt hatte, eine mit einem Defekt behaftete Mediale zu sein, wollte sie nun all ihre Möglichkeiten ausschöpfen. Und es wäre genug für sie, wenn nur die Gestaltwandler von diesem Sieg erfuhren. Mehr als genug. Denn sie würden sich erinnern. Anders als die Medialen löschten sie „Unpassendes“ nicht einfach aus.
    Sie benutzte den mutwillig hergestellten Riss, um einige vage Andeutungen ihrer von Lucas beeinflussten Gedanken hinausfließen zu lassen. Sie gestaltete diese leisen Wellen nach dem Vorbild von Rina: aufmüpfig, stur, loyal, unabhängig und sinnlich. Diese Eigenschaften hatten den Mörder früher angezogen. Saschas verändertes Wesen war darauf ausgerichtet, ihn anzulocken.
    Die meisten Medialen würden gar nicht wissen, was so ungewöhnlich daran war. Einige würden vielleicht etwas bemerken, es aber den eigenartigen Fähigkeiten einer Kardinalmedialen zuschreiben. Nur ein Medialer, der in ein Gestaltwandlergehirn eingedrungen war, würde es erkennen.
    Fünfzig bekannte Täter.
    Sascha weigerte sich, an einen Fehlschlag überhaupt nur zu denken. Sie musste einfach darauf vertrauen, dass das Schicksal es gut mit ihr meinte – und dass der Mörder Appetit auf diesen Köder hatte.
    Als die Gedankenstrukturen sich ausbreiteten, schlüpfte Sascha durch eine verborgene Tür ihrer äußeren Schilde und begab sich in die sternenklare Nacht des Medialnets. Denselben Trick wandte sie beim Beschatten an, aber das hier war weitaus gefährlicher.
    Heute hatte sie ihr Bewusstsein im Inneren der Schilde zurückgelassen, denn es musste den Kontakt zu Lucas halten, um das falsche Selbst herstellen zu können. Beim Beschatten ließ sie ein falsches Abbild zurück, während ihr wirkliches Bewusstsein sich im Medialnet bewegte. Sie trennte sozusagen den Geist vom Körper.
    Etwas Ähnliches passierte, wenn sie jemanden im Medialnet „traf“. Da sie normalerweise in dieser Zeit in der Außenwelt funktionieren musste, teilte sie ihr Bewusstsein. Der Teil im Medialnet handelte wie ein eigenständiges Individuum, fast wie eine Kopie ihres Selbst. Die innere Verbindung schuf zwar eine gewisse Verletzlichkeit, aber in so geringem Maße, dass es die meisten Medialen nicht kümmerte.
    Heute war der äußere Teil direkt mit ihrem inneren Kern verbunden. Sie konnte sich nicht teilen, denn dann würden der Netkopf und die anderen Medialen sie sofort bemerken. Um ihren Aufenthalt im Medialnet zu verschleiern, musste ihr Bewusstsein vollständig draußen bleiben, aber dennoch mit dem Kern ihres Selbst im Medialnet verbunden sein. Wenn jemand die Kontrolle über sie bekam, konnte er ungehindert in ihren Kopf eindringen – und ihr Bewusstsein auf allen Ebenen beeinflussen.
    Doch mit dieser Möglichkeit konnte sie sich jetzt nicht befassen, zu viele andere Dinge erforderten ihre Aufmerksamkeit. Ihr Köder breitete sich bereits im Medialnet aus. Sie musste nur noch abwarten. Niemand konnte sie so nah an ihrem eigenen Stern wahrnehmen. Die meisten Medialen würden sich niemals an so ein gefährliches Unternehmen heranwagen, aber um den Mörder zu entdecken, musste Sascha die schützenden Schilde verlassen.
    Selbst wenn sie ihn nicht erkennen sollte, würde sie genügend Informationen bekommen, um ihn in den Dateien des Medialnets identifizieren zu können. Solange sie den energetischen Regenbogen in sich noch verbergen konnte, konnte sie das Medialnet weiter nutzen.
    Zwei neugierige Mediale mit hohen Skalenwerten kamen nahe an ihr vorbei, hielten aber nicht an. Sascha konnte einen Teil ihrer Unterredung verstehen, sie machten sich offenbar nicht die Mühe, damit hinterm Berg zu halten. Das Wort „kardinal“ kam öfter

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